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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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möglich.«
    »Francis, schlag dir das aus dem Kopf. Die Ärzte haben alle übereinstimmend von einer heimtückischen Infektion gesprochen. Es gibt keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung…«
    »Dabei wollen wir es auch belassen«, unterbrach David den aufgeregten Mann. »Wenn man je die Geschichte eures Magazins niederschreiben wird, dann soll unser Freund ein tragisches, viel zu frühes Ende gefunden haben. Die Verwicklung in ein Gewaltverbrechen – und wenn auch nur als Opfer – könnte Anlass zu irrigen Spekulationen geben.« David ließ Britons Hand los und erhob sich. Nervös begann er im Raum auf- und abzuschreiten. »Trotzdem muss ich die Wahrheit herausfinden. Sagt dir das Wort Kelippoth etwas?«
    Henry dachte einen Moment lang nach, dann zuckte er mit den Schultern. »Es kommt mir zwar bekannt vor, aber offen gestanden fällt mir gerade nichts dazu ein.«
    »Kelippoth ist ein Begriff aus der Lurianischen Kabbala. In dieser Geheimlehre versteht man darunter die Scherben des Bösen, in denen die Funken des göttlichen Lichts gefangen sind. Aber vielleicht hatte das Wort für Brit ja noch eine andere Bedeutung. Könntest du – ich meine, sobald du wieder einen klaren Kopf hast – noch einmal darüber nachdenken?«
    »Das mache ich. Wenn an Brits Tod irgendetwas faul ist, will ich es genauso wissen wie du. Allerdings – sei mir nicht böse – ich habe an deiner Theorie so meine Zweifel.«
    »Was ich vollauf verstehen kann. Wenn nicht schon so viele meiner Vertrauten auf mysteriöse Weise umgekommen wären, würde ich die Geschichte ja selbst als aberwitzig abtun. Sei bitte vorsichtig, Henry. Ich möchte auf keinen Fall, dass du Brits Nachforschungen wieder aufnimmst. Es genügt, wenn du dich für mich erinnerst. Ihr habt euch vermutlich fast täglich gesehen. Seine letzten Worte kennst du jetzt. Hat er Ähnliches schon irgendwann einmal erwähnt? Ist dir vielleicht eine Notiz oder ein Schriftstück auf seinem Schreibtisch aufgefallen? Egal was dir dazu in den Sinn kommt, es könnte wichtig für mich sein.«
    Henry nickte mit geschlossenen Augen. »Schon gut. Ich habe dich verstanden, David. Wenn mir etwas einfällt, gebe ich dir Bescheid.«
    Nachdem die drei von dem Verstorbenen noch einmal Abschied genommen hatten, verließen sie gemeinsam das Krankenhaus. Beim Eingang fand David sein Gepäck wieder. Koffer für Koffer war säuberlich hintereinander aufgereiht. Daneben stand der Pförtner aufmerksam wie ein scharfer Wachhund. Als er das junge Ehepaar in Begleitung Luces sah, schüttete er über sie einen Schwall von Entschuldigungen aus. Er habe ja nicht gewusst, dass die jungen Leute zu Mr Hadden gehörten. Wäre sein Name nur einmal erwähnt worden, hätte er sich selbstverständlich sogleich erboten, auf die Koffer und Taschen aufzupassen. Wenn die Herrschaften das nächste Mal kämen, könnten sie so viel Gepäck mitbringen, wie sie wollten.
    David, der sich seine Siebensachen schon wieder aufgeladen hatte, sah den schnauzbärtigen Mann nur traurig an. »Ich kann Sie beruhigen, Mister. Wir werden Ihnen nicht mehr zur Last fallen. Briton Hadden ist soeben verstorben.«

 
    Die Graue Eminenz
     
     
     
    Henry hatte seinem langjährigen Japankorrespondenten angeboten, wieder offiziell für das Magazin zu arbeiten, aber David hatte abgelehnt. Er wollte nicht auch noch ihn, Luce, in Gefahr bringen. Und außerdem würden Rebekka und er ohnehin nicht lange in New York bleiben.
    Zu Rebekkas großer Freude waren im Abingdon Guest House zwei Zimmer frei. Die kleine Pension in Greenwich Village erinnerte sie an eine glücklichere Zeit. Seit 1924 hatte sich im liebevoll möblierten Reihenhaus kaum etwas verändert. Damals waren sie gerade frisch verheiratet gewesen. David beauftragte eine Spedition in Chicago mit der Überstellung ihrer Habseligkeiten, die sie vor der überstürzten Abreise nach Japan dort hatten einlagern lassen. Mit dem Inhalt der Kisten und Koffer verwandelte Rebekka die zwei kleinen Räume bald in ein behagliches Nest.
    Ab und zu ließ sich David in der Time-Redaktion blicken. Charlotte, die Sekretärin des Herausgebers, hatte den Umzug nach Cleveland und wieder zurück nach New York in ausgezeichnetem Zustand überstanden – sie hatte zwar etwas zugelegt, aber ihre Fledermausohren funktionierten noch genauso gut wie vor fünf Jahren. Die Haare trug sie jetzt schwarz.
    David machte Bekanntschaft mit etlichen neuen Kollegen, aber auch einige alte Gesichter freuten sich ihn wieder zu sehen.

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