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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wahr.
     
     
    Stony House gehörte schon seit Generationen zum Besitz der Camdens. Das Herrenhaus verdankte seinen Namen den rund geschliffenen Steinen, aus denen es erbaut war. Die Findlinge stammten von Cornwalls wilder Küste. Der Landsitz lag unweit von St. Ives, knapp fünfzehn Meilen nördlich von Land’s End, oberhalb einer hohen Klippe, von der aus man weit auf die Keltische See hinausblicken konnte. Für David war dies genau der richtige Ort, um sich zu verkriechen.
    Manchmal saß er dann einfach nur auf einer blau lackierten Bank vor dem Haus oder spazierte zu einer vorspringenden Klippe, eine halbe Meile weiter südlich. Dort gab es einen Felsen mit zwei Sitzmulden ähnelnden Vertiefungen.
    Eine für mich und eine für Rebekka. Seine Gedanken drehten sich allein um sie. Wenn sie doch nur bei ihm sein und diesen atemberaubenden Ausblick mit ihm teilen könnte!
    Die Klippe wurde bald Davids Lieblingsplatz. Wenn er dort saß, hatte er immer das Gefühl, wie eine Möwe über dem Meer zu schweben. Nicht selten entdeckte er Schiffe weit draußen. Es hieß, die deutschen U-Boote fügten den alliierten Geleitzügen immer wieder empfindliche Verluste zu. Der Nachschub mit lebens- und kriegswichtigen Gütern aus den Vereinigten Staaten sei durch sie ernsthaft gefährdet, David kümmerte sich nicht darum.
    Er ließ sich gehen. Sein Haar wurde langsam wieder weiß, weil er es nicht mehr nachfärbte. Das Rasieren gab er auch bald auf. Irgendwann stutzte er nur noch alle paar Wochen seinen schneeweißen Vollbart, der ihn fast so greisenhaft aussehen ließ, wie er sich fühlte. Es verlangte ihm schon größte Anstrengungen ab, Joshua R, Trevithick Anweisungen zu geben. Der Verwalter des Gutes schaute nun, da endlich wieder ein Herr auf Stony House residierte, fast täglich herein und triezte David mit allerlei Fragen, Vielleicht spürte der kleine zähe alte Bursche mit dem grauen Schnauzbart und dem wettergegerbten Gesicht auch nur, dass da ein Mensch war, der Ansprache brauchte.
    Zu Stony House gehörten weitläufige Ländereien und eine ansehnliche Schafzucht. Erst jetzt wurde es David richtig klar, was für ein Juwel er in dem Anwesen besaß, und er verstand seinen Vater, der immer davon geschwärmt hatte. Diese Erkenntnis bereitete ihm neues Leid, Auf der letzten gemeinsamen Reise des Paares von Tokyo nach New York hatte David sogar davon geträumt, hier mit Rebekka und einer lärmenden Kinderschar zu leben. Dieses Luftschloss war nun endgültig eingestürzt.
    Es sollte fast ein ganzes Jahr dauern, bis er wieder zu sich selbst fand. Vielleicht war auch der alte Joshua an dieser positiven Entwicklung nicht ganz unbeteiligt. Mit Rebekkas Hilfe hatte David gelegentliche Seelentiefs immer schnell überwinden können… Doch jetzt quälte ihn die Ungewissheit über ihr Schicksal wie ein glühendes Eisen im Fleisch und machte die Neuorientierung so überaus schwer.
    Mitte August 1940 trafen beunruhigende Meldungen über das Bombardement englischer Städte durch die deutsche Luftwaffe ein. David konnte sich noch gut an den Schock erinnern, den ein deutscher Zeppelin über London der Nation im Großen Krieg versetzt hatte. Nun fielen also wieder Bomben ins Herz des einst so mächtigen Empires. Die Briten antworteten prompt und schickten einundachtzig Bomber der Royal Air Force nach Berlin. Damit hatte der »strategische Luftkrieg« begonnen, der sich nicht gegen feindliche Armeen richtete, sondern gegen die in der Heimat Gebliebenen: Frauen, Kinder, Alte…
    Das Ziel der Bombardierungen – bald jede Nacht erglühte der Himmel jetzt unter den Leuchtspurgeschossen der Luftabwehr – war eindeutig die Demoralisierung der Zivilbevölkerung. Doch das Gegenteil wurde erreicht.
    Während noch die »Luftschlacht um England« tobte, erwachte David aus seiner dumpfen Lethargie. Aber nicht die beunruhigenden Nachrichten aus einer Welt, die er kaum noch als die eigene ansah, hatten ihm den entscheidenden Ruck gegeben, es war vielmehr eine Art Traum gewesen. Mitten am Tag hatte er ein unheimliches Erlebnis gehabt, das ihm einen heilsamen Schock versetzte.
    Wie so oft war David wieder zu der vorspringenden Klippe gewandert, um auf das Meer hinauszuschauen. Dazu nahm er wie immer einen leicht abschüssigen Pfad, der seine volle Aufmerksamkeit forderte, wollte er nicht straucheln und die Felsen hinabstürzen. Fast schon hatte er die halbe Meile bis zu seinem Lieblingsplatz bewältigt, da blickte er kurz vom Weg auf und sah zwei Menschen

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