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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Nazijäger, Ruben der Einhornvater, die romantische Kim, Dee-Dee der aus dem Wasser Gezogene, der Hacker Davy, natürlich Mia die aus der Hoffnung Geborene und immer wieder Rebekka. So viele gute Seelen hatten ihm auf seinem Weg beigestanden, dass es ihm schwer fiel, sich jetzt all ihrer Namen zu erinnern. Wenn er verzweifelt war, dann hatte sich immer wieder ein Lichtblick gezeigt, meist in Gestalt eines guten Menschen. Für sie und für Menschen ihrer Art musste er einfach dieses Opfer bringen. Wieder versicherte sich David mit einem Blick aus dem Fenster der Treue des Mondes.
    Der letzte Tag des Jahrtausends. Jedenfalls war er das für die meisten mathematisch weniger versierten Erdbewohner. David fühlte sich unendlich alt, die Erkenntnis, dass die letzten Stunden und Minuten seines einhundertjährigen Lebens unwiederbringlich verrannen, lastete schwer auf ihm. Er hoffte nur, Belial würde angesichts seines alles andere als reibungslos verlaufenden »Jahrhundertplans« auch ein wenig ins Schwitzen kommen. David nickte dem Mond zu. Bevor die letzte Sekunde dieses Tages verstrich, musste er noch einen abschließenden Kampf ausfechten, ein Kräftemessen, wie es Beowulf im Epos durchstehen musste. Die Erinnerung an ein vor Jahrzehnten mit Tolkien geführtes Gespräch schwebte durch seinen Geist. Jetzt war er, David, der alte Krieger, der noch einmal zu dem alles entscheidenden Kampf gegen den Drachen antreten würde.
    »Mr Pratt?« Die Stimme des Copiloten riss David aus seiner Versenkung.
    »Ja?«
    »Wir wären dann so weit.«
    Über eine Luke im Fußboden gelangten die drei Besatzungsmitglieder und David in den Gepäckraum. Dort war es eng und laut. Der Autopilot hielt die Concorde bei geringer Geschwindigkeit nur dreitausend Fuß über dem Boden. Noch einmal erklärte der Pilot den Schließmechanismus der Klappe. Er musste schreien, um den Lärm zu übertönen.
    »Wenn die Maschine den Kurs ändert, bleiben uns nur wenige Sekunden für den Ausstieg. Sie müssen dann schnell wieder die Luke schließen, bevor der Vogel an Höhe gewinnt und die Luft dünn wird. Alles klar?«
    David hielt den Daumen nach oben. »Alles Gute, Captain. Und bitte: Geld ist wirklich nicht alles.«
    Der Flieger nickte mit einem reumütigen Ausdruck im Gesicht. »Ich glaube, dieses Abenteuer hat mich kuriert. Auch Ihnen viel Glück, Mr Pratt.«
    Bald darauf ging die Concorde in eine enge Rechtskurve. David spürte, wie ihn die Fliehkraft gegen den Boden presste. Der Pilot drückte einen roten Knopf und betätigte darauf einen Riegel. Mit einem Zischen öffnete sich die Luke und ein Orkan fegte in den Laderaum. Kurz hintereinander sprangen die drei Männer in die Tiefe. Sie wurden vom Flugwind sofort außer Sicht gerissen. David drückte auf den Knopf.
    Es tat sich nichts.
    Er drückte ein zweites Mal.
    Die Concorde kippte über die Längsachse wieder in eine waagerechte Position und begann fast augenblicklich mit dem Steigflug.
    »Nein!«, schrie David und hämmerte auf den roten Knopf. »Das darf nicht wahr sein.« In wenigen Augenblicken würde er ersticken.
    Die Luke blieb stur, also offen.
    David schloss die Augen und schüttelte verzweifelt den Kopf. Das gibt es doch nicht! Als er sie wieder öffnete, sah er den grünen Knopf. Hatte der Pilot nicht gesagt…?
    Zschschsch!
    Die Hydraulik arbeitete vorbildlich – wenn man den richtigen Knopf drückte. Den grünen. Er musste in der Anspannung nicht genau hingehört haben. »Und das mir, dem Farbgeber!«, wetterte er und bahnte sich wieder den Weg nach oben.
    Als Erstes ging er ins Cockpit. Er betrachtete die verwirrenden Instrumente. Was hatte ihm der Pilot noch gleich erklärt? Er konzentrierte sich einen Augenblick und konnte am Triebwerksgeräusch erkennen, dass der Steigflug der Concorde sich verlangsamte. Es funktioniert! , dachte er und überließ den Autopiloten wieder sich selbst.
    Dann wandte er sich dem Funkgerät zu. Der Captain hatte ihm gezeigt, wie es funktionierte. David kannte sich mit den Gepflogenheiten des internationalen Funkverkehrs nicht recht aus, deshalb drückte er einfach die Sprechtaste und sagte: »Könnt ihr mich hören? Over.«
    »Laut und deutlich, Eagle. Over.«
    »Hör auf mit dem Unsinn, Davy. Ich bin kein Space Shuttle. Over.«
    »Alles in Ordnung, Großpapa? Over.«
    »Die Crew ist raus. Offenbar ohne irgendwo anzuecken. Ich mache mich jetzt für meinen großen Auftritt bereit. Over.«
    »Großvater?« Es war Mia.
    »Du musst ›over‹ sagen, mein

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