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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Seine Ohren schalteten auf Durchzug, ließen Väterchens Standpauke wie ein Gewit ter vorüberziehen. Entweder verschreibst du dich ihnen mit Haut und Haaren oder überhaupt nicht. Nein, zu diesem Preis wollte er sich nicht verkaufen. Er erhob sich von seinem Stuhl.
    »Ich habe es mir anders überlegt, Sir. Vielleicht kann ich meiner Frau ja auf eine andere Weise besser helfen.«
    Väterchen vergaß den Rest seiner Predigt und hob beschwichtigend die Hände. »Nun laufen Sie nicht gleich weg, David. Ich habe selten so einen fähigen Mann gehabt wie Sie. Ich kann Sie ohne richtige Ausbildung nicht einfach nach Deutschland schicken. Sie haben ja keine Ahnung, was Hitlers Abwehr mit Ihnen anstellen würde, sollten Sie ihr in die Finger geraten. Aber wir finden bestimmt eine Lösung, die für Sie und Ihr Land gleichermaßen zufrieden stellend sein wird. Lassen Sie es uns so machen: Ich führe ein paar Telefonate und wir treffen uns morgen um die gleiche Zeit wieder. Dann kann ich Ihnen vielleicht schon ein konkretes Angebot machen.«
    David atmete geräuschvoll durch die Nase aus. »Also gut«, sagte er. »Bis morgen, Väterchen.«
    »Haben Sie schon eine Unterkunft für die Nacht?«, rief ihm Ayckbourn noch hinterher, aber David hatte das Büro des Oberspions bereits verlassen.
    Erfolg und Misserfolg im Krieg hatten schon immer stark von einer reibungslosen, schnellen und vor allem sicheren Kommunikation abgehangen. Im Zeitalter des »Blitzkrieges« galt dies umso mehr. Die Verteidiger sahen sich der Herausforderung gegenüber – bei gleichzeitiger Verbesserung der eigenen Nachrichtentechniken – die Befehle des Gegners abzufangen und zu dekodieren. Schon im alten Sparta hatten die Griechen wichtige Nachrichten verschlüsselt, unter Zuhilfenahme einer Apparatur, die sie Skytale nannten. Seit jener Zeit hatte sich die Kryptografie enorm weiterentwickelt.
    Die Government Communications Headquarters gehörten zum Militärgeheimdienst. Der Abteilung oblag die undankbare Aufgabe, die von verschiedensten Abhörstationen aufgefangenen Funksprüche des Gegners zu sammeln, zu dechiffrieren, zu sortieren und zu analysieren. Das Herz dieser »Staatlichen Nachrichtenzentrale« pochte in Bletchley Park im südenglischen Buckinghamshire und David war dazu ausersehen, dort »seinem Vaterland zu dienen«.
    Der Einsatz in Bletchley Park war Bestandteil der Abmachung mit Väterchen. Zunächst solle er sich mit seinen Japanischkenntnissen nützlich machen und dann werde man weitersehen. Natürlich hatte David sich für den Vorschlag anfangs überhaupt nicht erwärmen können. Er wollte nach Deutschland, zu Rebekka. Nachdem Lloyd Ayckbourn ihm aber klar gemacht hatte, dass in Bletchley Informationen aus sämtlichen von den Achsenmächten kontrollierten Gebieten zusammenliefen, ließ er sich breitschlagen. Wenigstens wolle er dann aber in der Abteilung arbeiten, die sich mit den deutschen Codes beschäftigte, verlangte David. In dem darauf folgenden zähen Ringen hatte allerdings Väterchen die Oberhand behalten. Es gab in Bletchley nur wenige Leute mit japanischen Sprachkenntnissen. David sei mit seinem Spezialwissen einfach ein zu gefragter Mann, beharrte er.
    Bletchley Park lag inmitten einer fruchtbaren, landwirtschaftlich geprägten Region der englischen Midlands, südlich der Straße von Stony Stratford nach Dunstable, aber nordöstlich von Buckingham. Die streng bewachte Anlage befand sich im Garten eines ehrwürdigen Landhauses, von denen es nicht wenige in der Gegend gab. Jetzt residierte allerdings kein Landadel in dem viktorianischen Faulkner House , sondern die oberste Leitung des geheimen Camps. Davids neuer Vorgesetzter hieß Alan Stripp. Alan leitete die japanische Abteilung. Bevor er nach Bletchley gekommen war, hatte er ein Torpedoboot befehligt. Er war ein kräftig gebauter Mann mit kurzem blondem Bürstenhaarschnitt und einem etwas lethargischen Wesen. Dieser augenfälligen Trägheit und einer Kerbe im linken Ohr verdankte er auch seinen Spitznamen: »Bulle«. Bald aber merkte David, dass Bulles Dickfelligkeit nur Methode war, eine recht erfolgreiche zumal, gelang es dem Offizier doch, die allgegenwärtige Hektik zu dämpfen und manchen Überschwang in gesunde Betriebsamkeit zu wandeln.
    Das ganze Camp war in mehrere Blocks unterteilt, die wiederum aus einer Anzahl von Baracken, den huts, bestanden. Neben den hölzernen huts gab es in Bletchley auch aus Ziegelsteinen errichtete Büros und bombensichere Bunker aus Beton

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