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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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irgendwo leben, wo es nicht immer so heiß war, und ich wollte reich sein.«
    »Und da seid Ihr nach England gekommen?«, fragte ich ein wenig ungläubig.
    »So ist es, junger Alan«, antwortete Reuben. »Für die Reise brauchte ich zwei Jahre. Ich kam bitterarm hier an, von beinahe jedermann als Wanderjude geschmäht, doch seither habe ich es weit gebracht.«
    Ich wusste, was als Nächstes kommen würde, schon ehe er es aussprach. »Es war Robin, der mir den Anfang ermöglicht hat. Und das werde ich ihm nie vergessen. Robin hat mir das Geld geliehen, das ich brauchte, um mein Geschäft aufzubauen, und das rechne ich ihm bis heute hoch an. Meine Treue und Freundschaft sind unverbrüchlich, ganz gleich, was er vielleicht tut.«
    »Wucher«, sagte ich ein wenig scharf. Zinswucher war eine Todsünde, und es gefiel mir nicht, dass Robin in so etwas verwickelt war.
    »Du missbilligst mein Geschäft? Was könnte ich sonst tun? Als Jude ist mir fast jeder andere Beruf verwehrt. Ich habe eine umfassende medizinische Ausbildung, doch Christen darf ich nicht behandeln. Auch im Kampf wurde ich ausgebildet, doch ich wäre unter christlichen Soldaten nicht willkommen. Also verleihe ich Geld, ja.« Er sah mir direkt in die Augen, den dunklen Kopf zur Seite geneigt. »Betrachte es als Dienstleistung«, sagte er. »Hin und wieder müssen die Leute sich Geld leihen, und diesen Dienst biete ich an.«
    Ich wollte nicht mit ihm streiten, nachdem er so großzügig gewesen war, mir von seinem Leben zu erzählen – und ich brauchte auch gar nichts zu erwidern, denn ein Trompetenstoß erscholl. Hastig rappelten wir uns auf und blickten über die Brüstung. Eine Abordnung von Rittern zu Pferde, begleitet von Fußsoldaten, kam unter einer weißen Flagge über die Rampe. Ganz vorn ritt ein kostbar gewandeter Ritter in voller, schimmernder Rüstung – Sir John Marshal. Und neben ihm, auf einem grobknochigen gescheckten Schlachtross, erkannte ich die hochgewachsene Gestalt von Sir Richard Malbête.
    »Juden von York«, rief der Burgherr. »Ich fordere euch auf, die Christenkinder freizugeben, die ihr gefangen haltet, und den Turm zu verlassen. Wir werden euer Leben verschonen, wenn ihr den wahren Glauben unseres Herrn Jesu Christi annehmt und euch taufen lasst.«
    Malbête neben ihm blickte zu uns auf und lächelte hämisch. Schaudernd erinnerte ich mich an die »Taufe« in kochendem Wasser, die sie dem kleinen jüdischen Mädchen hatten zuteilwerden lassen.
    »Warum reden sie ständig von Kindern?«, fragte ich Reuben. Er sah mich mit hartem Blick an. »Offenbar hat uns jemand verleumdet. Das ist nicht ungewöhnlich. Zweifellos behaupten sie, wir hätten ein paar Kinder geraubt, um sie als Häppchen vor dem Abendessen zu fressen, und diese christlichen Narren glauben das.«
    Ich bemerkte Joshe an der Mitte der Brüstung, von wo er auf Sir John Marshal hinabschaute. Robin war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hielt er sich absichtlich aus Sir Johns Blickfeld.
    »Wie ich Eurem Henker Sir Richard Malbête bereits sagte, haben wir keine christlichen Kinder hier«, rief der alte Jude. »Und wir werden nicht von unserem Glauben abfallen. Wie könntet Ihr für unsere Sicherheit garantieren, falls wir herauskämen? Könnt Ihr uns gegen die da beschützen?« Er wies hinter Sir John und dessen Truppe ans Ende der Rampe, wo sich die Bürger von York massenweise versammelt hatten. Die Menge sah hässlich aus, viele Leute trugen blutige Verbände oder gingen an Krücken. Die meisten waren dennoch bewaffnet. Auf Joshes Worte hin waren zornige Rufe zu hören, und Fäuste wurden drohend geschüttelt.
    »Dieser Turm gehört der Krone. Ich befehle euch im Namen des Königs, herauszukommen und eure Waffen abzugeben. Sonst werde ich euch mit Waffengewalt aus seinem Besitz vertreiben. Ich sage es euch zum letzten Mal: Ergebt euch und händigt uns eure Waffen aus.«
    »Kommt doch und holt sie euch«, brummte Reuben, und dann sagte er etwas in einer seltsamen Sprache, das ich nicht verstand:
»Molon labe«,
sagte er. »
Molon labe,
ihr Bastarde.«
    Joshe beriet sich mit einem ältlichen Rabbi, wie man die Priester der Juden nennt. Dann beugte er sich über die Brüstung und sagte: »Wir können unsere Waffen nur abgeben, wenn Ihr uns die Sicherheit unserer Familien garantiert.«
    »Ihr habt Zeit bis zum Mittag, um unbewaffnet unter Waffenstillstandsflagge herauszukommen. Danach werde ich den Turm mit Gewalt einnehmen«, brüllte Sir John zornig, wendete sein

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