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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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er war äußerst raffiniert.
    David trat zu dem Loch und blickte hinab. Eine Steintreppe führte in die Tiefe. Der Einstieg war so schmal, dass Sumiyoshi Akashi seinen mächtigen Sumo-Ringer-Leib nie hätte durch die Öffnung zwängen können. Traurig beugte er sich zu dem toten Priester hinunter und drückte ihm die Augen zu. Dann stieg er in die Dunkelheit hinab.
    Der Gang war schmal, besaß eine abgerundete Decke und einen Steinfußboden. Gleich neben der Treppe hatte David einen Lichtschalter entdeckt. An der Decke brannten in größeren Abständen verstaubte Glühlampen.
    Was würde ihn wohl am Ende des Geheimganges erwarten? Unbemerkt in Toyamas Refugium eindringen zu können, erschien ihm kaum möglich. Der Mörder von Sumiyoshi Akashi war aller Wahrscheinlichkeit nach selbst durch diesen Tunnel geflüchtet.
    Davids Plan war denkbar einfach. Er wollte nur an Toyama herankommen, und dazu war ihm jedes Mittel recht. Wahrscheinlich fing man ihn bereits irgendwo am Tunnelausgang ab. Sollten der oder die Angreifer versuchen ihn auf der Stelle zu töten, würde David seine Macht einsetzen. Wollte man ihn festnehmen, um ihn Toyama vorzuführen: gut. Genau damit rechnete David nämlich. Er würde dem Kopf der Gesellschaft des Schwarzen Drachen seinen Siegelring abnehmen und ihn dann auffordern sich den Behörden zu stellen. Und wenn sich Toyama weigerte?
    Der Gang knickte nach rechts ab. David ging weiter und stieß nach wenigen Schritten auf eine zweite Steintreppe. An der Wand entdeckte er einen Lichtschalter und einen langen Hebel. David knipste die Beleuchtung aus und schob den Griff nach oben.
    Mit leisem Kratzen hob sich über seinem Kopf eine steinerne Falltür. Mattes Morgenlicht drang durch die Öffnung und David konnte eine Holzdecke über sich erkennen. Sonst nichts. Keine Gewehrläufe, Schwertklingen oder Lanzenspitzen zeigten auf ihn. Vorsichtig stieg er die Stufen hinauf. Plötzlich spürte er die Gefahr.
    Wie erhofft handelte es sich aber um keine lebensbedrohliche Attacke: Sobald sich sein Oberkörper oberhalb der Öffnung befand, griffen zwei kräftige Hände zu und rissen David wie eine Strohpuppe hoch. Es gelang ihm gerade noch, einen auf die Nierengegend zielenden Hieb abzumildern. Um seinen Gegner nicht zu enttäuschen, keuchte er laut auf. Während man ihn herumdrehte und auf den Steinboden warf, flogen vor seinen Augen die kahlen Wände eines Abstellraums vorüber.
    Routiniert wurde er nach Waffen durchsucht. Er trug nicht einmal ein Taschenmesser bei sich. Allerdings schien seine Brieftasche das Interesse des Grobians zu finden: Sie wurde ihm flink aus der Gesäßtasche gezogen. Schließlich berührten kalte Finger seinen Hals – und fanden die Goldkette mit dem Siegelring Belials. Sie wurde ihm abgenommen. Davids Herz begann zu rasen. Sollte er diesen Kerlen zeigen, was es bedeutete, sich mit dem Jahrhundertkind anzulegen? Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, verwarf ihn aber wieder. Wenn er jetzt einen Kampf riskierte, flüchtete Toyama vielleicht. Nein, er würde den Ring schon wiederbekommen.
    Mit dem Gesicht nach unten konnte er die Zahl der Gegner nur schätzen. David glaubte im Herumwirbeln undeutlich vier Personen ausgemacht zu haben – und ein Gesicht war ihm aufgefallen: grimmig, mit einem dünnen langen Schnurrbart dekoriert, vielleicht ein Chinese. Jetzt meldete sich eine raue Stimme, sie musste dem Fleischberg gehören, der da so schwer auf seinem Rücken thronte und ihm den Kopf gegen die Steinfliesen drückte.
    »Wer bist du? Was willst du hier?«
    »Ich bin ein alter Bekannter eures Herrn und möchte ihn sprechen.«
    »Hast du keinen Namen?«
    David überlegte kurz. »David Camden.«
    Es gab eine kurze Pause, als müsse jemand im Raum diese Bemerkung erst einmal verdauen, dann fuhr die grobe Stimme fort: »Leider kommst du zu einem unpassenden Zeitpunkt. Unser Herr ist nicht zu Hause.«
    Diese Nachricht traf David heftiger als der Nierenschwinger. Äußerlich blieb er unbeteiligt. »Nicht so schlimm. Dann komme ich später wieder.«
    »Wir haben nicht oft europäische oder amerikanische Besucher hier. Unser Herr wäre sicher sehr ungehalten, wenn wir dich jetzt einfach gehen ließen. Bis er heimkehrt, wirst du mit unserer Gastfreundschaft vorlieb nehmen müssen.«
    Das hatte David befürchtet. »Und wann wird er zurückerwartet, Ba Xun?«
    Wieder Schweigen. David hatte einen Schuss ins Blaue gewagt, einfach den Namen von Sumiyoshi Akashis Mörder genannt und damit

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