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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ebenfalls mit Königreichen gleichgesetzt. Und was will der Kreis der Dämmerung?«
    »Die unumschränkte Weltherrschaft«, flüsterte Rebekka. »Du hast Recht, das passt wirklich.«
    David nickte mit leuchtenden Augen. »Ich glaube, wir werden demnächst eine kleine Schiffsreise nach Italien unternehmen.«
    »Ist das nicht ein bisschen vorschnell? Mir wäre es lieber, wir würden uns zunächst nach einem Ort umsehen, wo ich unser Kind zur Welt bringen kann.«
    David blickte seine Frau betroffen an. In seinem Jagdeifer hatte er Rebekkas Bedürfnisse vorübergehend ganz aus den Augen verloren. Zerknirscht schlug er das Buch zu, nicht ahnend, dass er damit einen anderen Hinweis auf derselben Seite unbeachtet ließ. Für dieses Versäumnis sollte er einen hohen Preis zahlen.
    Den Samstag verbrachten David und Rebekka in einigen Museen der Smithsonian Institution. In der Neuen Welt gehörte diese wissenschaftliche Einrichtung, die sich der Vermehrung und Verbreitung von Wissen verschrieben hatte, zu den ältesten ihrer Art. Sie war gewissermaßen aus elf Kisten, randvoll mit Goldmünzen, erwachsen. Allerdings handelte es sich hierbei nicht, wie man ja vielleicht denken könnte, um einen Piratenschatz, sondern um den Nachlass eines britischen Chemikers namens James Smithson, der bis zu seinem Ableben im Jahre 1829 eine besondere Sympathie für die Vereinigten Staaten von Amerika gehegt hatte. Als Kunstliebhaberin interessierte sich Rebekka besonders für die Freer Gallery. Auch den legendären Hope-Diamanten im Nationalmuseum für Naturgeschichte musste sie unbedingt sehen. Die sterblichen Überreste des Stifters in der Krypta von Smithsonian Castle dagegen reizten sie weniger.
    Der Sonntag wurde im Wesentlichen durch ausgedehnte Spaziergänge am Potomac River und längere Unterhaltungen mit den Mangelkramer-Zwillingen bestritten. Nachdem Lisa und Karla erst einmal erfahren hatten, dass sich Rebekka in anderen Umständen befand, umsorgten sie die werdende Mutter wie eine eigene Tochter. Diese Pflege schloss insbesondere die Verköstigung mit größeren Mengen von Zwetschkenröster, Schweinebraten mit Knödeln und Blaukraut sowie Windbeuteln ein. Mit Erschrecken registrierte David die Bereitwilligkeit, mit der sich seine Frau den beiden Fräuleins einen ganzen Tag lang auslieferte.
    Am Montag früh fuhr das Paar von der Canal Road – wohlgenährt und ausgeruht – erneut zum Stammhaus der Washington Post. Die Dame am Empfang war äußerst freundlich und merkte lächelnd an, sie sei von Henry »Hank« McMillan bereits vorgewarnt worden. David war sichtlich aufgeregt, als sie Augenblicke später in das Büro des Chefredakteurs vorgelassen wurden.
    McMillan war ein gedrungener Mann Ende dreißig, der aussah, als habe er sich während seiner Studentenzeit gelegentlich als Preisboxer verdingt. Gleichwohl strahlte sein breites Gesicht eine gewisse Gutmütigkeit aus. Mit den kurz geschorenen roten Haaren erinnerte er David entfernt an Vater Bucklemaker, den als Geistlichen getarnten Feldwebel der Westminster School.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr Murray«, begrüßte McMillan lautstark seinen Gast.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mr McMillan.«
    »Oh, sagen Sie doch bitte Hank zu mir. Wir gehören ja schließlich beide der gleichen Kaste an.« Er zwinkerte Rebekka verschwörerisch zu.
    »Gerne, Hank. Ich bin übrigens Francis.«
    »Was führt Sie zu mir, Francis?«
    »Es geht«, David blickte sich unwillkürlich nach der geschlossenen Tür um, »es geht um eine ziemlich delikate Angelegenheit.«
    »Wir sind zwar nicht die New York Daily News, aber delikate Angelegenheiten interessieren mich immer.«
    »Gut. Was würden Sie also davon halten, wenn ein einzelner Mann oder eine kleine Interessengemeinschaft alle wichtigen Blätter dieses Landes unter seine oder ihre Kontrolle brächte?«
    McMillan wurde ernst. Zögernd antwortete er: »Nun, eine Zeitung zu machen ist zunächst einmal ein Geschäft wie jedes andere. Sollte ein Blatt nicht rentabel wirtschaften, dann muss es Konkurs anmelden. Wenn ein Verleger dagegen Möglichkeiten sieht, wirtschaftlicher zu produzieren, dann ist es wohl nur legitim, sich…«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Hank. Ich spreche hier weder von einem klassischen Verleger noch von Kosteneinsparungen durch Syndikate, freie Mitarbeiter oder gemeinsame Nutzung von Druckereien. Mir liegt an Ihrer Meinung zur Frage der totalen Kontrolle aller wichtigen Nachrichtenblätter.

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