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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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los. Mein Kind wurde mir genommen, David! Negromanus hätte uns beinahe getötet. Erst jetzt wird mir das so richtig bewusst. Ich brauche etwas Ruhe, um das alles zu verarbeiten und mich auch körperlich zu erholen.«
    David legte seine Hand sanft in ihren Nacken, zog sie ganz zu sich heran und küsste ihren Mund, bevor er leise antwortete. »Du hast Recht. Es war selbstsüchtig von mir, nur an mich zu denken. Ich mache dir einen Vorschlag, Schatz: Berlin soll eine aufregende Metropole sein. Dort gibt es Kultur pur: Museen, Kinos, Revuen, alles, was dir während unserer Reisen immer so gefehlt hat. Sobald wir hier fertig sind, nehmen wir den nächsten Zug dorthin und suchen uns eine kleine Wohnung. Wenn ich das Geheimnis dieses Fremden da«, er tippte auf das Foto in der Zeitung, »in Berlin nicht lüften kann, dann bleiben wir trotzdem in der Stadt, bis es dir wieder besser geht. Was hältst du von meinem Vorschlag, hm?«
    Rebekkas Gesicht blieb eine Zeit lang ernst und nachdenklich, aber dann erschien ein Lächeln auf ihren Lippen. »Du würdest wirklich für mich an einem Ort bleiben, auch wenn es dich woanders hinzieht?«
    David nickte bedeutungsvoll, hob zwei Finger wie zum Schwur und antwortete: »So wahr ich hier stehe und dich gleich wieder küssen werde.«
    Kleine Fältchen entstanden auf Rebekkas Nase und sie erwiderte rasch: »Nein, ich küsse dich.«
     
     
    Nach dem Frühstück spazierten David und Rebekka zur Alten Universität. Vom Studiosus bis zur Grabengasse brauchte man nur wenige Minuten. Der Pförtner dort verwies sie weiter zur neuen Bibliothek im nahe gelegenen Durm-Bau. Hilfreiche Passanten halfen ihnen den Hort des Wissens sicher zu erreichen. Bald darauf blickte David durch ein viel zu kleines Fenster auf einen Wurstbrote verzehrenden weiteren Pförtner. Der massige aschblonde Mittvierziger steckte in dunkelblauer Dienstkleidung und tat so, als bemerke er die Ankömmlinge nicht.
    »Guten Morgen, der Herr. Gehe ich recht in der Annahme, in diesem Gebäude die Bibliotheca Palatina zu finden?«
    »Hä?«
    David sah den kauernden Pförtner konsterniert an. Vielleicht kam man bei dem Mann nur im hiesigen Dialekt weiter, was die Hinzuziehung eines Dolmetschers notwendig gemacht hätte. David lächelte gewinnend, wiederholte sein Anliegen langsam, deutlich sowie mit vereinfachter Wortwahl.
    »Ich suche eine sehr alte Sammlung von Büchern. Sie soll zur Bibliothek der Ruprecht-Karl-Universität gehören…«
    »Biescher?«, stieß der Pförtner hervor. Dabei fiel ihm ein Teil seines Frühstücks aus dem Mund. Es trat eine Pause ein, offenbar musste die Frage im Gehirn des Mannes erst richtig einwirken, dann erhellte sich seine Miene jäh und er brüllte: »Ä, warum häwe Se des net glei gsacht…?«
    Der Einlasskontrollbeamte bemerkte jetzt Davids ratlose Miene. »Sie sin net von do, häw isch Rescht?«
    David zuckte mit den Schultern, was einen angestrengten Ausdruck auf das Gesicht des Pförtners zauberte, während er gleichzeitig den Rest seines Bissens hinunterwürgte. Dann erklärte er hinlänglich klar: »Die alten Sammlungen können nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Bibliotheksleitung eingesehen werden.«
    Das klang nach einem nervenaufreibenden Formularkrieg. David bat den Pförtner im Sekretariat des Bibliotheksleiters vorsprechen zu dürfen.
    Dem Uniformierten mundete diese Eingabe deutlich weniger als sein Frühstück. Missmutig zielte er mit seinen knubbeligen Fingern auf die kleinen Löcher in der Telefonwählscheibe. Sein Gesicht wurde förmlich, dann tauschte er mit einer Person am anderen Ende der Leitung einige ebenso knappe wie unverständliche Sätze aus, bevor er unvermittelt den Hörer durch das winzige Fenster reichte und in einem Mischmasch aus Deutsch und diesem fremdartigen Dialekt sagte: »Des do is die Lämmles-Marie, die reschte Hand vum Herrn Direktor. Die will korz selwer mit Ihne redde.«
    Der Stimme nach war die Lämmles-Marie eine Frau fortgeschrittenen Alters mit einem sanften, aber unnachgiebigen Wesen. Nachdem David sich und sein Anliegen vorgestellt hatte, erklärte sie, der Herr Direktor Dr. Fresenius leide unter einem übervollen Terminplan und stehe nur nach vorheriger Absprache für auswärtige Besucher zur Verfügung.
    David wollte sich so schnell nicht abschütteln lassen und entsann sich eines alten Tricks. »Frau Lämmle, wenn Dr. Fresenius in seinem Büro ist, dann lassen Sie mich bitte wenigstens kurz am Telefon mit ihm sprechen. Sagen Sie ihm,

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