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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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er flehte mich an, dabei sein zu dürfen.
    Der Plan beruhte darauf, dass der König neuerdings eine Vorliebe für Malbête hegte, und auf Malbêtes Bestreben, in der Gunst seines Herrschers weiter aufzusteigen. Die Idee dazu war mir auf dem großen, von Dampf erfüllten Innenhof voll tropfender Laken gekommen, wo die Mägde die Wäsche des königlichen Haushalts wuschen. Ich hatte Elise im Dienstbotenquartier aufgesucht, weil ich ihr eine sehr wichtige Frage über Robins Attentäter stellen musste. Mit einer befriedigenden Antwort war ich auf dem Rückweg an den Wäschebergen vorbeispaziert, als mir ein Haufen prächtiger rot-goldener Tabards der königlichen Pagen ins Auge gestochen war. Eine Eingebung traf mich wie der Blitz, und der Plan stand mir wie vollständig ausgearbeitet vor Augen. Ich vergewisserte mich kurz, dass mich niemand beobachtete, und stopfte mir dann einen der Pagenröcke unter die Cotte – einmal ein Dieb, immer ein Dieb, brummte ich vor mich hin. Dann schlenderte ich weiter, kribbelnd vor Aufregung über diesen Beginn eines gefährlichen Unternehmens.
    Reubens begeisterte Mitwirkung hatte ich mir an dem Abend gesichert, als der Seefahrer Aziz bei Robin zu Gast gewesen war. Und zwei Tage später wagte sich William in einem prachtvollen roten Tabard, bestickt mit den englischen Löwen, in die Höhle der Bestie.
    Sir Richard Malbête hatte ein kleines, luxuriös eingerichtetes Haus auf der Südseite von Akkon in Besitz genommen, in der Nähe des kleineren Hafens. Das zweistöckige Gebäude war übel beleumdet – ein Freudenhaus. Er bewohnte es mit etwa einem Dutzend seiner Waffenknechte, die großteils von der Schlacht gezeichnet waren. Bei den Angriffen auf Akkon hatten seine Männer an vorderster Front gekämpft und in den furchtbaren Schlachten große Verluste erlitten, ehe die Stadt sich ergeben hatte. Die Männer ließen es sich im Innenhof des Hauses wohl ergehen, tranken Wein und befummelten die Frauen, eine Schar dunkeläugiger Schönheiten, als mein Diener in seiner Verkleidung als königlicher Laufbursche unangekündigt durch die Tür trat, wie er mir später berichtete. Sie setzten sich auf, rückten ihre Kleidung zurecht und schickten die Frauen fort, und Sir Richard Malbête wurde aus dem Haus geholt.
    William musste sich, seiner höchst riskanten Aufgabe zum Trotz, mit aller Gewalt das Lachen verkneifen, als er Malbête die Nachricht bestellte, die angeblich vom König kam: Der König wünsche Malbête heute Abend nach der Vesper in ebendiesem Raum zu sprechen, in dem Reuben und ich jetzt auf ihn warteten. Die Unterredung sei vertraulicher Natur, hatte William ernst erklärt, weshalb Sir Richard so gütig sein möge, allein zu erscheinen. Malbête hatte zugesagt, William war unbehelligt aus dem Haus gekommen, und nun warteten Reuben und ich in der Dunkelheit.
    Ich hörte Schritte vor der Tür, zielstrebige Schritte gestiefelter Füße, dann ein leises Klopfen, und eine Stimme fragte: »Hoheit?« Die Tür öffnete sich, und das Licht einer Fackel fiel in den dunklen Raum. Der Umriss einer großen Gestalt in einem scharlachroten und himmelblauen Wappenrock ragte in der Türöffnung auf. Ich sprang vor, schlang die Arme um die Mitte des Mannes und presste ihm damit die Ellbogen an den Körper. Die Fackel fiel ihm aus der Hand, ich presste das Gesicht an seine Brust und wirbelte ihn aus der beleuchteten Türöffnung herum in den dunklen Raum. Reuben schlug die Tür zu. Der Mann stieß einen kurzen Schreckensschrei aus, und dann spürte ich, wie Reuben den Arm über meinen Rücken streckte. Sein Messer blitzte einmal auf und fuhr dann dem Mann seitlich in den Hals, wo die große, pulsierende Ader sein musste. Unser Opfer zuckte krampfhaft, als die suchende Klinge tief durch die weiche Haut drang, und ein Schwall Blut auf meinem Kopf sagte mir, dass Reuben sein Ziel gefunden hatte. Ich trat dem Mann die Beine unter dem Körper weg und ließ ihn los. Mit einem gurgelnden Aufschrei fiel er auf die Knie und umklammerte seinen Hals, aus dem das Blut hervorschoss. Ich zückte meinen Dolch, um selbst auf den Bastard einzustechen, bis ich sicher sein konnte, dass er auch wirklich tot war …
    Da flog mit einem splitternden Krachen die Tür auf, und helles Licht erleuchtete den Raum. Bewaffnete, alle in Scharlachrot und Himmelblau, stürmten herein, und hinter diesem Schwarm von Eindringlingen erkannte ich Malbêtes höhnisches Narbengesicht. Jemand hieb mit dem Schwert nach mir, und ich

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