Der Kreuzfahrer
unsere Vereinigung in diesem Heiligen Land segnen und uns ein Zeichen seiner göttlichen Zustimmung geben kann.«
Offensichtlich hatte Will nichts von seiner Frömmigkeit verloren, seit er den Boden betreten hatte, auf dem unser Herr Jesus Christus gewandelt war.
Ich küsste auch Elise, und als sie und Will sich zum Gehen wandten, sagte sie noch: »Ich weiß, dass Ihr nicht an meine Prophezeiungen glaubt, Alan, aber ich hatte recht, was Euch betrifft, nicht wahr? Es war Euch nicht bestimmt, an diesem Ort zu sterben. Ihr werdet sterben, wie ich es Euch vorausgesagt habe: als alter Mann, zu Hause in Eurem eigenen Bett.« Dann tat sie etwas Merkwürdiges. Sie bückte sich und hob den altmodischen Schild mit dem Wolfskopf auf, den Little John am Fußende meines Bettes zurückgelassen hatte. »Aber führt den hier stets bei Euch. Er wird Euch noch das Leben retten«, erklärte sie ernst. Dann nahm sie Wills Hand, und die beiden gingen. Die Tatsache, dass sie mir, genau wie Little John, den Schild so dringend ans Herz legte, machte mich beklommen. Ich nahm mir fest vor, zu lernen, wie man damit umging, und ihn mitzunehmen, wenn ich das nächste Mal in den Kampf zog.
Von Tag zu Tag wurde ich kräftiger. Robin war verschwunden, und wann immer ich Owain und Sir James de Brus nach meinem Herrn fragte, schien niemand zu wissen, wohin er gegangen war. Auch Reuben war wie vom Erdboden verschluckt. Als ich mich bei Little John nach den beiden erkundigte, beschied er mir knapp, ich solle mir keine Sorgen machen und aufhören, Fragen zu stellen – die Angelegenheiten meines Herrn gingen niemanden etwas an. Doch der große Mann hielt Wort und kam jeden Morgen, um mich im Umgang mit dem Schild zu unterweisen. Das war gar nicht weiter schwierig, um ehrlich zu sein, obgleich meine empfindlichen Bauchmuskeln mir anfangs zu schaffen machten. Ich hatte jetzt eine kurze, hässliche, violette Narbe rechts neben dem Bauchnabel, wo die Wundärzte Malbêtes Armbrustbolzen herausgeschnitten hatten. Der Verletzung zum Trotz, scheuchte Little John mich bald kreuz und quer über den sonnigen Innenhof des Ordensquartiers. Er griff mich mit einem Holzstab von einem Schritt Länge an, und ich hatte nur den Schild, mit dem ich seine kraftvollen Schläge abfangen musste. Hoch, tief, und die komplizierteren Hiebe, die um den Rand des Schildes zielen. Anfangs entkräfteten mich die Übungen rasch, und obwohl wir am frühen Morgen begannen, wurde die Hitze schnell unerträglich. Aber als ich kräftiger wurde, fand ich Vergnügen an den Übungsstunden mit meinem hünenhaften Freund und konnte länger aushalten. Als John sah, dass ich die Grundlagen gemeistert hatte, ging er dazu über, mir anspruchsvollere Manöver mit dem Schild beizubringen. Ich lernte, den Gegner mit der Fläche oder dem Rand zu attackieren und den Schild dazu einzusetzen, den Feind abzulenken, damit er nicht schnell genug auf meinen Schwerthieb reagieren konnte.
Eines Tages hörte ich während unserer Übung eine Stimme rufen: »Beweg deine Füße, Alan. Vergiss nicht, die Füße zu bewegen.« Ich drehte mich um und sah einen hochgewachsenen Mann in einem weißen Umhang mit einem roten Kreuz auf der Brust. Ein langes Schwert hing an seiner Seite, und ein wunderbar vertrautes Gesicht grinste hinter einem mächtigen schwarzen Bart hervor. Es war mein alter Freund Sir Richard at Lea, Armer Ritter Christi und des salomonischen Tempels und ein wesentlicher Grund dafür, dass Robin sich der großen Pilgerreise angeschlossen hatte.
Er und hundert seiner Ordensbrüder, vielleicht die hervorragendsten Kämpfer der Christenheit, waren uns zwei Jahre zuvor in der Schlacht von Linden Lea zu Hilfe geeilt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Robin seine Männer in den Kampf im Heiligen Land führen würde. Hier waren wir, und hier war er.
Ich war hocherfreut, ihn zu sehen, ergriff voll Begeisterung seinen rechten Arm und verzog nur leicht das Gesicht, als sich seine Hand kräftig um mein Handgelenk schloss, das noch nicht lang verheilt war. Er begrüßte Little John herzlich und erkundigte sich nach Robin und Tuck. Dann drehte er sich um und wies auf den Mann, der neben ihm stand und unser Wiedersehen mit einem stillen Lächeln beobachtet hatte. »Darf ich euch Sir Nicholas de Scras vorstellen, guter Christ und edler Ritter, wenngleich er das große Pech hatte, in den falschen Orden einzutreten: Er ist ein Johanniter, möge Gott ihm vergeben.«
»Bitte verzeiht meinem Freund«, sagte
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