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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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parierte mit dem Heft meines Dolchs, bekam die Klinge frei und rammte sie dem Angreifer in den Bauch. Er fiel, ich zog den Dolch aus seinen hervorquellenden Eingeweiden und trat zurück, um mir Platz zu verschaffen.
    »Flieh, Alan«, rief Reuben. »Lauf, zum Fenster.« Ein zweiter Mann griff ihn mit einem Spieß an, und er schlug den Schaft mit seinem langen Dolch beiseite, führte die Klinge fließend weiter und stieß sie in die Achselhöhle des Mannes, der vor Schmerz kreischte. Dann zog mein Freund seinen Säbel. Das prächtige Metall glitt mit einem geflüsterten Seufzen aus dem Futteral, und mit einem einzigen Hieb schlitzte Reuben dem nächsten Gegner das Gesicht bis zu den Knochen auf. Ich wollte mein Schwert ziehen, doch Reuben brüllte wieder: »Flieh, Alan, lauf!« Ich zögerte nicht länger, sondern ließ meinen blutigen Dolch in die Scheide gleiten und sprang zum Fenster. Hinter mir hörte ich Stahl klirren, einen Schrei, und ich warf mich durch das Fenster, wobei ich gerade noch das Seil zu fassen bekam. So schnell ich konnte, kletterte ich an den Knoten hinunter. Ich hörte Gebrüll und schrille Schreie von oben, das Sirren schneller Klingen, und sobald ich den Boden erreichte, schaute ich hoch.
    Zu meiner Erleichterung sah ich Reuben über mir, der sich wie ein Affe am Seil hinabhangelte. Ein Kopf schob sich aus dem Fenster, nur eine dunkle Silhouette, und dann sah ich Stahl aufblitzen. Reuben hatte es schon fast geschafft, er war nur noch gut drei Schritt über mir, als er plötzlich abstürzte. Wie ein Mann am Galgen, ein schrecklicher Anblick, fiel er in die Tiefe und schlug mit dem Geräusch brechender Knochen und einem grausigen Schrei auf dem Pflaster des Hofes auf. Ich hatte rasch die Pferde losgebunden und schaffte es fluchend und ächzend, Reuben in den Sattel zu hieven. Sein linkes Schienbein war gebrochen, der Knochen ragte aus dem dürren Bein hervor, und er stöhnte, halb von Sinnen vor Schmerzen. Ich bestieg Ghost und wollte gerade Reubens Pferd von diesem unseligen Ort wegzerren, als ich eine vertraute, mir zutiefst verhasste Stimme leise aus dem Fenster oben rufen hörte. Unwillkürlich hielt ich inne.
    »Kleiner Sängerknabe!«, säuselte die Stimme. »Oh, kleiner Sängerknabe, dachtest du vielleicht, dass ich nicht mit so etwas rechnen würde?«, höhnte Sir Richard Malbête. »Hältst du mich für einen Narren?«
    Ich sagte nichts, doch mein Herz brannte vor Wut über meine eigene Dummheit. Natürlich musste er mit so etwas gerechnet haben. Und ich hatte meine Freunde in diese Katastrophe mit hineingezogen.
    »Bist du noch da, Sängerknabe?«, rief Malbête, und ich musste mir eine lästerliche Erwiderung verkneifen. »Du hast schon wieder einen von meinen Leuten aufgeschlitzt, Sängerknabe. Ich denke, es wird Zeit, dass ich mich revanchiere.« Er gab ein leises, finsteres, glucksendes Lachen von sich. Ich hatte genug gehört. Ich trieb Ghost voran und führte Reuben, der stöhnend und zusammengekrümmt in seinem Sattel hing, fort von diesem Gelächter des Bösen in der Nacht.
     
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, fragte mein Herr, und seine silbrigen Augen blitzten wie Rasierklingen. Wir waren im Hauptquartier der Johanniter, wo ein Wundarzt in einer Mönchskutte gerade Reubens gebrochenes Bein schiente. Äußerlich wahrte der Earl of Locksley eisige Ruhe, doch ich wusste, dass er vor Wut kochte. »Du wärst beinahe umgekommen, und, was noch viel schlimmer ist, du hast Reubens Leben aufs Spiel gesetzt. Wie ich gehört habe, hast du sogar deinen Diener William in diese kindische Dummheit verwickelt.«
    »Euch ist Reuben doch nur so kostbar, weil Ihr ihn für Eure schmutzigen Pläne braucht, um Eure Geldgier zu befriedigen!«, erwiderte ich. »Malbête zu töten ist wichtig! Es geht dabei um meine persönliche Ehre. Das könnt Ihr natürlich nicht begreifen, Ihr … Ihr Krämer!«
    Zu meiner Überraschung lachte er nur. Zugegeben, es war ein trockenes, hohles Kichern, das alles andere als angenehm klang, aber immerhin ein Laut der Heiterkeit. »Du warst ein rotznasiger kleiner Dieb, als du zu mir kamst, ein Beutelschneider ohne Familie, ohne Geld, ohne Namen. Und jetzt hältst du – hah! –
du
hältst mir Vorträge über Ehre und nennst mich einen Krämer!« Er schnaubte. »Du alberner, weltfremder Bengel, geh – geh mir aus den Augen.«
    Ich wandte mich ab und kämpfte gegen eine schwarze Woge des Selbstmitleids. Er hatte recht: Ich war ein rotznasiger Dieb, ein

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