Der Kreis der Sechs
etwas Widerlichem mehr darin. Es war außerdem total leer; er hatte die beiden Packungen mit Sorbet weggeschmissen, und sie entdeckte, dass er die Eiswürfelschalen in den Geschirrspüler gestellt hatte.
Eine Stunde später überprüfte Phoebe, geduscht und angezogen, zweimal alle Fenster und Türen, bevor sie das Haus verließ. Sie nahm dieses Mal ihren Wagen, um zum Campus zu kommen, und kaufte einen Cappuccino und einen Bagel im Café Lyle – da sie nicht die Nerven gehabt hatte, sich etwas in ihrer Küche zu machen. Gerade als sie sich an einen Tisch setzte, rief Glenda an.
»Bist du okay, Fee?«
»Ja. Ich warte darauf, ob ich Symptome der Beulenpest entwickle, aber bisher habe ich noch kein Blut gehustet.«
»Du bist aus lauter Panik doch nicht die ganze Nacht aufgeblieben, oder?«
»Nein, nein. Ich habe es geschafft, ein wenig Schlaf zu bekommen«, sagte Phoebe.
Es war unmöglich, jetzt mit den Einzelheiten über ihre Nacht mit Duncan herauszuplatzen, jedenfalls nicht mitten im Campus-Café, und doch fühlte sie sich unbehaglich, die Information zurückzuhalten. Sie hatte Glenda nicht einmal von ihrer ersten Essensverabredung mit Duncan erzählt, und je länger sie wartete, desto merkwürdiger würde es erscheinen – sie beide waren, in Bezug auf ihr persönliches Leben, immer offen zueinander gewesen. Phoebe spürte, dass sie dieses Mal die Sache aus einem bestimmten Grund hinauszögerte. War es, weil sie dachte, dass Glenda es missbilligen würde, wenn sie sich mit einem Fakultätsmitglied einließ?
»Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es geholfen hat, zu wissen, dass Buddy in der Gegend Streife gefahren ist«, ergänzte Phoebe schnell. »Aber er wirkt wie die Art von Typ, dem die Leute immer noch Streiche spielen.«
»Ja, er sieht aus, als wäre er etwa so alt wie Brandon. Aber anscheinend ist er kompetent.«
»Irgendwelche Neuigkeiten von deiner Seite?«, fragte Phoebe.
»Bisher haben sie im Labor keine nützlichen Beweise gefunden, aber Craig kümmert sich verstärkt darum. Und ich habe die Informationen, die du brauchtest – Alexis Akte. Ich weiß, du hast um neun Uhr einen Kurs, aber kannst du danach herüberkommen und sie abholen?«
Phoebe stimmte zu, und nachdem sie ihr Frühstück beinahe heruntergeschlungen hatte, eilte sie zur Arthur Hall. Sie hatte ihren Studenten gesagt, dass sie sich darauf vorbereiten sollten, die Schreibstile der Texte, die sie am Montag ausgeteilt hatte, zu kommentieren, und sie hatte vor, sich am Ende der heutigen Stunde Zeit zu nehmen, um einige der Prinzipien zu beschreiben, die sie von Herausgebern gelernt hatte, mit denen sie über die Jahre gearbeitet hatte. Doch als die Studenten anfingen, Bemerkungen in die Runde zu werfen, konnte sie sich nur halb darauf konzentrieren; stattdessen schossen ihre Gedanken zwischen den toten Ratten, Blair und Lily und auch Duncan hin und her. Irgendwann wurde ihr klar, dass einer der wenigen Jungen in ihrem Kurs eine Frage gestellt hatte. Sie war gezwungen, ihn zu bitten, die Frage zu wiederholen.
»Ist es nicht albern, dass wir Magazinartikel untersuchen, wenn die Printmedien aus dem letzten Loch pfeifen? Ich meine, viele von uns werden vielleicht nie für Magazine schreiben.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte Phoebe. »Ja, wenn man professionell schreibt, wird eine Menge Content wahrscheinlich für das Web sein – und das ist der Grund, warum ich Sie Blogs schreiben lasse. Doch es gibt keinen Grund zu glauben, dass Magazine so schnell tot sein werden. Es gibt immer noch einen großen Markt für lange Artikel. Tatsächlich denke ich, dass Sie irgendwann längere Artikel im Netz finden werden.«
Das führte zu viel Hin und Her zwischen den Kids, was Phoebe wenig Zeit ließ, ihre Herausgeberkenntnisse mit ihnen zu teilen, wie sie es geplant hatte, aber das war okay, da sie nicht konzentriert genug war, um ihnen gerecht zu werden. Am Ende des Kurses gab sie eine Aufgabe für Montag auf – schreiben Sie eine kurze Zusammenfassung für ein Magazin Ihrer Wahl – und war aus der Tür, bevor Studenten sie sich wegen Fragen greifen oder weitere Kommentare zur ins Stolpern geratenen Zukunft des Printjournalismus abgeben konnten.
Das Büro des Präsidenten lag auf der anderen Seite des Campus im Verwaltungsgebäude, einem älteren Bau mit Marmorböden und weiten Korridoren. Als Phoebe die Treppe in den zweiten Stock hinaufeilte, stieß sie beinahe mit Glendas Ehemann Mark zusammen. Er sah adretter aus als üblich, mit
Weitere Kostenlose Bücher