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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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wollte ganz sicher sein, was er mir damit zu tun befahl. Schließlich wollte ich nicht als Dieb erhängt werden. »Ach, Herrgott, Alan, das bedeutet stehlen, nehmen, beschlagnahmen. Geh einfach und beschaffe dem König Pferde, so viele du kannst, und ganz egal, wie. Du hast meine Erlaubnis. Und Sättel, falls ihr welche findet. Wir dürfen den Kaiser nicht entkommen lassen.«
     
    Ich rief ein Dutzend Bogenschützen zusammen, die am Strand die Kleidung der Toten durchsuchten und jedem verwundeten Feind, den sie noch lebend auffanden, die Kehle aufschlitzten. Sie ließen sich nur ungern von ihrer Suche nach Wertvollem abrufen, doch es gelang mir, sie den Strand hinauf und die staubige Straße entlang nach Limassol zu führen.
    Der Ort war beinahe verlassen. Offenbar hatten die Leute gesehen, woher der Wind wehte, und waren geflohen, um ihr Leben und ihre Habe zu retten. Zwar gab es kaum eine bessere Gelegenheit zum Plündern, aber ich erklärte den Männern, dass ich jedem, der ohne meine Erlaubnis etwas stahl, die Haut vom Rücken peitschen lassen würde. Und das war mein voller Ernst.
    Limassol war, so scheinbar unbewohnt, ein unheimlicher Ort, aber ein hübsches Städtchen, geprägt von großzügigen, sonnigen Plätzen und weißgekalkten Häusern mit blau gestrichenen Fensterläden. Viele Häuser hatten einen gepflasterten Vorhof mit Weinstöcken an Spalieren, die im Sommer Schatten spendeten. Und hinter einem dieser hübschen Häuser, größer als die anderen und offenbar ein wohlhabendes Gasthaus, fanden wir einen Pferch mit einem Dutzend Pferden. Im Stall hingen sogar fünf abgenutzte Sättel, und mit meiner Erlaubnis nahmen sich die Männer etwas zu essen aus der Küche. Von dem Weinfass, das angebrochen in der Vorratskammer stand, durften sie allerdings nicht kosten.
    Wir bestiegen die »requirierten« Pferde und kamen so mit unserer weiteren Suche nach Reittieren schnell voran. Bis zum frühen Abend hatten wir etwa zwei Dutzend Tiere unterschiedlichster Qualität beisammen – darunter Karrengäule, Maultiere und eine alte Stute, der ich am liebsten gleich den Gnadenstoß versetzt hätte. Diese gemischte Herde trieben wir hinab zum Strand.
    Seit dem Kampf am Mittag hatte sich das Schlachtfeld sehr verändert. Die Barrikade war vollständig abgebaut, und die Bucht wimmelte von unseren Schiffen, die so nah herangekommen waren, wie es ihr Tiefgang erlaubte. Schaluppen und Ruderboote eilten zwischen den großen Schiffen und der Insel hin und her und deponierten Vorräte, Waffen, Rüstungen und reichlich seekrank wirkende Pferde am Strand. Die Tiere waren nach der langen Seereise verängstigt und verwirrt, und besonders unheimlich war ihnen diese letzte Überfahrt: Je ein großes Ross wurde in einem winzigen, schaukelnden Boot von den Transportschiffen an Land gerudert. Dort wurden sie von Knappen in Empfang genommen, die sie fütterten, tränkten und auf und ab führten, damit sie sich beruhigten und wieder an festen Boden gewöhnten.
    Ich lieferte meine Herde bei König Richards Stallburschen ab, die sie zu den vielen übrigen Tieren führten, welche aus der ganzen Umgebung zusammengetrieben worden waren. Einige hatten offensichtlich reichen griechischen Rittern gehört, die in der Schlacht entweder umgekommen oder in Gefangenschaft geraten waren.
    Ich entließ die Bogenschützen und suchte Robin, um nach seinen weiteren Befehlen zu fragen. Ich fand ihn beim König, in einer Versammlung der führenden Ritter, Hofbeamten und engsten königlichen Vertrauten.
    Als ich zu der Gruppe trat und ganz am Rand hinter Robin stehen blieb, wie es sich für meinen recht niederen Stand gehörte, sprach gerade Robert of Thurnham, der Großadmiral des Königs. Die Sonne versank an einem Ende des Strandes, ließ die See wie ein Flammenmeer lodern, schimmerte in den blonden Locken des Königs und verlieh ihm beinahe eine Art Heiligenschein. »Hoheit«, sagte Sir Robert, »unsere Späher sind den griechischen Truppen gefolgt und berichten mir, dass der Kaiser und seine Ritter keine fünf Meilen von hier offenbar ihr Nachtlager aufschlagen.« Er räusperte sich und fuhr fort: »Aber ihre Zahl scheint sehr viel größer zu sein, als wir angenommen haben. Der Kaiser hat Verstärkung bekommen, Ritter aus dem Norden der Insel, die heute erst eintrafen, zu spät, um in der Schlacht zu kämpfen.«
    »Wie viele?«, fragte der König. Er starrte in den Himmel und beobachtete ein Paar Schwalben, die einander umkreisten und herumflitzten wie

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