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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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müssen.
    Berengaria war bei unseren Männern außerordentlich beliebt, und sie hätten ihr Leben hingegeben, um sie vor dem Tyrannen von Zypern zu beschützen. Nun herrschte also eine Pattsituation: Die drei Schiffe waren zu schwer beschädigt, um die Bucht zu verlassen und sich aufs offene Meer hinauszuwagen, und der Kaiser konnte die Damen nicht dazu zwingen, an Land zu kommen. Als das königliche Schiff um freies Geleit für einen Trupp ersuchte, der an Land gehen sollte, um Trinkwasser und Proviant zu besorgen, lehnte der Kaiser glattweg ab.
    Das war ein schwerer Fehler von Isaak Komnenos. König Richard war kein Mann, der einen solchen Affront gegen seine Schwester und seine zukünftige Königin einfach hinnahm. Also entschied er scheinbar eher beiläufig, die Insel Zypern zu erobern.
    »Er ist verrückt geworden«, sagte Will Scarlet, als wir uns in einem Gasthaus am Hafen von Rhodos eine große Schüssel Fischsuppe teilten. Es war Fastenzeit, und Fleisch war der gesamten Armee verboten worden. »Wir müssen König Philip in Akkon zu Hilfe kommen«, fuhr Will fort, »und ihm helfen, die Stadt einzunehmen. Wir müssen Saladin schlagen, und dann weiter nach Jerusalem. Wir können nicht einfach von unserem Weg abweichen und eben mal ein ganzes Land erobern, nur weil dessen Herrscher uns unhöflich behandelt hat. König Richard sollte hinfahren, seine Frauen holen, sie sicher hierher zurückbringen, und dann brechen wir alle zusammen dorthin auf, wo Gott uns haben will: ins Heilige Land.«
    Ich konnte seine Empörung nachvollziehen. Ich war genauso erpicht darauf wie alle anderen, endlich unser Ziel zu erreichen, aber ich wusste auch, dass Richard Zypern nicht nur einnehmen wollte, um sich für eine Unverschämtheit zu rächen. »Robin sagt, die Insel sei der Schlüssel zur Rückeroberung des Heiligen Landes«, entgegnete ich und pustete auf einen Löffel von der reichhaltigen, köstlich duftenden Suppe, um sie abzukühlen. Es freute mich, dass das Essen gut war, denn ich bezahlte dafür. Will war schon immer arm gewesen, und nun, da er degradiert worden war und nur noch den einfachen Sold erhielt, war er ärmer als je zuvor. Und im Gegensatz zu ihm wusste ich schon, dass er bald mit noch weniger würde über die Runden kommen müssen. Robin hatte das Geld, das er von König Richard bekommen hatte, bereits ausgegeben und neue Schulden machen müssen. Also würde in nächster Zeit wahrscheinlich keiner unserer Männer seinen Sold bekommen, und eine Schüssel Suppe missgönnte ich Will wahrlich nicht, denn ich besaß noch fast den ganzen Beutel Gold, den der König mir geschenkt hatte.
    »Die Insel ist sehr reich«, fuhr ich fort, »und Isaak hat keinen legitimen Herrschaftsanspruch. Aber vor allem hätten wir mit Zypern einen Stützpunkt, von dem aus wir jeden Ort an der Küste von Outremer angreifen können. Falls wir Akkon verlieren sollten und damit praktisch unseren letzten Brückenkopf im Levant, könnten wir uns in Zypern jederzeit neu formieren. Robin glaubt, dass Richard die Eroberung der Insel von vornherein geplant hatte und diese Unverschämtheit gegenüber seinen Damen ihm nur einen passenden Vorwand dafür liefert.«
    »Aber das könnte Monate dauern«, protestierte Will. »Wenn die einheimischen Fürsten sich hinter den Kaiser stellen, droht uns ein langer, schwerer und kostspieliger Kampf.«
    »Mag sein, aber von Reuben habe ich gehört, dass die zypriotischen Ritter nicht viel für Komnenos übrighaben sollen. Mit etwas Glück könnte es Richard gelingen, die Insel mit ein oder zwei Schlachten einzunehmen. Wenn er sich siegreich zeigt, wird der einheimische Adel sich schnell auf unsere Seite schlagen.«
    Will wirkte immer noch nicht glücklich, aber ich fand, dass es sehr befriedigend sein könnte, dem Mann zu begegnen, der meiner Nur frisches Wasser und Nahrung verweigert hatte – der meine Liebste mit Durst und Hunger quälte. Schweigend aßen wir unsere Suppe auf.
     
    Die Küste Zyperns lag vor uns wie eine nackte Hure: üppig, einladend, aber sie hatte ihren Preis. Unterhalb der hübschen, weißgekalkten Häuser von Limassol, die sich um eine große Kirche drängten und uns in der Frühlingssonne fröhlich zuzuzwinkern schienen, erstreckte sich ein langer gelber Sandstrand. Er war von Bäumen gesäumt und stieg sanft und glatt aus dem Wasser an – die perfekte Stelle, um mit flachen Booten anzulanden. Jenseits der Stadt bedeckten ertragreiche Orangen- und Zitronenhaine das Land, auf den

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