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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Wartezeit mit großer Gelassenheit auf, eine Gelassenheit, die bereits seit einigen Wochen von ihr ausging. Mit der Schwangerschaft schien eine Last von ihr abgefallen zu sein. Und damit wurde sie für David zu einer Quelle der Kraft, aus der er in Zeiten der Niedergeschlagenheit schöpfen konnte. Ganz nebenbei war ihm noch etwas aufgefallen: In ihrem jetzigen Zustand strahlte sie eine ganz neue Art von Schönheit aus, eine, die von innen zu kommen schien. Er liebte Rebekka mehr denn je und er freute sich schon auf den Tag, da er das strampelnde Kind in ihrem Leib spüren würde.
    »Warst du schon einmal in der Kongressbibliothek?«
    Rebekka sah überrascht aus. »Du willst doch nicht schon wieder Bücher wälzen?«
    »Wir haben schließlich drei Tage lang nichts zu tun.«
    Sie lächelte ihn verschmitzt an. »Ich wüsste da schon was.«
    Er streichelte ihre Wange. »Alles zu seiner Zeit, mein Schatz. Die Kongressbibliothek ist wahrscheinlich der größte Bücherschatz der Welt. Lass mich heute dort ein wenig herumschnuppern und morgen tun wir, was dir gefällt. Einverstanden?«
    Nörgelnd gab Rebekka nach und meinte, dann werde sie eben bei den Mangelkramer-Zwillingen bleiben und mit ihnen Kuchen backen. David antwortete, es wäre ihm lieber, wenn sie ihn begleite.
    Bald darauf saßen sie im Herzen des Jefferson Building, dem großen, achteckigen Lesesaal der Kongressbibliothek, und blätterten in Enzyklopädien, historischen Standardwerken und verschiedenen nationalen und internationalen Ausgaben von Who’s Who. Vor David lag ein weißes Blatt Papier, auf dem einige wenige Stichworte standen:
     
    Washington Post
    Ku-Klux-Klan
    (brennendes) Kreuz
    der Leuchtende
    Palatin?
    (Lucius) Kelippoth
     
    »Wie ich mir gedacht habe. Es gibt keinen Lucius Kelippoth.« David seufzte und klappte hörbar das letzte der biographischen Nachschlagewerke zu. »Wenn Kelippoth wirklich Zeitungen kaufen kann wie andere Leute Zuckerschnecken, dann müsste er in einem dieser Bücher stehen. Aber da ist gar nichts. Nicht mal in dieser alten Schwarte.« Er schob verächtlich das dickleibige Buch mit dem roten Einband über den Tisch.
    Rebekka klappte den Deckel auf und las den sperrigen Titel. Who’s Who in America: A Biographical Dictionary of Notable Living Men and Women. »Aber das ist ja dreißig Jahre alt. Wenn du etwas über einen aggressiven Zeitungsmogul erfahren willst, müsstest du dann nicht in einem neueren Verzeichnis nachschlagen?«
    »Nicht unbedingt. Denke nur an Teruzo Toyama, der 1882 in Kent war, als Belial den Jahrhundertplan aus der Taufe hob. Später nannte er sich Mitsuru Toyama, aber wir wissen, dass es sich bei ihm um ein und denselben Mann handelte.«
    »Dann glaubst du, dieser Lucius Kelippoth gehört zum allerengsten Kreis?«
    »Zum Kreis der Dämmerung«, bestätigte David nickend. Gleich darauf verzog er das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Na ja, es ist mehr so ein Gefühl, aber wenn es bisher um den Geheimzirkel ging, konnte ich mich meistens auf mein Gespür verlassen.«
    Rebekka blickte benommen auf Davids Notizen. Mit einem Mal fragte sie: »Warum ist hinter dem Wort ›Palatin‹ ein Fragezeichen?«
    David blinzelte ob des abrupten Themenwechsels. Rebekkas Impulsivität schien in letzter Zeit sogar noch zugenommen zu haben. Er angelte sich ein in der Nähe liegendes Lexikon. Beim Durchblättern der Seiten sagte er: »Brit war kurz vor seinem Tod nur noch schlecht zu verstehen. Die letzte Silbe dieses Namens hat er regelrecht verschluckt. Er… Da! Ich glaube, das ist es.«
    »Wie? Hast du etwas gefunden?«
    »Sieht ganz so aus. Hör mal, was hier steht.« David überflog schnell einige Zeilen und nickte. »Der Palatin ist einer der sieben Hügel Roms. Der Sage nach hat Romulus dort die nach ihm benannte Stadt begründet.« Er fuhr mit dem Finger die Zeilen eines bestimmten Absatzes nach. »Da heißt es noch, im dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus seien auf dem Palatin mehrere Tempel errichtet worden und wenig später auch Villen vornehmer Römer. Seit Augustus residierten dann die römischen Kaiser auf dem Palatin.« David fuhr sich mit der Hand durch sein braun gefärbtes Haar und nickte zufrieden. »Ich finde, das passt sehr gut.«
    Rebekka legte die Stirn in Falten. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Überleg doch einmal: Kein anderes Reich hat so lange die Welt beherrscht wie Rom. Der Palatin ist ein Symbol der Macht. In Jesaja, Daniel und in anderen Büchern der Bibel werden Berge

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