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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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arabische Diener ein und brachten ungewöhnlich aussehende Speisen – kleine Fleischstückchen in zartem Blätterteig, Gerichte mit Hammel und Hühnchen, mit Honig und Datteln gebackenes Brot, exotisch gewürzte und glasierte Pfirsiche. Jedes Mal unterbrachen die drei Männer ihr Gespräch und warteten schweigend, bis die Diener gegangen und sie wieder unter sich waren.
    Das Erste, was ich nach einer langen, leisen Rede von Aziz verstand, waren Robins scharfe Worte: »Abgelehnt? Was soll das heißen, sie hätten mein Angebot abgelehnt? Erkennen sie ein profitables Geschäft denn nicht, wenn es ihnen auf einem Silberteller serviert wird?« Ich lauschte angestrengt, und er musste eine kleine Unterbrechung im Rhythmus meines Liedes gehört haben, denn er warf mir einen strengen Blick zu und setzte die Unterhaltung dann mit gedämpfter Stimme fort.
    Etwa eine Viertelstunde später vergaß er sich wieder, und als ich das Ende einer fröhlichen Canson erreichte, hörte ich ihn zu Reuben sagen: »… ist mir gleich, ob sie zusätzlichen Schutz und mehr bewaffnete Begleitung angeheuert haben. Ich kann ihnen trotzdem eine verdammt gute Lektion erteilen. Ich werde schon dafür sorgen, dass sie um ihren Profit fürchten.«
    Weitere Gänge wurden aufgetragen, verzehrt und abgeräumt. Als die Diener gerade ein Scherbet gebracht hatten – ein herrlich anzusehendes Gericht aus Schnee aus den Bergen, Zitronensaft und Zucker, bei dem mir das Wasser im Munde zusammenlief – erhaschte ich die letzten Worte, die Reuben gerade an Aziz richtete: »… seid einverstanden, es zu dem vereinbarten Preis für uns nach Messina zu bringen. Ich nehme also an, Ihr habt dabei keine Bedenken?«
    Nach etwa zwei Stunden war das Essen endlich vorüber. Bis sich der Seefahrer erhob und sich höflich vor Robin verneigte, war mein frisch verheiltes Handgelenk steif und schmerzte. Worüber sie auch gesprochen haben mochten, ich hatte den Eindruck, dass die Sache zur allgemeinen Zufriedenheit abgeschlossen war.
    Robin und Reuben standen ebenfalls auf und verbeugten sich. Als der Seefahrer ging, hörte ich zum ersten Mal seine Stimme. Er sagte ganz deutlich: »Also dann bis zum Vollmond«, dann verließ er Robins Speisezimmer und den Palast und ging hinaus in die Nacht.
     
    Zwei Abende später standen Reuben und ich hinter einer kleinen Tür im obersten Stockwerk eines halb verlassenen Turms im östlichen Akkon, ganz in der Nähe des königlichen Quartiers. Es war so dunkel wie in einer Hexenseele, nur ein trüber Lichtschein fiel durch ein kleines Bogenfenster am anderen Ende des Raums herein. So konnte ich gerade noch den Umriss meines Freundes erkennen, der, mit dem Rücken an die kühle Mauer gepresst, einen frisch geschärften Dolch in der Hand, auf der anderen Seite der Tür stand. Auch ich hatte meinen Dolch wetzen lassen, doch er steckte in seinem Futteral, denn ich würde erst einmal zwei freie Hände brauchen. Wir warteten hier seit über einer Stunde, schweigend, damit uns kein Schritt im Flur vor der Tür entging.
    Ich blickte durch die Schwärze zu dem bogenförmigen grauen Fenster hinüber und bildete mir ein, auf dem Fensterbrett den Schatten des dicken Seils zu erkennen, das wir dort befestigt hatten, sobald wir hier eingedrungen waren. Das war unser Fluchtweg: Ein vierzig Fuß langes Seil mit Knoten, das auf dem Pflaster eines kleinen Hofes unten endete; dort waren unsere Pferde an einem eisernen Haltering in der Wand angebunden. Ich war nervös. Wir warteten nicht auf eine Schlacht, sondern auf die Gelegenheit, jemanden zu ermorden – eine geplante, kaltblütige Hinrichtung. Unser Opfer? Sir Richard Malbête natürlich. Ein Mann, der den Tod vielfach verdient hatte, ja, aber dennoch … dennoch wäre es mir, ehrlich gestanden, lieber gewesen, ihn in einem offenen Kampf zu stellen, statt ihn im Dunkeln niederzustechen.
    Nachdem ich nun all diese Bedenken vorgebracht habe, kann ich es sagen: Das war mein Plan. Und der Schlüssel dazu war mein Diener William. Ich hatte gezögert, ihn in eine so abscheuliche Tat zu verwickeln, denn ich war nicht sicher gewesen, ob er dazu bereit wäre. Immerhin sollte er mir helfen, einen Mord zu begehen, und, schlimmer noch, er riskierte damit, den Zorn Malbêtes und des Königs zu erregen, falls wir versagten. Doch als ich ihm erklärte, dass es die Bestie gewesen sei, die auf Zypern mit der Armbrust auf mich geschossen hatte, brannte er förmlich darauf, mir bei meinem Racheakt zu helfen – ja,

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