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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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alleine nicht geschafft hatte. Das ist ein Streitpunkt. Aber wusstest du, dass nun zwei Männer von sich behaupten, der rechtmäßige König von Jerusalem zu sein? Guy de Lusignan und Conrad of Montferrat – eigentlich hat keiner von beiden einen starken Anspruch auf die Thronfolge, nur über ihre Ehefrauen. Und da Jerusalem in Saladins Hand ist, könnte man die Frage für irrelevant halten. Aber nein, sie gibt Anlass zu einem weiteren königlichen Streit: Philip hat sich für Conrad of Montferrat erklärt, und Richard hat sich auf die Seite von Guy de Lusignan gestellt. Jetzt gibt es also noch mehr böses Blut zwischen ihnen. Es heißt, Philip erwäge ohnehin schon die Rückkehr nach Frankreich. Er wird Richard die Schuld für seinen Abzug zuschieben, aber in Wahrheit will er nur nach Hause, um sich ein Stück von Flandern zu sichern.«
    Ich muss verwirrt dreingeschaut haben, denn Robin fuhr fort: »Verzeih, ich habe ganz vergessen, dass du das nicht wissen kannst. Der Graf von Flandern ist hier während der Belagerung verstorben, und nun, da er tot ist, hat Philip ein Auge auf sein Land geworfen, das im Norden direkt an sein eigenes Herrschaftsgebiet angrenzt. Er hätte gewiss keine Skrupel, es auch mit ein paar von Richards Besitztümern in der Normandie zu versuchen.« Robin machte eine kurze Atempause. »Aber das Schlimmste habe ich dir noch gar nicht gesagt«, gestand er. »König Richard hat nicht nur Streit mit Philip und den Franzosen, er hat sich obendrein das deutsche Kontingent zum Feind gemacht. Hast du von dem Aufruhr wegen der Flaggen gehört? Nein? Nun, das ist auch so eine arrogante Dummheit. Als wir Akkon einnahmen, hissten Richard und Philip selbstverständlich ihre Banner über die Stadt. Aber die Deutschen, die unter Leopold, dem Herzog von Österreich, gekämpft hatten, waren der Meinung, dass sie es verdient hätten, ihr Banner ebenfalls dort oben zu sehen. Völlig zu Recht, wie ich finde – sie haben hier gekämpft und gelitten, lange bevor Richard ankam. Also hängten sie Leopolds Banner neben Richards auf. Und Richard war rasend vor Zorn – hast du ihn je erlebt, wenn er die Beherrschung verliert? Das ist wahrlich ein Anblick. Er stürmte auf den Wehrgang und trat das Banner des Herzogs persönlich von der Mauer in den Graben darunter. Richard erklärte, da Philip und er selbst Könige, Leopold jedoch nur ein Herzog sei, hätte dieser nicht das Recht, sein Banner neben ihres zu hängen, als wären sie gleichgestellt. Nun ist Leopold erzürnt über Richard und droht ebenfalls damit, nach Hause zurückzukehren. Wenn es so weitergeht, ist hier in einem Monat keine christliche Armee mehr übrig.«
    Ich war erschüttert: Wir alle waren für diese große Pilgerfahrt so weit gereist und hatten so viele Entbehrungen auf uns genommen. Und nun sah es ganz so aus, als würde alles an kleinlicher Rivalität, Neid und dummen Zwistigkeiten scheitern. Wir waren gerade erst im Heiligen Land angekommen, hatten nur eine einzige Festung eingenommen – ich hatte bisher noch nicht einmal einen leibhaftigen Sarazenen gesehen. Nun würden wir womöglich schon bald unsere Zelte abbrechen und zurück nach England reisen.
    »Was gibt es sonst Neues? Hat Euch wieder einmal jemand nach dem Leben getrachtet?«, fragte ich ihn, hauptsächlich, um das Thema zu wechseln. Er sah mich durchdringend an. »In der Tat, ja, ich glaube schon«, antwortete er. »Darüber wollte ich auch mit dir sprechen. Owain und ich gingen mit einigen der Männer an der Stadtmauer entlang – es war ungefähr zur Mittagsstunde am Tag, nachdem wir die Stadt eingenommen hatten, und glühend heiß. Plötzlich löste sich oberhalb von mir ein Teil der Mauer. Ich wischte mir gerade den Schweiß aus den Augen und blinzelte zur Sonne hinauf, sonst hätte ich es gar nicht gesehen: Zuerst hagelte es Steine, dann krachte ein Felsbrocken herunter, so groß wie eine ausgewachsene Kuh. Ich konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen. Ich bin vielleicht erschrocken, kann ich dir sagen. Wir haben das Mauerwerk mit unserem Beschuss während der Belagerung an vielen Stellen beschädigt. Die Arbeiter tun, was sie können, um es zu befestigen, aber ich dachte, ich hätte jemanden da oben gesehen, kurz bevor die Steine herunterkamen. Es könnte ein unglücklicher Zufall gewesen sein, ja. Aber das glaube ich nicht. Das glaube ich wirklich nicht.«
    »Ich hatte gehofft, wir hätten das alles in Messina zurückgelassen«, bemerkte ich. Er nickte

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