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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Kleines. Over.«
    »Gibt es wirklich keinen anderen Weg, Großpapa? O-Over.«
    »Ich glaube nicht, mein Schatz. Ich weiß nicht, wie lange das Anrufungsritual dauert. Es wird Zeit, Schluss zu machen. Over.«
    »Ich… Wir lieben dich, Großpapa. O…«
    »Ich liebe euch auch. Grüßt noch einmal alle von mir: Lorenzo, Ruben – na, Ihr wisst schon.« David musste schlucken, weil ihm die Stimme nicht mehr gehorchen wollte. Dann sagte er. »Lebt wohl, meine Lieben. Over and out.« Er ließ die Sprechtaste los und schaltete das Funkgerät ab.
    Seit Überfliegen der Westküste waren zehn oder fünfzehn Minuten vergangen. David blickte erneut auf die Uhr. Wie lange war er bereits unterwegs? Der Zeitunterschied zwischen New York und der Pazifikküste betrug drei Stunden. So lange ungefähr befand er sich auch schon in der Luft. Unwillkürlich musste er lächeln. British Airways warb mit dem Slogan, in der Concorde komme man an, bevor man aufgebrochen sei. Wenn er nur immer so weiterfliegen könnte – zurück bis zu seiner Geburt…
    David schüttelte den Kopf. Eben doch nur ein irrwitziger Gedanke. Er setzte sich an den Fensterplatz in der fünften Reihe. Die Concorde verfügte über insgesamt sechsundzwanzig Sitzreihen, geteilt durch den Mittelgang. Die ersten zehn lagen vor den Notausstiegen über den Tragflächen. Obwohl nur die schwache Startbeleuchtung eingeschaltet war, konnte David von seinem Platz aus noch gut den analogen Höhenmesser gleich neben der großen digitalen Geschwindigkeitsanzeige an der Stirnwand vor Reihe eins erkennen.
    Nicht zum ersten Mal musste David gegen Zweifel ankämpfen. Was er da vorhatte, erfüllte ihn mit tiefstem Unbehagen. Das Anrufungsritual war ihm nicht geheuer. Er musste sich erst klar machen, dass er nicht mit den Mächten sympathisierte, die er da herbeirufen wollte. Lorenzo hatte ihm einmal erzählt, dass Christus nach seiner Auferweckung den Dämonen im Tartarus die Vernichtung gepredigt habe. War es nicht genau das, was er, David, nun vorhatte? Er atmete tief durch und klappte die Platte an der Rückenlehne des Sitzes vor ihm herunter.
    Aus der Innentasche seines Jacketts zog er ein zusammengelegtes Blatt Papier. Sorgsam entfaltete er den Bogen. Ein schwarzer Kreis kam zum Vorschein. Er legte das Blatt auf das schmale Tischchen. Dann befreite er Jasons Träne aus ihrer ledernen Umhüllung. Behutsam setzte er die Glaskugel in das Zentrum des Kreises. Er sah zum Fenster hinaus. Die Mondsichel war ihm treu geblieben.
    Nun öffnete er die goldene Halskette und ließ Belials Siegelring in seine Hand gleiten. Die Kette steckte er in die Jackentasche. Er wog den Ring und lächelte wie ein Zauberkünstler vor der ersten Präsentation eines Tricks.
    Das Licht des Mondes fing sich in dem von kleinen Bläschen durchzogenen Glaskörper. Die Kugel erstrahlte, als sei sie der kleine Bruder des nächtlichen Himmelskörpers. Ein Teil des silbernen Schimmers fiel auf das darunter liegende Blatt und bildete einen perfekten Kreis aus Licht, gerade so als strahle der Mond direkt von oben auf die Kugel herab. Die Reflexion deckte sich fast auf Haaresbreite genau mit dem Tintenkreis.
    Vorsichtig legte David den Ring auf die kristallene Kugel. Er begann augenblicklich einzusinken, erst langsam, dann immer schneller, bis er endlich im Zentrum des gläsernen Körpers schwebte wie ein kleiner goldener Fisch in einem Aquarium. Alles verlief genau wie erwartet. Wieder holte David tief Atem.
    Auf dem Kreis aus reflektiertem Licht und schwarzer Tinte wurde nun eine weitere Spiegelung sichtbar. Sie sah aus wie ein kleiner Trabant, ungemein plastisch wirkend, der bei der Umrundung seines Planeten eine Rast eingelegt hatte. David erschauerte: Belials Antlitz erschien.
    Unter der Kapuze des Schattenlords waren die verschwommenen Züge einer Totenmaske zu erahnen. Ein beunruhigender Anblick. Gleich darauf teilte sich die über dem Kreis schwebende Lichtkugel und eine zweite entstand. Auch sie enthielt ein Gesicht, das David anstarrte. Er kannte es gut.
    Toyama!
    Die unheimliche »Zellteilung« ging weiter. Kugel für Kugel, Antlitz für Antlitz erschien. Die letzten beiden Gesichter unterschieden sich in einem Detail von den anderen. Während sich die ersten neun Abbilder milchig und undeutlich gezeigt hatten, waren die von Kelippoth und dem namenlosen Belialjünger kristallklar. Der Grund lag wahrscheinlich darin, dass die Siegelringe dieser beiden Logenbrüder noch intakt waren. Bis zu diesem Punkt kannte

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