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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hinzu, auf dass es zu nichts werde.«
    Der Schemen hörte augenblicklich auf zu lachen. Gleichzeitig verschwand auch Davids ziehender Schmerz.
    Ächzend kämpfte er sich auf die Knie hoch. Auf allen vieren, mit hängender Zunge stierte er auf die vor ihm aufragende dunkle Gestalt. Es war eine schreckliche Szene. Negromanus stand da wie versteinert, Rebekka und die beiden anderen Frauen stöhnten und David wagte nicht sich zu rühren – vermutlich konnte er es nicht einmal.
    Aber dann sanken die Arme des Schemens schlaff herab und er begann zu wanken. David atmete erleichtert auf. Was immer diesen schattenhaften Organismus noch auf den Beinen hielt, ohne Blut, seine Lebenskraft, war er bereits so gut wie tot.
    Ein Schmerzenslaut Rebekkas brach endgültig den Bann, der David gefangen hielt. Er blickte zum Bett hinüber. Ihr Körper krümmte sich erneut wie unter Krämpfen. Sie brauchte dringend Hilfe. Noch einmal sah er zu dem taumelnden Schemen hin. Der musste jeden Augenblick zusammensinken…
    Mit einem Mal schien Davids Geist von einem Blitz erhellt zu werden. Für die Dauer eines Wimpernschlages sah er ein schreckliches Bild. Negromanus wollte auch noch den letzten Funken eigenen Lebens dem Bösen opfern. Er würde beide mit sich in den Tod reißen – Rebekka und das Kind.
    Das grüne Glimmen in den Augen des Schemens nahm wieder zu. Erneut schrie Rebekka vor Schmerz auf. Und David stimmte in den Schrei mit ein. Er presste die letzten Reserven aus seinem Körper und schnellte vom Boden hoch. Seine Rechte bekam den Katana-Griff über dem Schrank zu fassen und riss das Schwert in einem horizontalen Bogen durch die Luft, so schnell, dass die Lackscheide einfach an Ort und Stelle liegen blieb.
    Negromanus zeigte keinerlei Reaktion. Er wankte immer stärker und es sah aus, als verblasse sein Körper zu einer grauen Wolke. David taumelte mit dem Schwert voran. Noch nie war er dem Schemen so nahe gewesen. Er glaubte in den glosenden Augen Furcht zu erkennen.
    »Wenn du jetzt den Knecht tötest, dann wirst du den Herren gegen dich aufbringen«, flüsterte Negromanus drohend.
    David schnappte nach Luft. Seine Beine drohten unter ihm nachzugeben, doch auf sein Gesicht trat ein grimmiges Lächeln. Er holte weit mit dem Langschwert aus und sagte ohne Mitleid: »Ich werde es auf einen Versuch ankommen lassen.« Dann schlug er zu.
    Für einen Moment schien es, als habe das katana sein Ziel verfehlt. Aber dann fielen Negromanus und sein Kopf auf getrennten Wegen zu Boden.
    David sackte auf die Knie. Mühsam stützte er sich auf sein Schwert. »Für mein Kind«, ächzte er. »Und für euch, Vater, Mutter und all ihr Freunde, die er zu Tode gequält hat.« Während er auf Negromanus’ blutleeren Torso blickte, wurde ihm erneut schwarz vor Augen. Vom Hals her aufwärts erfasste ihn eine warme kribbelnde Woge, dann sank er besinnungslos in sich zusammen.

 
    Bitterkeit
     
     
     
    »Au!« Mit einem Zischen schreckte David hoch, was seine Schulter nur noch mehr schmerzen ließ. Über sich sah er die Gesichter von Marie und dem Hausmädchen, das etwa in Rebekkas Alter war.
    »Ganz eindeutig. Es ist gebrochen«, sagte die Ärztin geschäftsmäßig und drückte ihren Patienten wieder sanft auf die Liege zurück.
    »Was…?«, stöhnte David.
    »Dein Schlüsselbein«, diagnostizierte Marie.
    »Nein – au! Mich interessieren meine Knochen nicht. Was mit Rebekka ist, will ich wissen!«
    Ein dunkler Schatten schob sich vor Maries Gesicht.
    »Sie ist doch nicht…?«
    »Nein, nein«, antwortete die Ärztin schnell. »Es geht Rebekka gut – den Umständen entsprechend.« Sie wechselte einen raschen Blick mit Antoinette.
    Eine furchtbare Ahnung überkam David. »Das Kind! Was ist mit ihm?«
    Marie legte ihm ihre Hand auf die Stirn und fuhr dann über sein Haar. »Rebekka ist stark, David. Sie kann noch viele Kinder haben.«
    David schüttelte ungläubig den Kopf. Seine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen, »Nein! Das darf nicht sein!«
    »Euer Kind war noch viel zu winzig, um lebensfähig zu sein. Es tut mir so Leid, mein Junge!«
    »Ich habe seine Bewegungen gespürt«, hauchte David mit glasigem Blick, »Heute Nacht, in Rebekkas Leib.« Als ob es mich vor dem Urian hätte warnen wollen! »Ich bin schuld…«
    »David!«, unterbrach ihn Marie streng. »Schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf. Du und Bekka seid die Opfer dieses Scheusals. Er hat das Kind auf dem Gewissen und niemand sonst.«
    Aber es ging ihm nur um mich! Wäre

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