Der Kreis der Sechs
zu verlassen, und sie hatte festgestellt, dass sie sich nach etwas Aufregendem und Verwegenem sehnte. Und so war der Sex mit Duncan gewesen. Er war intensiv, befreiend gewesen. Sie konnte außerdem nicht leugnen, wie sicher sie sich gefühlt hatte, ihn um sich zu haben. Sei nicht albern, sagte sie sich. Dein Schloss ist ausgetauscht. Du bist sicher.
Ihr Mobiltelefon, das sie auf dem Nachttisch deponiert hatte, klingelte plötzlich und ließ sie zusammenzucken. Mit Duncan im Kopf dachte sie sofort, er könnte es sein, der einfach anrief, um nach ihrem Befinden zu fragen.
Doch als sie abnahm, hörte sie eine raue Stimme am anderen Ende.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt«, sagte der Mann.
»Wer spricht da?«, fragte Phoebe.
»Hutch Hutchinson. Wir sind uns gestern begegnet.«
»Oh, hallo«, sagte Phoebe und ihre Stimme wurde weicher. »Nein, Sie haben mich nicht geweckt.«
»Ich habe an das gedacht, worüber wir gesprochen haben«, sagte er. »Über die Gruppe von Mädchen, die Sie erwähnten. Und ich denke, ich könnte eine Information haben, die Sie interessant finden werden.«
13
Hutch Hutchinson lebte am Stadtrand von Lyle, und es stellte sich heraus, dass seine Auffahrt etwa einen halben Kilometer lang war. Als Phoebe das Ende erreichte, sah sie, dass das Haus tatsächlich eine Blockhütte war, die versteckt in einer Gruppe Tannen am Rand einer stark bewaldeten Gegend lag. Da stand sowohl ein alter roter Honda vor der Hütte als auch ein schwarzer Pick-up-Truck, dessen Haube und Windschutzscheibe mit Kiefernnadeln übersät waren.
Phoebe hatte versucht, Hutch die Information, die er erwähnt hatte, am Telefon abzuringen, aber er bestand darauf, es ihr persönlich zu sagen. Es schien Phoebe so, als würde er sich nach Zeit von Angesicht zu Angesicht mit einer anderen Person sehnen. Sie fragte, ob es ihm etwas ausmachte, wenn sie sich um halb acht am nächsten Morgen treffen würden, weil sie auf dem Weg aus der Stadt war.
»Sicher. Warum kommen Sie nicht zu mir«, sagte er. »Der Kaffee geht auf mich.« Es würde ihre Ankunft in Maryland verzögern, aber sie wollte unbedingt hören, was auch immer er ihr mitzuteilen hatte.
Als Phoebe aus dem Auto stieg, stieg ihr der wohlriechende Duft der Tannenbäume in die Nase. Dies war die Art von Rahmen, den sie sich für sich selbst in Lyle vorgestellt hatte, doch nun wusste sie, dass es sie wahrscheinlich nervös gemacht hätte, so weit von allen anderen entfernt zu leben. Sie marschierte zur Blockhütte und klopfte an die hölzerne Tür. Niemand kam. Ob er noch schlief, fragte sich Phoebe. Da hörte sie ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Ein Golden Retriever mit einer Schnauze, die weiß war vom Alter, tapste von einem großen Werkzeugschuppen auf sie zu. Ein winziger Chihuahua schoss plötzlich geradewegs an dem Retriever vorbei und hüpfte beinahe in Phoebes Arme.
»Okay, Ginger, gib ihr eine Minute Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen«, rief eine Stimme. Hutch war jetzt selbst aus dem Schuppen aufgetaucht. Er trug weite Khakihosen, Arbeitsstiefel und ein ausgebleichtes Karohemd. »Wir wissen nicht einmal, ob die Dame Hunde mag.«
»Das tue ich«, sagte Phoebe. Der Retriever leckte hingebungsvoll ihre Hände, während Ginger zu ihren Füßen herumtänzelte wie ein winziges Rentier. »Obwohl die Kombination ein wenig überraschend ist.«
Hutch lachte mit tiefer Stimme, aber Phoebe hörte darin auch etwas Melancholisches anklingen.
»Ginger war der Hund meiner Frau Becky«, sagte Hutch und hob Ginger mit einer Hand hoch. »Sie starb vor zwei Jahren, und Ginger wird einfach verrückt, wenn sie ein nett aussehendes weibliches Wesen sieht.«
»Mein herzliches Beileid«, sagte Phoebe.
»Danke. Ich bin nicht der Typ Mann, der auf Zwerghunde steht. Der Retriever, Buddy, ist mehr mein Stil. Aber natürlich hat Ginger einen besonderen Platz in meinem Herzen. Kommen Sie herein.«
Das Innere des Hauses war unaufgeräumt, wirkte aber gemütlich, und alle Arten von Gerüchen überlagerten sich darin – Hundehaar, Pfeifentabak, frischer Kaffee und die schwelenden Scheite in dem Holzherd. Über dem Herd war ein übergroßes, gerahmtes Foto von Hutch und seiner Frau. Becky war eine rundliche, hübsche Frau gewesen, deren Gesicht Güte und eine starke Hingabe an ihren Mann ausstrahlte.
»Setzen Sie sich hin, wo auch immer Sie mögen«, sagte Hutch und gestikulierte weiträumig mit seiner großen Hand, »und bedienen Sie sich beim Kaffee.«
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