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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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Geschick, dass ich die Klinge mit dem oberen Rand meines Schilds abfangen und als zischenden Blitz über meinen Kopf hinweg ablenken konnte, während ich mit dem Schwert zustieß und seinen muskulösen Bauch traf. Kreischend stürzte er von meinem Schwert, Blut spritzte aus der Bauchwunde. Doch schon rannten zwei seiner Kameraden auf mich zu, wieder einer von links, und, noch gefährlicher, einer von rechts. Ich hörte Robin ganz in der Nähe schreien: »Weiter, weiter, die Kavallerie, auf die Kavallerie!«, doch ich war zu beschäftigt, um seinem Befehl Folge zu leisten. Statt mich anzuspringen, duckte sich der dunkelhäutige Mann zu meiner Linken plötzlich und riss die lange graue Klinge schräg nach oben, um meinem treuen Ghost den Bauch aufzuschlitzen. Doch ich senkte blitzschnell das schmale Ende meines Schilds, fing den tiefen Hieb ab, führte mein Schwert schräg vor meinem Körper vorbei, streifte seinen Schild, den er sich über den Kopf hielt, von oben mit der Klinge und stieß sie darüber hinweg in die Kuhle zwischen seinem Hals und seiner Schulter. Mit beinahe abgetrenntem Kopf ging er zu Boden. Einen Moment lang blieb mein Schwert unter seinem Schlüsselbein eingeklemmt, und ich musste daran drehen und zerren, um es freizubekommen, wobei mir sein heißes Blut ins Gesicht und auf den rechten Arm spritzte. Ich hatte mich aus dem Sattel weit nach links hinabgebeugt, um diesen Stich führen zu können, und nun sah ich aus den Augenwinkeln den anderen dunklen Mann nur noch wenige Schritte von mir entfernt. Er holte weit aus und zielte auf meine verdrehte Taille.
    Die Welt schien beinahe innezuhalten. Ich spürte jeden einzelnen Herzschlag wie die getragenen, dumpfen Trommelschläge eines Begräbniszuges. Ich wusste, was als Nächstes geschehen würde. Unmöglich konnte ich mein Schwert rechtzeitig herumführen, um seinen Schlag zu parieren. Seine lange, schwere Klinge würde auf meine Seite herabfahren, den Kettenpanzer durchschlagen und tief in meinen Bauch eindringen. Ich war ein toter Mann.
     
    Und dann geschah ein Wunder. Ich hörte trommelnden Hufschlag, ein großes Pferd donnerte an mir vorbei. Eine Lanze traf den Nubier mitten in die Brust, riss ihn von den Füßen und schleuderte ihn beiseite. Der halbnackte Körper schlug auf dem Boden auf, den Arm noch erhoben, das Schwert bereit zum Schlag, der mich getötet hätte.
    Der Reiter kam ein Dutzend Schritt weiter zum Stehen. Er zog sein Schwert, hob es wie zum Gruß und grinste mich an: Es war Robin. Ich richtete mich im Sattel auf und erwiderte den Gruß mit meiner blutigen Klinge. »Na los, Alan«, sagte er. »Lümmle nicht so herum. Wir müssen uns beeilen, die Kavallerie von diesem Hügel zu scheuchen.« Er zeigte über die Schulter auf die Menge türkischer Reiterkrieger, die unsicher auf einer Anhöhe zwischen uns und dem Zentrum von Saladins riesiger Armee hin- und hertrabten. »Und zeig dich von deiner besten Seite, Alan«, fügte Robin hinzu, »der König sieht uns zu.« Er grinste noch einmal breit und brüllte dann mit seiner schmetternden Feldherrenstimme: »Zu mir, zu mir! Trompeter, blast ›neu formieren‹!«
    Als er den König erwähnte, blickte ich mich nach unserer zurückgebliebenen Linie um und gewahrte etwas Wunderbares: Der König, den sein goldgekrönter Helm aus der Menge hervorhob, stürmte mitten über das Schlachtfeld, gefolgt von tausend frischen Rittern aus England und der Normandie. Ihre Rüstungen schimmerten, die Lanzenspitzen funkelten in der Sonne, Banner flatterten fröhlich über ihren Köpfen, und ihre mächtigen Pferde ließen den Boden unter ihren donnernden Hufen erbeben. Sie hielten direkt auf das Zentrum der feindlichen Linie zu. Schlagartig wurde mir klar, warum Richard diesen Angriff hinausgezögert hatte. Er hatte abgewartet, während unsere Männer der Mitte die Kraft aussaugten, Regimenter auf die rechte Flanke zogen, und nach links, wo die Templer und die Angeviner noch immer in ein heftiges Gefecht verwickelt waren. Die Attacken zu beiden Seiten hatten die Mitte ausgedünnt, und nun würde Richard dort wie mit einem Hammer hineinschlagen. Würde er siegen? Es war noch zu früh, um das abzuschätzen. Saladins Heer war nach wie vor gewaltig, und wenn Richard zurückgeschlagen würde und Saladin einen Gegenschlag führte, würde jeder Mann dieser christlichen Armee an diesem Abend um sein Leben laufen.
    Unsere Kavallerie, Robins Männer und die Flamen sowie das, was von den Kontingenten der Johanniter

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