Der Kreuzfahrer
Sir Nicholas, der mir zur Begrüßung die Hand drückte, jedoch sehr viel sanfter als Sir Richard. »Wie so viele Templer hat er das große Pech, zu glauben, er sei amüsant.«
Während der Johanniter Little John höflich begrüßte, musterte ich ihn neugierig. Er war ein mittelgroßer Mann mit stahlgrauem, kurzgeschnittenem Haar, schlank und blühend vor Leben. Seine Augen waren bräunlich grün, und er trug den schwarzen Umhang mit dem weißen Kreuz der Johanniter. Er wirkte ein wenig zu sanftmütig für einen Krieger, und ich fragte mich, ob er die Schlacht mied und dafür die sachteren Künste beherrschte, für die sein Orden der heilenden Ritter bekannt war. Ich hätte ihn falscher nicht einschätzen können. Während ich ihn noch beobachtete, nahm er den Schild auf, den ich abgelegt hatte, und untersuchte ihn eingehend, wobei er die Stärke der Holzschichten mit dem Daumen prüfte. »Ein ungewöhnliches Wappen«, sagte er und drehte den knurrenden Wolfskopf zu mir herum. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr dem Earl of Locksley dient?«
Ich nickte, und er fuhr fort: »Und sein Waffenmeister lehrt Euch wohl die Feinheiten des Kampfes mit dem Schild?« Ich nickte wieder.
»Würdet Ihr mir erlauben, eine Runde oder zwei mit Eurem hünenhaften Freund zu versuchen? Vielleicht kann ich Euch etwas Nützliches zeigen.«
Ich bedeutete ihm mit einer Geste, dass er tun könne, was ihm beliebte, denn dieser Teil von Akkon gehörte immerhin seinem Orden. Sir Richard und ich setzten uns auf die steinerne Bank, die sich um den Innenhof zog, um den beiden zuzusehen.
John wirkte ein wenig verunsichert angesichts eines Gegners, der so gelassen wirkte, obwohl er viel kleiner und leichter war als John. »Keine Sorge, Sir Richard, ich verspreche Euch, ihm nicht allzu weh zu tun«, rief er betont munter zu uns herüber. Aber trotz seiner gewohnten Prahlerei spürte er wohl, dass er einem meisterhaften Kämpfer gegenüberstand.
»Tu, was du kannst, John, er verdient eine ordentliche Tracht Prügel«, feuerte Sir Richard ihn fröhlich an und lehnte sich auf dem warmen Stein zurück, um dem Spaß zuzusehen. Sir Nicholas lächelte John nur an, neigte den Kopf, und sie begannen. Die beiden Kämpfer umkreisten einander ein paar Augenblicke lang, dann ging John mit einem harten Schwerthieb gegen Sir Nicholas’ Schulter zum Angriff über. Der Johanniter ließ den Hieb mit einem leichten Schnippen von seinem Schild abgleiten und konterte sofort mit einer Reihe blitzschneller Ausfälle, die auf Little Johns Gesicht zielten. Der mächtige Mann wurde zurückgedrängt, zehn Fuß, dann zwanzig, immer weiter zurück, bis er fast an der Steinbank auf der anderen Seite des Innenhofes angekommen war. Die Kniekehlen schon am warmen gelblichen Stein, schien er plötzlich aufzuwachen. Er fletschte verbissen die Zähne und prügelte mit mächtigen Hieben gegen Kopf und Oberkörper von links und von rechts auf den Ritter ein. Sir Nicholas blockte einen Angriff nach dem anderen ab, wobei er nur den Schild benutzte. Allmählich ließ er sich wieder in die Mitte des Hofes zurückdrängen, hielt aber stets das Schwert erhoben und den rechten Ellbogen angewinkelt, so dass er jederzeit wieder blitzschnell zustoßen konnte. Es sah aus, als wartete er darauf, dass John einen Fehler machte und ihm den ungedeckten Körper preisgab. Wie Sir Nicholas Little Johns mächtige Hiebe überlebte, ohne sein Schwert zur Verteidigung zu gebrauchen, ist mir ein Rätsel. Doch ganz gleich, wo Johns Schwert zuschlug, der Schild war da und lenkte den Hieb ab. Sir Nicholas setzte ihn nicht direkt dem Hieb entgegen, um die Wucht der Klinge aufzufangen. Stattdessen benutzte er die gerundete Außenseite, um die Schläge von seinem Körper abzulenken, und Johns Kraft verpuffte in der Luft. Und dann tat der Ritter etwas Außergewöhnliches: Statt zu blocken, tauchte er unter einem gewaltigen Hieb von Little John hindurch, was den großen Mann aus dem Gleichgewicht brachte. Dann drehte er sich zur Seite, trat unter Johns erhobenen Schwertarm und drehte den Schild herum – die abgerundete obere Kante zeigte nun auf sein eigenes Gesicht, das schmale untere Ende nach oben und weg von seinem. Dann stieß er den Ellbogen aufwärts und rammte Little John das spitz zulaufende Ende gegen die Schläfe. Augenblicklich ging der Hüne zu Boden. Sir Nicholas würdigte John keines Blickes mehr, sondern wandte den Kopf und sah mich direkt an: »Habt Ihr das gesehen, Alan?« Ich gaffte ihn
Weitere Kostenlose Bücher