Der Kreuzfahrer
erstreckte sich ein übelriechender Streifen Morast, und dahinter, etwa fünf Meilen entfernt, ragten steile, grüne Hügel empor. Irgendwo in diesen Bergen, einen knappen halben Tagesritt entfernt, lauerte Saladin mit seiner mächtigen Sarazenenarmee, doch an jenem Tag bekam ich keinen seiner berühmten türkischen Reiterkrieger zu sehen.
Nachdem wir allerdings etwa ein halbes Dutzend Meilen weit über diesen blendend hellen Sand geritten waren, zeigte die Landschaft deutliche Spuren von Saladins Armee. Wir kamen an ausgebrannten Anwesen vorbei, verkohlten Olivenbäumen und bewässerten Getreidefeldern, die nur noch aus schwarzen Stoppeln bestanden. Wir sahen kein einziges Lebewesen, abgesehen von den Eidechsen, die uns von den Felsen am Wegesrand herausfordernd entgegenstarrten, ehe sie hastig davonhuschten. Saladin hatte alles, was seinem Feind irgendwie hätte nützlich sein können, aus der Gegend entfernt und das verbrannt, was er nicht hatte forttragen können. Also ritten wir durch eine trostlose, verkohlte Einöde, die nach Rauch und Angst stank.
Am späteren Vormittag hielten wir an, um ein paar Schlucke aus unseren Wasserschläuchen zu trinken. Meine Kopfschmerzen waren immer schlimmer geworden, und jetzt fühlte es sich so an, als schlage ein kleines Männchen in meinem Schädel auf eine große Trommel. Robin verteilte große, quadratische Tücher aus schwarzer Seide. »Bindet sie euch vor Mund und Nase«, sagte er. »Dann atmet ihr den Staub nicht ein.«
Wir banden uns die Tücher um, und nachdem wir ein paar hundert Schritt weitergeritten waren, stellte ich fest, dass mir das Atmen tatsächlich leichter fiel, da mich der feine Nebel aus Staub und Asche, der über der verbrannten Landschaft hing, nicht mehr im Hals kratzte. Außerdem kam mir der Gedanke, dass wir mit diesen Tüchern vor unseren Gesichtern kaum mehr zu identifizieren waren. Wir waren jetzt eine Bande maskierter Reiter, ging mir auf, die sich auf feindlichem Gebiet bewegten. Aus irgendeinem Grund gingen mir immer wieder die Worte »von Wegelagerern heimgesucht« durch den Kopf. Und plötzlich wusste ich, warum. Die Erkenntnis traf mich wie ein Hieb mit dem Streitkolben. Wir waren die Wegelagerer, wir waren die Räuber, die in dieser Gegend lauerten. Damit wusste ich auch, welches Ziel unsere »militärische Übung« haben würde: eine Karawane mit einer Ladung Weihrauch, die mehr wert war als ihr Gewicht in Gold.
Robin gab sich nicht damit zufrieden, den Kaufleuten in Gaza nur zu erzählen, dass sie ein gutes Geschäft machen würden, wenn sie ihren Weihrauch an ihn verkauften. Nein, er würde ihnen auf brutale Weise anschaulich machen, warum es ein großer Fehler wäre, das nicht zu tun.
Kapitel 16
A ls die Mittagsstunde nahte, verließen wir die Küstenroute, und Reuben führte uns auf einen Pfad, der in Richtung der Berge verlief. Mein Kopf wollte zerspringen, aber mittlerweile litten wir alle unter der ungeheuren Hitze. Die Sonne brannte uns auf die Köpfe, als stünden wir in einer offenen Ofentür. Trotz der Temperaturen trugen wir alle dünne Lederhandschuhe, denn ein Stück Metall zu berühren, das viele Stunden lang der Sonne ausgesetzt war, hätte schmerzhafte Verbrennungen zur Folge gehabt. Schließlich bogen wir auf einen noch schmaleren Pfad ein, der eher für Ziegen geeignet war und stetig anstieg. Auf Robins Anordnung hin ritten wir schweigend im Gänsemarsch. Mit gesenkten Köpfen litten wir, und unsere Welt war auf die staubige Kruppe des Pferdes vor uns zusammengeschrumpft. Nur das Klappern der Hufe auf dem steinigen Untergrund war zu hören, und wir vertrauten blind auf Reubens Führung.
Lange nach Mittag rasteten wir endlich in einem Zedernhain, in dem wir wie durch ein Wunder auf eine kleine Quelle stießen. Ich tränkte Ghost und band ihn an einen Busch. Dann streifte ich meinen Kettenpanzer, das Filzwams darunter und die durchnässte Cotte ab und bespritzte meinen Körper mit dem himmlisch kalten Quellwasser. Anscheinend war ich völlig entkräftet. Mein Schädel hämmerte, mein Körper fühlte sich abwechselnd heiß und eiskalt an. Trotz der Hitze des Tages begann ich zu zittern. Ich versuchte, ein wenig zu essen, brachte aber nichts herunter. Viele der Männer rollten sich im Schatten der Bäume zusammen. Aber ich widerstand dem nahezu überwältigenden Drang zu schlafen.
Little John wetzte an der Quelle träge seine große Streitaxt. Um mich von meinem Unwohlsein abzulenken, setzte ich mich neben ihn und
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