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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mutter finden sich, wie du sicher gesehen hast, obwohl wir nie darüber gesprochen haben, zwei Wappen. Das eine ist ein Drachenkopf und ein Schwert, das ist das Wappen deiner Mutter. Das zweite ist ein stehender Löwe, das Wappen deines Vaters. Das ist das Wappen der Folkunger, und du bist folglich auch einer, aber du verstehst vermutlich nicht, was das bedeutet.«
    »Nein«, erwiderte Arn zögernd. Er erweckte tatsächlich den Eindruck, als könne er sich nicht einmal in der Fantasie vorstellen, ein anderer zu sein als der, der er war.
    »Konkret bedeutet es Folgendes«, sagte Pater Henri knapp. »Du hast das Recht, mit einem Schwert bewaffnet zu reiten, du hast das Recht, einen Schild mit dem Wappen der Folkunger zu tragen, und wenn diese rohen Gesellen dich so gesehen hätten, hätten sie nicht einmal im Traum gewagt, dich anzugreifen. Wenn du zufällig weder ein Schwert noch den Schild mit dem Folkungerwappen bei dir gehabt hättest, hättest du ihnen nur deinen Namen zu nennen brauchen, nämlich Arn Magnusson zu Arnäs, dann wäre ihre Kampflust sofort verflogen.
    Ich habe dir nie erzählt, wer du in den Augen der anderen Welt bist, und das war falsch von mir. Wenn ich mich überhaupt mit etwas entschuldigen kann, dann nur damit,
dass wir hier bei uns unseren Nächsten nicht so sehen wie die Menschen da draußen. Außerdem wollte ich dich nicht in Versuchung führen, jemals zu glauben, du seist vornehmer als andere. Ich glaube, das kannst du verstehen und mir vielleicht sogar verzeihen.«
    »Aber das kann mich doch nicht zu einem anderen machen, als ich bin?«, wandte Arn grübelnd ein. »Ich bin so, wie Gott mich geschaffen hat, genau wie alle anderen, genau wie du oder die Leibeigenen da draußen. Das ist weder meine Schuld noch mein Verdienst. Und weshalb sollten übrigens die unglücklichen Seelen, die mich töten wollten, sich von einem Namen daran hindern lassen? Ich war doch in ihren Augen nichts weiter als ein ›Mönchlein‹, das nicht einmal mit einem Schwert umgehen konnte. Warum also sollte dieser Name sie erschrecken?«
    »Weil sie nur noch wenige Tage gelebt hätten, wenn sie die Hand gegen dich erhoben hätten. Dann hätten sie nämlich das gesamte Geschlecht der Folkunger, dein Geschlecht, am Hals gehabt. Und in diesem ganzen unglückseligen Land würde kein Bauer von einer solchen Dummheit auch nur träumen. So sieht es da draußen aus. Du musst anfangen, dich an den Gedanken zu gewöhnen.«
    »Ich will mich aber nicht an eine so unvernünftige und böse Ordnung gewöhnen, Pater. Ich will in einer solchen Welt nicht leben.«
    »Du musst«, entgegnete Pater Henri kurz. »Denn so ist es entschieden. Du musst schon sehr bald wieder in diese andere Welt hinaus, das ist mein Befehl.«
    »Ich werde deinem Befehl gehorchen, aber …«
    »Kein Aber!«, unterbrach ihn Pater Henri. »Du darfst jetzt deinen Kopf nicht mehr rasieren und musst von
diesem Moment an dein Fasten beenden. Vergiss nur nicht, zu Anfang nur vorsichtig zu essen. Gleich nach dem Abendessen sollst du dich zu Bruder Guilbert begeben, dann wird er dir von der anderen Seite der Wahrheit über dich erzählen, der Seite, die du ebenfalls nicht kennst.«
    Pater Henri erhob sich schwer von der Holzpritsche. Er fühlte sich plötzlich alt und steif und dachte zum ersten Mal, dass sich sein Leben jetzt dem Herbst zuneigte, dass die Zeit im Stundenglas verrann und dass er vielleicht nie erfahren würde, welchen Auftrag der Herr für seinen geliebten Sohn in Bereitschaft hielt.
    »Aber verzeih mir, Pater, eine letzte Frage, bevor du gehst«, sagte Arn mit einem Gesichtsausdruck, als dächte er verzweifelt nach.
    »Aber ja, mein Sohn, so viele letzte Fragen, wie du willst, denn der Fragen ist ohnehin nie ein Ende.«
    »Worin lag deine Sünde und die von Bruder Guilbert? Das kann ich noch immer nicht begreifen.«
    »Ganz einfach, mein Sohn. Wenn du gewusst hättest, wer du bist, hättest du nicht töten müssen. Wenn wir dir gesagt hätten, wer du bist, hättest du Bescheid gewusst. Wir haben dir die Wahrheit verschwiegen, weil wir glaubten, dich mit Lügen zu schützen. Gott hat uns mit harter Hand daran erinnert, dass aus etwas Bösem nichts Gutes kommen kann. So einfach ist es. Aber aus etwas Gutem kann auch nichts Böses kommen, und du hattest keine bösen Absichten. So, wir sehen uns bei der Vesper!«
    Pater Henri ließ Arn jetzt für die Stunden allein, die dieser für seine Danksagungen brauchte, worüber Pater Henri kein Wort hatte

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