Der Kreuzfahrer
glucksender Laut schierer Bosheit. »Unter diesen Umständen händigst du mir wohl besser diese hübsche kleine Flagge aus.«
Aus irgendeinem sonderbaren Grund dachte ich an Reuben und seine unverständlichen Worte in der Schlacht von York.
»Komm und hol sie dir, du Bastard«, rief ich und biss gegen den Schmerz in meinem Handgelenk die Zähne zusammen. Doch Sir Richard schien mir gar nicht zuzuhören – er beugte sich hinab und nestelte auf der anderen Seite seines Pferdes herum. Offenbar zog er an irgendetwas, einem Seil oder Lederriemen. Dann richtete er sich auf und grinste mich hämisch an. »Das werde ich«, sagte er. Und dann sackte mir der Magen in die Kniekehlen, denn ich sah, dass er eine gespannte und geladene Armbrust in Händen hielt und auf mich anlegte.
Er schoss, der Bolzen surrte durch die Luft, und ich spürte einen Schlag wie den Tritt eines Pferdes an meiner rechten Seite. Die Wucht des Bolzens schleuderte mich seitwärts aus dem Sattel, und mir war nur noch vage bewusst, dass meine Schultern auf den harten Boden prallten, ehe mich tiefe Dunkelheit umfing.
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Teil drei
Outremer
Kapitel 14
D ickons Frau Sarah hat mich gestern Abend aufgesucht. Ihr Ehemann, der Schweinehirte, könnte morgen in Westbury vor Gericht stehen, falls ich beschließen sollte, ihn anzuklagen. Wenn ich wollte, könnte ich ihn sogar wegen seines schweren Diebstahls vor ein königliches Gericht bringen. Sollten die Richter des Königs ihn für schuldig befinden, wäre ihm eine harte Bestrafung sicher, und seine Schuld ist leicht zu beweisen. Ein halbes Dutzend Zeugen haben gehört, wie er mit den Ferkeln prahlte, die er mir gestohlen hat. Und diese Zeugen sind meine Pächter, Männer, deren Familien ich auf die Straße setzen könnte, wenn sie mich verärgern.
Sarah wurde von Marie in die Halle geführt, während ich lange nach der Dämmerung allein mit einem Becher warmem Bier am Feuer saß. Es war schon fast Zeit, zu Bett zu gehen, aber als ich sie sah, schüttelte ich meine Müdigkeit ab. Tränen liefen über ihr altes Gesicht, als sie sich vor mir auf den Boden warf und einen meiner Jagdhunde aus seinem Schlummer riss. Der Hund warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und trollte sich dann, um sich einen ruhigeren Schlafplatz zu suchen.
Ihre Stiefel waren mit Schnee verkrustet, und auch ihr Umschlagtuch war weiß bestäubt. Während ich darauf wartete, dass sie sprach, fragte ich mich, ob uns wohl ein sehr harter Winter bevorstand. Ich rief nach einem Bediensteten, ließ noch einen Scheit Holz auf das Feuer legen und Sarah einen Stuhl bringen, und einen Becher Bier.
Marie räumte die Reste des Abendessens weg und machte ihren Ärger über diese kleinen Gesten der Höflichkeit deutlich, indem sie das Geschirr laut auf die lange Tafel knallte. Ich ignorierte sie und sagte: »Steh vom Boden auf, Sarah, und setz dich. Sag mir, was dich hierherführt – warum störst du meinen Frieden in dieser kalten Nacht?«
»Ach, Herr, es ist mein Dickon, der alte Narr. Er hat sich wieder mit Witwe Wilkins’ starkem Met betrunken und laut über Euch geflucht, und jetzt …« Sie hielt inne, und ich ermunterte sie, fortzufahren. Sie nippte an ihrem Bier. »Ach, Herr, er spricht davon, sich selbst die Kehle aufzuschlitzen. Er sagt, Ihr werdet ihn vor die königlichen Richter bringen, und dann würde er hängen … und er schwört, dass er so nicht sterben wird. Eher will er durch seine eigene Hand sterben wie ein Krieger und die ewige Verdammnis auf sich nehmen, als gehängt zu werden wie ein gemeiner Verbrecher. Ich habe ihm gesagt, dass Ihr ihn nicht vor die Richter schicken werdet, nicht wegen ein paar Ferkeln. Dass er nur Euer eigenes Gericht und eine Geldbuße zu erwarten hat. Aber er hat den Verstand verloren, Herr, er sitzt in unserer Hütte, murmelt vor sich hin, stößt die garstigsten Flüche aus, trinkt immer noch mehr und wetzt schon sein Messer. Ach, Herr, bitte sagt mir, dass Ihr ihn nicht vor die königlichen Richter schicken werdet.«
»Er hat mich bestohlen«, sagte ich, so kalt ich konnte. »Er hat gestanden. Jahr für Jahr hat er sich an meinem Eigentum vergriffen, mich beraubt und sich ins Fäustchen gelacht. Was soll ich deiner Meinung nach tun? Es muss Gerechtigkeit herrschen auf Westbury.«
Wieder brach sie in heftiges Schluchzen aus, das aus tiefster Seele zu kommen schien. Und ich, schwächlicher alter Narr, der ich bin, ließ mich von ihren Tränen rühren. »Schon gut, Sarah«, sagte ich.
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