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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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hieb mit meiner langen Klinge in seine Kniekehlen. Sie drang nicht durch seine gepanzerten Beinlinge, doch der Ritter ging in die Knie, und ich ließ das Schwert fallen, packte mit der rechten Hand seinen Helm, riss ihm den Kopf zurück und schlitzte ihm mit dem Dolch blitzartig die entblößte Kehle auf. Blut schoss heiß hervor, als ich seinen zuckenden Körper fallen ließ und mich sofort nach meinem Schwert bückte – womit ich mir selbst das Leben rettete. Ein anderes Schwert zischte über meinem Kopf durch die Luft, so nah, dass ich den Luftzug im Nacken spürte.
    Ich drehte mich um, stieß in derselben Bewegung mit meinem wiedererlangten Schwert zu und traf meinen Angreifer mit der Spitze mitten in die Leistengegend. Seine Rüstung bestand nur aus einem Kürass in gehärtetem Leder und einer Art kurzem Lederrock. Er taumelte beiseite, beide Hände vor dem Gemächt, und Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor.
    Wir hatten die Linie der Zyprioten durchbrochen. Links von mir sah ich König Richard gegen ein ganzes Knäuel Ritter in prächtigen Rüstungen kämpfen. Neben ihm hieb und stach Robin wie ein Besessener auf seine Gegner ein. Und dort war Little John, der gerade mit einem mächtigen Axthieb einen Ritter aus dem Sattel holte und prompt mit einer Blutfontäne bespritzt wurde.
    Ein weiterer Ritter griff mich an, ein respektabler Schwertfechter, muss ich sagen. Wir wechselten drei Hiebe und Paraden und umkreisten einander dabei, doch er war nicht ganz bei der Sache. Ständig blickte er nach links und rechts und stellte offensichtlich bestürzt fest, dass seine Kameraden die Flucht ergriffen. Denn immer mehr von unseren Soldaten – und Dutzende Waliser, die ihre Langbögen gegen Kurzschwerter und Äxte getauscht hatten – quollen durch die Lücke, die Little John in ihren außergewöhnlichen Schutzwall gerissen hatte.
    Ich selbst war auch nicht völlig auf meinen Gegner konzentriert, denn auch mich verblüffte der schnelle Rückzug unserer Feinde. Und diesen Mangel an Aufmerksamkeit hätte ich beinahe mit dem Leben bezahlt. Der Ritter machte plötzlich einen Ausfallschritt und ließ das Schwert mit voller Wucht gerade auf mich herabsausen. Dieser gewaltige Hieb hätte mir den Schädel gespalten, wenn er getroffen hätte. Ich schaffte es gerade noch, ihn abzufangen, indem ich Dolch und Schwert über meinem Kopf kreuzte. So kraftvoll und wuchtig war dieser Angriff, dass meine Arme beinahe einknickten. Und dann flog meinem Gegner plötzlich wundersamerweise der Kopf von den Schultern. Der stählerne Helm mit dem blutenden Halsstumpf rollte mehrere Schritt über den Boden. Der Körper blieb noch ein paar Herzschläge lang stehen, dann gaben die Beine nach, der Leichnam sackte auf dem blutbespritzten Boden zusammen, und ich stand auf einmal vor Sir James de Brus. Er hielt das blutige Schwert beidhändig und nun wieder leicht über die linke Schulter erhoben, die klassische Kriegerpose.
    »Geht es dir nicht gut, Alan?«, fragte der Schotte und musterte mich mit verwundertem Stirnrunzeln. »Es sieht dir gar nicht ähnlich, dass du so lange brauchst, um mit einem einzelnen Mann fertig zu werden.«
    »Ich war abgelenkt, James«, erwiderte ich. »Sieh mal.« Mit meinem rot glänzenden Dolch wies ich auf den Rand des Strandes. Der selbsterklärte Kaiser von Zypern ritt auf den Saum aus Bäumen zu, so schnell sein Pferd ihn tragen konnte, um sich feige in die Hügel zu flüchten. Ihm folgte ein beschämt dreinblickender Trupp gut gerüsteter Ritter auf prachtvoll herausgeputzten Pferden. Keiner von ihnen schien verwundet zu sein, und mitten über der kaiserlichen Leibwache schlenkerte das golddurchwirkte kaiserliche Banner schlapp in der milden Meeresbrise.
     
    Ich hatte nach unserem Sieg am Strand eine Pause erwartet, vielleicht nur eine Stunde Zeit, um unsere Wunden zu versorgen, etwas zu trinken und ein Stück Brot zu essen. Doch König Richard schien es jetzt eiliger zu haben als vor der Schlacht. Er packte Robin bei der Schulter, als der auf dem blutgetränkten Sand zu ihm trat, und sagte drängend: »Wir dürfen keinen Augenblick verlieren. Ich brauche Pferde, so schnell wie möglich, Robert. Beschafft mir Pferde für meine Ritter. Woher auch immer.«
    Robin wandte sich zu mir um. »Du hast den König gehört, Alan: Pferde. Nimm ein paar Männer mit und geh in den Ort. Requiriert jedes Tier, das ihr finden könnt. Rasch.«
    »Requirieren?«, wiederholte ich. Ich wusste, was das Wort bedeutete, aber ich

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