Der Kreis der Sechs
Gefängnis ist?«
»Es ist ein ziemliches Chaos, aber sie versuchen, es am Laufen zu halten«, sagte sie.
»Wer hat jetzt die Verantwortung? Ein anderes höheres Semester?«
»Ja, aber ich kann Ihnen nicht sagen, wer es ist«, sagte Jen. »Sie ist eine Freundin von mir. Wir … «
Sie brach ab und sah aus, als hätte sie zu viel preisgegeben. Phoebe wettete, dass es Rachel sein könnte, das Mädchen, das Jen an jenem Tag nach dem Unterricht vollgejammert hatte. Rachel war in der Abschlussklasse.
»Okay, Jen, ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Aber Sie müssen dasselbe für mich tun. Über Fortuna. Ich erwarte, von Ihnen zu hören.« Sie machte eine Pause. »Sie müssen außerdem für mich herausfinden, was der sechste Kreis beinhaltet.«
»Aber das werden sie mir nie sagen«, sagte Jen. »Außerdem sehe ich nicht, wie es Ihnen helfen würde, irgendwas davon zu wissen.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein. Finden Sie es einfach heraus.«
Jen fing an, sich Richtung Tür zu bewegen.
»Da ist eine weitere Sache, die ich wissen muss, bevor Sie gehen. Hat Lily Mack versucht, sich aus den Fängen der Sechsen zu befreien?«
Jen seufzte, schob ihre Hände tiefer in ihre Taschen.
»Ja, sie wollte aussteigen. Und ich habe gehört, dass Blair wütend darüber war. Sie fühlte sich wirklich betrogen.«
»Wie lange war Lily Mitglied gewesen?«
»Erst seit letztem Frühling. Nachdem ihr Freund sie verlassen hatte.«
»Und warum wollte sie diesen Herbst aussteigen? Weil sie begann, herauszufinden, was die Sechsen im Schilde führen?«
Jen erwiderte endlich Phoebes Blick und hielt ihm stand.
»Nein, das war es eigentlich nicht. Sie durchlief in diesem Herbst den fünften Kreis, und der Mann, den sie, Sie wissen schon, verführen sollte … sie verliebte sich in ihn. Und sie wollte ihn in auf keinen Fall benutzen. Deshalb wollte sie aussteigen.«
Phoebe merkte, dass sie schlucken musste. Ihr gefiel nicht, in welche Richtung das führte.
»Und, wer war es?«
»Ich weiß es nicht. Das schwöre ich. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass sie in einem Komitee mit ihm war. Blair sagte, dass sie ihn so überhaupt erst kennenlernte.«
Phoebe wusste, dass die Schule jedes Mal ein Komitee zu bilden schien, wenn man ihr den Rücken zudrehte. Immerhin hatte sie so Duncan getroffen – in einem Komitee, das nur aus Fakultätsmitgliedern zusammengesetzt gewesen war. Es gab andere, die nur Studenten vorbehalten waren, und einige, die eine Mischung aus Fakultätsmitgliedern, Studenten und der Verwaltung waren. Jen war in dem Komitee gewesen, das Stockton über das studentische Leben organisierte hatte – dort hatte er sie einen Blick mit dem anderen Mädchen, Molly Wang, wechseln sehen, als er das Thema Studentinnenverbindungen aufbrachte. Es sollte Phoebe nicht schwerfallen, herauszufinden in welchem Komitee Lily in diesem Herbst mitgearbeitet hatte.
Sobald Jen die Verandatreppen hinuntergehuscht und gegangen war, begann Phoebe, auf und ab zu gehen. Sie fühlte sich wegen der Tarotkarte total aufgedreht und jetzt auch noch wegen Jens Besuch. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Jen keine Ahnung von Fortuna hatte. Andere Mitglieder – Blair und der Rat der höheren Semester – wahrscheinlich schon. Doch wie hätten sie das herausfinden können? Glenda war die einzige hier, die über Fortuna Bescheid wusste. Könnte ihre Freundin es jemandem erzählt haben?
Phoebe blieb abrupt stehen. Sie erwog, ob sie sich überhaupt die Mühe machen sollte, Michelson anzurufen, um ihm von der Tarotkarte zu erzählen. Aber würde es ihn überhaupt interessieren? Die Tatsache, dass die Sechsen furchtbare Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit kannten und sich entschieden hatten, sie damit zu quälen, wäre nicht von Bedeutung für die Todesfälle, die sie untersuchten, selbst wenn Blair und Gwen schuldig waren.
Sie dachte wieder an das, was Jen ihr über den Schal mitgeteilt hatte. Wenn die Geschichte wahr war, bedeutete das, dass jemand sich sehr bemühte, Blair mit dem Fall in Verbindung zu bringen – und damit vielleicht auch die anderen Sechsen. Das wies eindeutig darauf hin, dass der Mörder jemand vom Lyle College war, jemand, der wusste, dass die Sechsen die perfekte Zielscheibe abgaben.
Und das führte sie direkt dorthin zurück, wo sie am Montag angefangen hatte. Wenn die Sechsen Hutch nicht getötet hatten, dann konnte der Mörder sehr wohl ein Psychopath sein, jemand, der nur zum Spaß tötete. Doch war da jetzt etwas Neues, das zu
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