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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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diese Büchlein kommt keiner ran.«
    »Und wenn doch, Alan?«
    Der Mathematiker sah David einen Moment durchdringend an, dann antwortete er: »Wer das schafft, wird den dicksten Orden angehängt bekommen, den man im Vereinigten Königreich auftreiben kann.«
    »Eine ziemlich miserable Bezahlung, finde ich.«
    »Das ist nun mal der Sold für Helden, David. Knackt Großbritannien die U-Boot-Waffe der Deutschen, könnte das immerhin kriegsentscheidend sein.«
    David nickte zufrieden und lächelte. »Das gefällt mir schon wesentlich besser.«
     
     
    Hugh Alexander war das genaue Gegenteil von dem stets etwas abwesend wirkenden Turing.
    Während Letzterer in Gedanken immerfort an einer elektronischen Super-Rechen-und-Dechiffrierungs-Maschine arbeitete, für die er vorsorglich schon einmal den Namen Colossus ersonnen hatte, war Alexander eher der bedächtige Koordinator, der nie den Überblick verlor und sich scheinbar durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen ließ. In Wirklichkeit zog er die Fäden in der Abteilung, die offiziell noch unter Turings Leitung stand. Alan Turing schien gegen diese Arbeitsteilung nichts zu haben.
    »Erzähl Alex von dieser verrückten Idee«, hatte er zu David gesagt, als dieser ihn in seine Absichten einweihte. Genau das tat David nun.
    »Sagt Ihnen der Name Canaris etwas, Mr Alexander?«
    Der ehemalige Oxford-Professor für Mathematik nahm seine Pfeife aus dem Mund und beugte sich über den Schreibtisch vor. »Wilhelm Canaris?«
    David nickte.
    Hugh Alexander stieß pfeifend die Luft zwischen den Zähnen aus. Er war etwas kleiner als David, kräftig, hatte einen graublonden Haarkranz, wache blaue Augen und einen zotteligen Schnurrbart. Weil der Dezember sich in diesem Jahr schon früh mit kalten Tagen eingeführt hatte und Kohlen im Camp Seltenheitswert hatten, trug er einen dicken Pullover unter seinem braunen Tweed-Jackett. »Wollen Sie etwa andeuten, Sie hätten eine relevante Information über den Chef der Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht?«
    David lächelte unergründlich. »Sagen wir einmal, ich habe einen ganz guten Draht zum Admiral. Ich würde gerne im D-Block arbeiten, weil ich jahrelang in Deutschland gelebt und eine persönliche Bindung besonderer Art zu dem Land habe – nichts, was die Sicherheit Ihrer Abteilung gefährden könnte. Denken Sie, es wäre Ihnen möglich, sich für mich zu verwenden, wenn ich Ihnen dafür ein Enigma-Codebuch liefere?«
    Die Pfeife, die wieder zwischen den gelben Zähnen Alexanders geklemmt hatte, fiel herab. Zum Glück war sie schon vor fünf Minuten ausgegangen und richtete im Schoß des Abteilungsleiters keinen Schaden an. »Ich würde Ihnen meine Mutter für diesen verdammten Funkschlüssel verkaufen. Nun ja, sagen wir, meine Schwiegermutter.«
    »Die können Sie ruhig beide behalten.« Ich will nur einen Menschen zurückhaben. »Mir wäre es sogar lieb, wenn Sie sich den Ruhm – immer vorausgesetzt, das Ganze klappt – auf die eigene Fahne schrieben. Ich möchte im Hintergrund bleiben. Denken Sie sich meinetwegen für die Historiker irgendeine nette Geschichte aus.«
    »Das wäre das geringste Problem. Leider kann ich nicht allein über eine Operation dieser Art und vor allem dieses Ausmaßes entscheiden. Wir sind hier nur eine technische Abteilung. Was Sie da verlangen, ist Geheimdienstkram allererster Güte. Ich muss erst mit Admiral Durban, meinem Vorgesetzten, sprechen. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Spätestens morgen sitzen Sie im Block D.«
     
     
    Die Nachricht an Admiral Wilhelm Canaris wurde mit einem nur für diesen einen Einsatz entworfenen Code verschlüsselt. Beides – Code und Davids Schreiben – erreichten den hohen Geheimdienstoffizier aufgetrennten Kanälen im Abstand von sechs Stunden. Für die Übermittlung gab es Kontaktmänner, deren alleinige Lebensversicherung die Tatsache war, dass selbst in einem Krieg wie diesem die untereinander verfeindeten Parteien immer einen Kommunikationsweg zum Gegner offen halten wollten. Sowohl der Code als auch der verschlüsselte Brief waren mit einem Losungswort gekennzeichnet: Exterminans.
     
    Hochverehrter Herr Admiral Canaris!
    Höchstwahrscheinlich haben Sie nicht mehr damit gerechnet, jemals wieder etwas von »Exterminans« zu hören. Ich hätte Sie bestimmt auch nicht der mit einer neuerlichen Kontaktaufnahme verbundenen Gefahr ausgesetzt, wenn mich nicht besondere Umstände dazu zwängen…
     
    David hatte in seinen Brief alle Überzeugungskraft gelegt, zu

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