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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ende des Sonnenkreises und sollte den König ermorden, was ihm auch gelang. Alexander hatte dem Plan ausdrücklich zugestimmt, durch den er nun selbst auf den Thron gelangte. Nach heutigem Wissen muss die Bluttat um das Jahr 336 vor Christus begangen worden sein.«
    »Dann dachte Fürst Belial vermutlich, der junge Alexander sei besser zu kontrollieren als dessen eigensinniger Vater.«
    Fresenius nickte, deutete auf die Pergamentbogen und antwortete: »Jason schreibt, Alexander sei gerade erst zwanzig und ziemlich ungestüm gewesen. Belial glaubte ihn mit Lustbarkeiten, vielleicht auch mit ein paar kleinen Schlachten ablenken zu können, um in Ruhe seine eigenen Ränke zu schmieden. Offenbar hatte er Alexanders Talente völlig falsch eingeschätzt. Innerhalb weniger Jahre eroberte der junge Feldherr ein Weltreich. Eine zentral geführte Beamtenschaft, eine vorherrschende Sprache, einheitliche Gesetze – das alles verhieß Stabilität, ein Zustand, der Belials Plänen offenbar widersprach. Deshalb gab er Jason, der inzwischen zu Alexanders Vertrauten gehörte, einen neuen Mordauftrag…«
    »Aber wie kommt es, dass alle Welt an einen Tod durch Malaria glaubt?«
    »Gift«, antwortete Fresenius knapp. »Jason schreibt, er habe es von Belial persönlich bekommen. Die Vergiftungserscheinungen des Mittels waren zu der damaligen Zeit von den Malariasymptomen nicht zu unterscheiden.«
    David nickte mit glasigem Blick, Briton Hadden – er starb fast im gleichen Alter wie der antike Eroberer – war auch das Opfer einer angeblichen Infektion gewesen. »Und so wurde Alexanders Reich unter seinen Generälen aufgeteilt, es kam zu den Diadochenkämpfen und Belial konnte im daraus resultierenden Durcheinander wieder schalten und walten, wie es ihm beliebte.«
    »So jedenfalls beschreibt es Jason«, stimmte Fresenius zu und kratzte sich wieder am Ellenbogen. »Eine ziemlich verrückte Geschichte, nicht wahr?«
    Die sich derzeit in noch schlimmerem Ausmaß zu wiederho len scheint. »Wie man’s nimmt. Politische Morde gehören leider auch heute noch zur Tagesordnung. Hat dieser Jason am Ende vielleicht doch ein schlechtes Gewissen bekommen?«
    »Er nennt es Zweifel, aber es läuft wohl auf dasselbe hinaus. Jason hat Alexander verehrt, aber Belial gefürchtet. Angeblich trug er einen Siegelring, der ihm Macht, ein langes Leben, aber auch die Abhängigkeit vom Großmeister der Bruderschaft bescherte. Wenn man das schmückende Beiwerk in Jasons Schilderungen wegstreicht, dann bleibt schiere Todesangst. Er brachte Alexander gegen seine eigene Überzeugung um.«
    Die Erwähnung des Siegelringes hatte David aufhorchen lassen. »Zweifeln die Historiker am Wahrheitsgehalt dieses Dokumentes, weil Jasons Beschreibungen für sie zu phantastisch klingen?«
    »Abgesehen von den Widersprüchen zu den bisher anerkannten historischen Fakten würde ich dies tatsächlich als Hauptangriffspunkt der Kritiker sehen. Mystizismus kommt bei Wissenschaftlern nicht gut an. Und Jasons Geschichte ist voll davon! Das beginnt schon beim Namen dieser ominösen Bruderschaft. Angeblich habe Fürst Belial mit seinen Schergen regelmäßig an dem Ort getagt, wo die Sonne am Horizont untergeht – heute wissen wir, was für ein Humbug das ist. Des Weiteren schreibt Jason, außer ihm habe auch jedes andere Mitglied der Bruderschaft einen besonderen Siegelring besessen, der das Leben seines Trägers um ein Vielfaches verlängerte. Und zuletzt versteigt er sich auch noch so weit, diese Ringe als mögliche Waffe gegen den Bund ins Spiel zu bringen. Wenn Sie mich fragen…«
    »Was haben Sie da eben gesagt?«, unterbrach David den Bibliothekar. »Jason erwähnt eine Methode, wie man die Bruderschaft sprengen kann?«
    Der Doktor wiegte den Kopf hin und her. »Warten Sie, ich suche die Stelle heraus. Sie ist nicht schwer zu finden, weil sie ganz am Ende steht.«
    Mit äußerster Vorsicht legte er die Blätter, jedes für sich, zur Seite. Beim letzten ließ er den behandschuhten Finger über die Zeilen wandern, ohne das kostbare Manuskript dabei zu berühren. David bewunderte diesen Gelehrten, der Altgriechisch offenbar flüssig lesen konnte.
    »Ja, jetzt weiß ich’s wieder«, freute sich Fresenius und kehrte mit dem Finger zur Ausgangsposition zurück, um den Text aus dem Stegreif zu übersetzen. Atemlos verfolgten David und Rebekka die Schilderungen eines seit Jahrtausenden verstorbenen Mannes.
     
    Zwölf Ringe der Macht waren dem Fürsten eigen: Elf gab er uns, seinen

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