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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Jahrhunderts schrieb er einen Kommentar zu den damals noch erhaltenen Schriften des Aristoteles. Das ›Laboratorium ‹, in dem er seine Forschungen betrieb, war die Bibliothek von Cordoba, die immerhin vierhunderttausend Bände umfasste! Was mich an dem Philosophen jedoch interessiert hat, waren seine persönlichen Notizen über den Bibliotheksbrand von Alexandria und ein angebliches Mordkomplott gegen Alexander den Großen.«
    »Dann könnte dieses Dokument also wirklich echt sein.« Im Grunde zweifelte David längst nicht mehr daran.
    »Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, genau das zu beweisen. Es gibt aber noch weitere versteckte Anspielungen auf die Handschrift. Am bemerkenswertesten ist sicher ein deutlicher Hinweis bei Ibn Chaldun, einem anderen Muslim, der ungefähr zweihundert Jahre nach Ruschd lebte. Ibn Chaldun hat für mich wie kaum ein anderer Historiker seiner Zeit Fakten zusammengetragen, wissenschaftlich kommentiert und interpretiert. Er reiste tausende von Kilometern, um sich an historischen Originalschauplätzen selbst ein Bild zu machen. Von mystischen Mutmaßungen hielt er überhaupt nichts. Dennoch erwähnt er Jasons Geschichte. Und nun noch eine Annähme, die sich auf den Umstand stützt, dass Ibn Chaldun ein Zeitgenosse des Palatins Ruprecht I. war…«
    »Was ist eigentlich ein Palatin?«, fragte Rebekka unverwandt.
    »Das lateinische Wort bedeutet in diesem Fall so viel wie Pfalzgraf«
    »Womit sich auch der Name der Bibliothek erklärt«, fügte David hinzu.
    Fresenius kratzte sich am Ellenbogen. »Richtig. Die Kurfürsten von der Pfalz residierten über mehrere Generationen hinweg hier in Heidelberg. Ruprecht I. gründete 1386 die nach ihm benannte Universität. Bereits wenige Jahre später entstanden im Bereich der Hochschule drei Bibliotheken: die Büchersammlungen der Artistenfakultät, der höheren Fakultäten und der Stiftskirche. Es wäre also durchaus denkbar – darauf stützt sich meine Theorie –, dass der Pfalzgraf und Kurfürst Jasons Geschichte von keinem Geringeren als Ibn Chaldun persönlich bekommen hat, vielleicht als Gastgeschenk, und diese so in den Anfangsbestand der Bibliotheca Palatina gelangte.«
    »Von wo aus sie dann später in ein Grab wanderte.«
    »So ist es. Ich nehme an, diese Geschichte gefällt Ihnen, Herr Pratt?«
    »Ich bin überwältigt davon«, gab David freiheraus zu. »Ich glaube, Sie wird mein Leben verändern. Noch einmal vielen Dank für Ihre Hilfe, Dr. Fresenius.«
    »Jetzt übertreiben Sie aber. Selbst wenn dieser Belial wirklich Alexander den Großen hat umbringen lassen, wird sich dadurch der Lauf der Welt nicht ändern.«
    David lächelte still in sich hinein. Seien Sie sich da mal nicht zu sicher, mein Freund.

 
    Berliner Luft
     
     
     
    Die Dampflokomotive stieß einen schrillen Pfiff aus. An den Fenstern der Waggons huschten Backsteinhäuser vorüber. In den Abteils öffneten sich müde Augen und gähnende Münder, dicke Bücher und knappe Hosenbünde wurden eilig geschlossen, Jacken angezogen, Taschen gegriffen…
    »Wir müssen jeden Augenblick da sein«, sagte David zu Rebekka und machte sich ebenfalls daran, die Koffer von der Ablage zu zerren.
    Seit dem frühen Morgen saßen sie nun schon im Zug. Der vergangene Tag in der Heidelberger Universitätsbibliothek bedeutete für Davids Kampf gegen den Kreis der Dämmerung zwar einen großen Erfolg, aber die Offenbarungen des Dr. Fresenius waren dennoch nur eine gewonnene Schlacht, der endgültige Sieg gegen Lord Belial stand wohl noch in weiter Ferne.
    Zunächst galt es, Jasons Geschichte zu enträtseln und mehr über den Unbekannten aus der Freitagszeitung herauszufinden. Die Seite mit dem Foto befand sich in Davids Gepäck, Er würde mit dem Bild tingeln gehen, Rebekka wollte Zeit zur Erholung? Bitte sehr. Währenddessen würde David den Archäologen auf der Museumsinsel und die Archive in den Zeitungsredaktionen besuchen, auf Ämtern und Behörden nach der Familie von Johannes Nogielsky fahnden, in der britischen Botschaft die Erneuerung ihrer Pässe beantragen, Henry Luce um einen Presseausweis auf den Namen David Pratt anschreiben und ihm einige Artikel aus der deutschen Hauptstadt anbieten, mit Giovanni Leopardi sowie Lorenzo Di Marco in Kontakt treten, neue Gesinnungsbrüder suchen, vielleicht sogar ein deutsches Netz von Helfern aufbauen… Langeweile war also nicht zu befürchten.
    Während der Bahnfahrt hatten David und Rebekka über das allererste Ziel gesprochen, das es zu

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