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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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Flanken der gedrungenen, grünlich violett schimmernden Hügel dahinter reihten sich Olivenhaine aneinander.
    Am Abend zuvor hatten wir die königlichen Damen abgeholt. Nachdem sie Gelegenheit gehabt hatten, sich zu säubern und zu erfrischen, lud Richard sie zu einem Festessen an Deck. Hier schwor er feierlich, die schmähliche Verletzung ihrer Ehre zu rächen, koste es, was es wolle. Ich verpasste seine Ansprache, weil ich in einem dunklen Winkel des großen königlichen Schiffes in den Armen meiner wunderschönen Nur lag, immer wieder ihr Gesicht küsste und ihr leidenschaftlich versprach, sie nie wieder zu verlassen. »Ich weiß immer … du kommst … mich retten«, sagte sie in ihrem stockenden Französisch, und es brach mir beinahe das Herz. Ich umschlang sie noch fester, küsste sie auf den Mund und schwor, dass ich sie von nun an vor jeder Gefahr beschützen würde. Dann liebten wir uns. In der darauffolgenden halben Stunde dachte ich nicht ein einziges Mal daran, dass ich einst der Jüdin namens Ruth auch ein solches Versprechen gegeben hatte.
    Als unsere Lust befriedigt war, dösten wir eng umschlungen vor uns hin, bis William mich aus Nurs Umarmung aufschreckte. Atemlos kam er herbeigelaufen und berichtete mir, dass unser Gesandter von seiner Unterredung mit dem Kaiser zurückgekehrt sei. Ich fuhr in Brouche und Beinlinge, zog mir hastig eine Cotte über den Kopf, strich mir das Haar glatt und ging aufs Oberdeck, wo sich eine Menschenmenge um den König versammelt hatte.
    Ich kam gerade rechtzeitig, um zu hören, wie der Herold sagte: »… und ihm Eure förmlichen Forderungen auf Entschädigung übermittelt, Euer Hoheit. Er hat mich nur angesehen, als sei ich aus irgendeinem Loch hervorgekrochen, und dann hat er gesagt: ›Tproupt, mein Herr‹, und mich entlassen.«
    »Er hat
was
gesagt?«, fragte der König und legte das stolze Gesicht in verwirrte Falten. Er war von seiner Krankheit vollständig genesen und wirkte geradezu übermütig.
    »›Tproupt‹, glaube ich. ›Tproupt, mein Herr‹.« Der Herold blickte ein wenig verlegen drein. Überall um ihn herum probierten die Ritter dieses seltsame Wort aus, und es klang wie in einem Taubenschlag: »Tproupt!« »Tproupt!« »Tproupt!«
    »Und was soll das heißen?«, fragte der König. »Nein, schon gut. Es wird wohl irgendeine griffonische Beleidigung sein. Tproupt! Sehr eigenartig. Nun, damit wären die Formalitäten erledigt, und wir können zum spaßigen Teil übergehen. Meine Herren …« Der König rasselte einen Schwall Befehle zum Angriff auf die zypriotische Festung herunter.
     
    In der Schaluppe war kaum Platz zum Atmen. Das flache Beiboot war mit Robins Kämpfern vollgestopft: siebzehn große Krieger in voller Rüstung drängten sich in einem Boot, das für zehn Personen ausgelegt war. Robin, Little John und Sir James saßen vorn vor dem Mast, Will Scarlet und ich waren mit einem Dutzend Reiter – ohne Pferde – unter dem rechteckigen grauen Segel zusammengequetscht. Ein wettergegerbter Seemann hockte halb auf dem Vordersteven und lenkte das Boot mit einer Hand am Ruder.
    Wir waren gezwungen, den ersten Angriff auf den Strand mit nur einem Bruchteil unserer Streitmacht zu beginnen – nicht mehr als dreihundert Männer. Doch der König war der Ansicht, das seien genug, und jeder Kommandant war angewiesen worden, seine besten Männer auszuwählen. Der Rest musste von den Schiffen aus zusehen. Wir siebzehn in diesem winzigen Boot waren die Elite von Robins Truppe, und dieser Gedanke erfüllte mich mit großem Stolz. Sämtliche Schaluppen, Pinassen und Ruderboote in der Flotte waren für diesen Angriff gesammelt worden, denn nur Boote mit geringem Tiefgang konnten am Strand anlanden. Und alle waren voll besetzt mit Kriegern: Ritter und Waffenknechte in der ersten Angriffswelle, gefolgt von einhundert Bogenschützen in der zweiten, dazu zwei Boote voll seekranker Armbrustschützen aus Aquitanien.
    Die niedrigen Seiten des Bootes lagen gefährlich knapp über dem Wasser, und wenn es untergegangen wäre, wären wir alle auf der Stelle ertrunken in unseren schweren Rüstungen. Doch seltsamerweise empfand ich keine Furcht. Auch diesmal flößte die Anwesenheit des Königs zwei Boote weiter mir unerklärlichen Mut ein. Diese wunderbare Eigenschaft besaß er, mein König – natürlich war er beinahe übermenschlich edel und tapfer, doch vor allem gab er uns allen das Gefühl, dass unter seinem Befehl alles möglich war. Wir griffen mit

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