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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Januar 1900 geboren. Ich glaube nicht, dass meine Lebensuhr sich um den gregorianischen oder um einen der vierzig anderen auf diesem Planeten gebräuchlichen Kalender kümmert.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, spätestens wenn in Samoa die Silvesterknaller in den Himmel steigen, gehen für mich die Lichter aus.«
    Einige Minuten lang herrschte bedrückende Stille im Wagen. Nur die Fahrgeräusche waren zu hören. Außer David schien sich niemand mit dem Ausgang dieser Geschichte abfinden zu wollen.
    Er war es dann auch, der das Schweigen brach. »Davy, du müsstest einige Dinge für mich organisieren.«
    »Natürlich«, erwiderte der junge Mann mit schwacher Stimme.
    »Lass die Neutronenbombe wieder in das Flugzeug schaffen und sie scharf machen. Außerdem kläre bitte, ob die Concorde mit einem Autopiloten starten kann. Sie soll nach dem Take-off Richtung Westen fliegen, geradewegs auf den Pazifik hinaus. Lass am Kopfende des Passagierraums einen Höhen- und Geschwindigkeitsmesser installieren… Halt! Einen Tachometer können wir uns sparen. Der ist zur Belustigung der Passagiere eh schon angebracht. Ein Höhenmesser reicht.«
    »Mehr Wünsche hast du nicht?«
    »Doch. Ich brauche einen guten Sekundenkleber.«
     
     
    Es bedurfte dann doch Davids persönlicher Überredungskunst, um den befehlshabenden General davon zu überzeugen, die Atombombe wieder in die Concorde schaffen zu lassen. Zugegeben, das Telefonat mit dem Oberbefehlshaber mochte auch hilfreich gewesen sein. Der Präsident nahm David Pratt sehr ernst, seit einer seiner Sternenträger ihm zerknirscht von dem Projekt »Racheengel« berichtet hatte.
    »Sie wollen dieses grazile Vögelchen doch nicht wirklich in die Luft jagen?«, sagte General Stubbart in verschwörerischem Ton. Sein Oberkörper war leicht vorgebeugt und er blickte abwechselnd in Davids, dann wieder in das starre Gesicht seines Adjutanten.
    »Eigentlich schon«, antwortete David.
    »Aber – von der radioaktiven Verseuchung einmal abgesehen – diese Dinger kosten Millionen! «
    »Es ist ein britisches Flugzeug und Tony Blair hat dem Plan schon zugestimmt.«
    »Das schnellste Verkehrsflugzeug der Welt gehört den Tommies?«, stieß der General ungläubig hervor. Entrüstet wandte er sich an den Adjutanten. »Lieutenant Dwarf, ist das wahr?«
    Dwarf war ein hagerer Kerl, dem die Gesichtsmuskulatur abhanden gekommen zu sein schien. Selbst jetzt verzog er keine Miene. »Ich kann Sie beruhigen, Sir. Das Flugzeug gehört den Briten, Sir.«
    General Stubbart atmete auf. Er wippte selbstzufrieden auf den Hacken hin und her, bedachte das schlanke Überschallflugzeug mit einem diebischen Lächeln und sagte: »Na, dann will ich mal ein Auge zudrücken.«
    »Ist der Höhenmesser schon eingebaut, General?«, fragte David.
    »Die BA-Techniker arbeiten noch daran.«
    »Was ist mit dem Autopiloten? Kann das Ding ohne Besatzung fliegen?«
    »Da wird die Sache schon schwieriger. Die Concordes sind im Schnitt zweiundzwanzig Jahre alt, also mit einer vergleichsweise antiquierten Technik ausgestattet. Man braucht noch drei Leute – Pilot, Copilot und Bordingenieur –, um sie sicher in die Luft zu bringen.«
    »Die Maschine muss nur weit genug auf den Pazifik hinauskommen, damit nach einer Explosion die amerikanische Westküste nicht radioaktiv verseucht wird. Könnte ein Pilot die Concorde starten, den Autopiloten aktivieren und dann abspringen?«
    Der General sah seinen Adjutanten an, der es irgendwie schaffte, ohne erkennbare Lippenbewegung die Antwort zu geben. »Ziemlich riskant. Die Aerodynamik erlaubt keinen Langsamflug. Der Vogel geht sogar beim Landen mit einhundertsiebenundachtzig Meilen runter, das sind dreihundert Stundenkilometer. Ein geübter Springer könnte es vielleicht schaffen.«
    An dieser Stelle mischte sich Davy ein. »Die Maschine sollte von einem Team geflogen werden, das auf Solas Gehaltsliste steht.«
    Davids Augenbrauen hoben sich. »Das ist interessant. Womöglich handelt es sich sogar um ein Selbstmordkommando. Ist die Besatzung noch hier?«
    »Wir haben sie vorsorglich festnehmen lassen«, sagte der General.
    David lächelte zufrieden. »Ich werde die Jungs überreden, mich zu begleiten. Bevor wir auf den Pazifik hinausfliegen, können sie abspringen. Das ist, glaube ich, ein ziemlich faires Angebot für jemanden, der beinahe sechs Milliarden Menschen in den Tod geschickt hätte.«
     
     
    Fliegen hatte noch nie zu Davids bevorzugten Fortbewegungsmethoden gehört. Das

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