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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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hatte. Die Klinge fuhr ihm durchs Gesicht und säbelte dem christlichen Ritter die Wange ab. Blut spritzte. Ich richtete Ghost mit den Knien aus, klemmte mir die Lanze mit dem Ellbogen fest an die Seite, ließ Ghost meine Fersen spüren, sprengte voran und rammte die Lanze mit aller Kraft dem Berber ins Kreuz. Der Aufprall war gewaltig, es kam mir vor, als wäre ich im vollen Galopp gegen eine Eiche angeritten. Die Lanze wurde mir aus der Hand gerissen, ich spürte einen Stich in meinem gebrochenen Handgelenk, und dann war ich an meinem Gegner vorbei und blickte über die Schulter zurück, um festzustellen, was mein Angriff bewirkt hatte. Der Mann saß noch im Sattel. Ich riss mein Schwert aus dem Futteral, wendete Ghost und galoppierte zurück, um ihn erneut anzugreifen. Dann sah ich, dass er keine Bedrohung mehr darstellte, denn das weiße Gewand hatte sich von der Taille bis zu den Knien rot verfärbt, die lange Lanze ragte wackelnd aus seinem Rücken, und ich vermutete, dass die Spitze durch den ganzen Körper gefahren und am Bauch wieder ausgetreten war und ihn an den hohen Knauf seines fremdartigen Sattels geheftet hatte. Seine Augen waren in unvorstellbarer Pein weit aufgerissen, seine Lippen bewegten sich lautlos, und aus reinem Erbarmen schlitzte ich ihm im Vorüberreiten mit einem Schwertstreich die Kehle auf, um seine Todesqualen zu verkürzen.
    Binnen kürzester Zeit waren sämtliche Berber tot oder geflohen, und ich hörte unsere Trompeten zum Rückzug blasen. Ich blickte mich um und sah, dass viele der Toten um mich herum das schwarze Gewand mit dem weißen Kreuz der Johanniter trugen. Ich war gerührt von der Treue ihrer Pferde – viele standen neben ihren toten Herren, stupsten sie mit der Nase an und drängten die Leichen, wieder aufzustehen. Doch etwa sechzig Ordensritter lebten noch, ebenso mehrere Dutzend Franzosen, die nun gemeinsam mit unseren Männern zu dem großen weißen Banner mit dem grimmigen Wolfskopf zurücktrabten, das unseren Sammelpunkt markierte.
    Unsere eigene Reiterei hatte in diesem verzweifelten Kampf keine allzu großen Verluste erlitten, und ich sah mindestens siebzig von Sir James’ Männern, die auf Robin und den Schotten unter unserem Banner zuhielten. Wir formierten uns neu, diesmal in zwei Linien. Wer noch seine Lanze hatte oder so geistesgegenwärtig gewesen war, eine liegen gebliebene Waffe vom Schlachtfeld aufzuheben, wurde der vorderen Linie zugeteilt. Wir Übrigen würden dieser mit unseren Schwertern folgen. Von meinem Platz in der zweiten Reihe aus schaute ich über die Köpfe der Reiter vor mir zum rechten Flügel des Feindes hinüber, keine vierhundert Schritt von uns entfernt. Unmittelbar vor uns stand eine mehrere hundert Mann starke Linie Fußsoldaten, bewaffnet mit langen Schwertern und kleinen, runden Schilden. Ihre Brust war nackt, um die Lenden hatten sie ein leuchtend weißes Tuch geschlungen, und sie erwarteten unseren Angriff mit grimmigen Gesichtern. Ihre Haut war schwarz wie die Nacht. Dies waren die furchterregenden Krieger aus Ägypten – die überragenden Springer, die Menschenblut tranken. Hinter ihnen wartete eine weitere Abteilung türkischer Reiter, die Bogen schon in Händen. Schaudernd betrachtete ich die feindliche Streitmacht, die wir gleich angreifen würden. Der Schwertgriff in meiner Hand war schweißfeucht, und ich merkte, dass ich den Schild fester als sonst an die linke Schulter presste. Ein Trompetenstoß, und wir setzten uns in Bewegung. Die ersten Pfeile der Reiterkrieger prasselten herab und trafen klappernd auf meinen Helm und den Schild, hinter dem ich mich gegen diesen Schauer zusammenkauerte. Ich bemühte mich, nicht auf das Klatschen der tödlichen Schäfte zu achten, und konzentrierte mich ganz darauf, Ghost genau auf einer Linie mit dem restlichen Conroi zu halten. Wir brauchten den Pfeilhagel nicht lange zu ertragen. Wir steigerten uns zum leichten Galopp, jagten ihnen im gestreckten Galopp entgegen, und dann trafen wir auf unsere Gegner. Die Lanzen der vorderen Linie fuhren in die Reihen der dunkelhäutigen Männer und rissen sie rücklings von den Füßen, und wir ritten unmittelbar hinterdrein. Ein riesiger, halbnackter, schwarzer Mann stürzte sich von links auf mich, stieß eine Art grausigen heidnischen Schlachtruf aus, sprang dann mit einem gewaltigen Satz hoch in die Luft, höher, als ich auf Ghost saß, und schwang in einer einzigen fließenden Bewegung das Schwert nach meinem Kopf. Es war eher Glück denn

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