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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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und Füßen gefesselt und an lange Taue gebunden. Verloren lag er am Bug der etwa zwanzig Schritt vor dem Kai vertäuten
Santa Maria,
mit geschlossenen Augen und Gänsehaut am ganzen Leib, während ein Priester Gebete über der zitternden Gestalt sprach. Es begann, heftiger zu regnen.
    Unsere Männer standen schweigend da. Keiner von uns hatte allzu sehr über diese Strafe geschimpft: Jehan hatte sich dumm verhalten, und wir stimmten darin überein, dass das Urteil zwar brutal, aber nicht ungerecht war. Wir alle waren gewarnt worden, das Glücksspiel-Verbot nicht zu missachten. Jehan hatte diese Warnung nicht befolgt und dann obendrein versucht, sich herauszuwinden, was noch viel schwerer wog. Die Männer verabscheuten jeden, der Ehrenschulden nicht beglich. Außerdem kannten wir ihn zwar, aber er war keiner von uns: nur ein Seemann aus der Provence, in Marseille für die Überfahrt angeheuert.
    Ich stand mit William auf der Hafenmauer, knabberte an einem Hähnchenschenkel und dachte an Nur. Zu meinen Füßen lag ein blonder Köter, ein hässlicher, humpelnder Straßenhund aus den Gossen von Messina. Das halbe Fell war von der Räude aufgefressen, die schorfige rosa Haut hinterlassen hatte. Die Ohren waren von vielen wilden Kämpfen mit Artgenossen zerfetzt, und das Tier hatte nur ein gelbes Auge. Doch dieser abscheuliche Hund schien sich unerklärlicherweise zu mir hingezogen zu fühlen. Er war mir den ganzen Weg vom Kloster hierher zum Hafen gefolgt, und ich wurde ihn einfach nicht los, ganz gleich, wie oft ich nach ihm trat oder ihn zu verscheuchen versuchte. Es war eine Hündin, fiel mir nun auf, und sie lag da auf der groben Steinmauer und starrte einfach nur jämmerlich einäugig zu mir empor, als himmelte sie mich an. Mir kam der Gedanke, dass sie mich mit demselben Blick betrachtete, mit dem ich Nur anschaute.
    »Ge-ge-gebt ihr Euren Knochen«, sagte William. »Das ist alles, wa-wa-was sie will. Gebt ihr den Hühnerknochen, da-da-dann geht sie vielleicht weg.« William war immer sehr gutherzig, und da ich dachte, sein Plan könnte aufgehen, tat ich, wie mir geheißen. Erstaunlich geschickt schnappte das Tier den Happen noch in der Luft und schoss durch unsere Beine davon.
Tja,
dachte ich lächelnd,
so viel zu Liebe und Anbetung!
    Auf der
Santa Maria
hatten zwei Seeleute inzwischen ihren Kameraden Jehan an Kopf und Füßen hochgehoben. Zwei weitere Matrosen hielten die Taue. Umstandslos hievten sie ihn am Bug über die Reling. Dann gingen die Männer mit den Tauen los, von denen eines an Jehans Füßen und das andere an den Armen befestigt war. Sie marschierten flott an der Reling zu beiden Seiten des Schiffes entlang und schleppten dabei ihre Taue hinter sich her.
    »Halt!«, donnerte eine Stimme vom Vordersteven her. »Bleibt stehen, ihr Gesindel, im Namen des Königs!« Es war Sir Richard Malbête. König Richard hatte ihm eine neue Rolle übertragen – er war jetzt für die Disziplin der gesamten Armee zuständig, und damit auch für die Bestrafung. Dieses Amt passte seiner schwarzen Seele wie angegossen. Mich beunruhigte es allerdings, dass die Bestie König Richard so nahestand und von ihm mit so viel Verantwortung betraut wurde.
    Auf Malbêtes Befehl hin blieben die beiden Seeleute, die ihren unglückseligen Kameraden unter dem Schiff entlangschleiften, abrupt stehen. Ich konnte mir kaum vorstellen, was der arme Kerl dabei empfinden mochte, dass es nicht einmal mehr weiterging, während er aus Hunderten kleiner Schnittwunden blutete und langsam unter dem Kiel der
Santa Maria
ertrank.
    »Ihr lauft zu schnell«, grollte Malbête. Er rief zwei seiner Waffenknechte herbei und ließ sie mit blanken Schwertern vor den Männern mit den Tauen hergehen. Sie schritten auf beiden Seiten des Decks rückwärts an der Reling entlang, so dass die Seeleute nur sehr langsam gehen konnten, wenn sie sich nicht auf den Klingen aufspießen wollten. Als sie schließlich das Heck erreichten, ließ Sir Richard Malbête das Schwert in die Scheide gleiten und gab den Seeleuten endlich einen Wink, dass sie ihren Kameraden heraufholen durften.
    Das Opfer blutete aus zahllosen Schnittwunden von der Stirn bis zu den Schienbeinen. Der Mann hatte ein Auge verloren, seine Nase war gespalten und platt ans Gesicht gequetscht, und an Bauch und Brust hatten die Seepocken sich besonders tief in seine Haut geschnitten. Er sah aus, als wäre er mehrfach mit einem scharfzahnigen Rechen traktiert worden. Doch er lebte. Er erbrach eimerweise

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