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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Unterschlupf finden konnte, wurde es von einer neuen schrecklichen Nachricht ereilt.
    Die Hindenburg, Königin der deutschen Luftschiffflotte, war bei ihrer Ankunft in Lakehurst in Flammen aufgegangen. Nach zwei wegen starker Regenfälle gescheiterten Landungsversuchen hatte es der Kapitän am Morgen des 6. Mai um sieben Uhr dreißig Ortszeit noch einmal gewagt. Gerade als man den Bug des Schiffes an einem hohen Mast festmachen wollte, brach am Heck Feuer aus. In Sekundenschnelle verbreitete es sich über den fast zweihundertfünfzig Meter langen Schiffsleib. Als das Heck sich dem Boden entgegensenkte, versuchten mehrere Personen sich durch Sprünge aus der Höhe zu retten. Dreiunddreißig Menschen, darunter auch ein Mitglied der Bodenmannschaft, fanden in dem Inferno den Tod. Dreiundsechzig konnten gerettet werden. Zur Unglücksursache, hieß es in den Meldungen, sei zur Stunde noch nichts bekannt.
    »Könnte…«, Rebekkas Stimme versagte. Der Gedanke war zu ungeheuerlich, um ihn überhaupt auszusprechen.
    David stand am Fenster und beobachtete Fabrikarbeiter auf ihrem Weg zum Bosch-Werk. Er nickte mit versteinertem Gesicht. »Wenn einer die ganze Menschheit ausrotten will, dann wird er Passagiere und Besatzung eines Luftschiffes kaum schonen, sollte er durch seinen Anschlag einen erbitterten Gegner aus dem Weg räumen können.«
    »Ich kann es nicht fassen. Sie mussten wegen uns sterben.«
    David drehte sich ruckartig um und ging auf Rebekka zu. »Das ist nicht sicher, Schatz. Wir standen doch gar nicht auf der endgültigen Passagierliste, auch nicht unter falschem Namen, weil wir gar nicht eingestiegen sind.«
    »Trotzdem… – David!« Rebekkas Augen wurden groß. »Erinnerst du dich noch, wie du die Karten in den Papierkorb hast fallen lassen? Da war doch dieses Paar, etwa in unserem Alter, das dir dabei so ungläubig zugesehen hat…«
    »Du meinst, die beiden könnten die Karten wieder herausgeholt haben und sind dann als Seamus und Gwen Montgomery durch die Kontrollen marschiert? Ich weiß nicht, Bekka…«
    »Die Möglichkeit besteht aber. Es war schon allerhöchste Zeit, und dann der Trubel wegen Wilbur. Viele hätten wahrscheinlich sogar ohne Gepäck diesen einmaligen Flug angetreten, nur um dabei zu sein, wenn die Hin denburg in diesem Jahr zum ersten Mal…« Rebekkas Stimme erstarb.
    David nickte grimmig. »Und zum letzten Mal den Atlantik überquert. Du könntest tatsächlich Recht haben, Rebekka. Dann wären die beiden Unbekannten womöglich jetzt an unserer Stelle gestorben. Vielleicht hat uns der Jesuit ja gar nicht entdeckt. Und wenn doch…« Davids Mund wurde mit einem Mal trocken. »Überleg doch einmal: Er hat die Halle fluchtartig verlassen, kann also überhaupt nicht wissen, wer tatsächlich in die Hin denburg eingestiegen ist, falls unsere Namen auf der Passagierliste stehen. Sollte ein Ehepaar Montgomery in Lakehurst verbrannt sein, dann muss er davon ausgehen, Wilbur hätte es nicht mehr geschafft, uns zu warnen, und wir seien, wie beabsichtigt, an Bord des Luftschiffes gewesen.«
    Rebekkas Augen weiteten sich, als sie nach und nach die Konsequenzen zu erfassen begann. »Das hieße, wir wären für ihn tot. Niemand würde uns mehr jagen. Wir wären frei und könnten…«
    »Zuerst brauchen wir Gewissheit«, sagte David. »Ich neige auch zu diesem verlockenden Gedanken, aber es wäre ein Fehler, unsere Zukunftspläne nach vagen Annahmen auszurichten.«
    »Dann müssen wir eben feststellen, ob wir tot sind – für den Jesuiten. Kannst du nicht bei der Luftschiffgesellschaft nachfragen, ob sich unter den Opfern ein Mr und eine Mrs Montgomery befinden?«
    David nickte entschlossen. »Das werde ich tun. Außerdem sollten wir herausfinden, warum die Hindenburg in Flammen aufgegangen ist. Wenn wir sehr vorsichtig operieren, können wir vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
    »Uns einerseits Gewissheit verschaffen, ob wir für den Kreis der Dämmerung zu Asche zerfallen sind – und andrerseits?«
    »Diesem Jesuiten auf die Schliche kommen. Ich würde mich gerne einmal mit ihm unterhalten.«
    Rebekka hielt den Atem an. »So wie mit Negromanus?«
    »Nun schau mich nicht so an, Schatz. Ich habe mir dieses vermaledeite Spiel nicht ausgedacht. Es ist uns aufgezwungen worden. Jetzt müssen wir es so gut wie nur eben möglich spielen.«

 
    Odyssee
     
     
     
    Die beiden fühlten sich so unbeschwert wie lange nicht mehr. Dennoch mahnte David seine Frau zur Besonnenheit. Die

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