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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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verstehen würde, was ihm bald widerfahren sollte. Pater Henri beschloss, zunächst so aufzutreten, wie es seiner Berufung entsprach, und weder Trost noch Strenge an den Tag zu legen.
    »Ich bin jetzt bereit, deine Beichte anzuhören, mein Sohn«, sagte Pater Henri und setzte sich auf die harte Holzpritsche. Er gab Arn ein Zeichen, sich neben ihn zu setzen.
    »Pater, vergib mir, denn ich habe gesündigt«, begann Arn, hielt aber sogleich mit einem verlegenen Räuspern inne, weil sein zehntägiges Schweigen seine Stimme unsicher gemacht hatte. »Ich habe die schwerste aller Sünden begangen und habe nichts vorzubringen, womit ich mich entschuldigen könnte. Ich habe zwei Männer getötet, obwohl ich sie stattdessen nur leicht hätte verletzen sollen. Ich habe zwei Männer getötet, obwohl ich wusste, dass es für meine Seele besser gewesen wäre, wenn ich selbst gestorben wäre. Dann wäre ich dem Herrn Jesus ohne diese Sünde in meinem Ranzen begegnet. Ich bin deshalb bereit, mich jeder Buße und Strafe zu unterwerfen, die du mir auferlegst, Pater. Und nichts scheint mir hart genug sein zu können.«
    »Ist das alles? Nichts anderes, wo wir schon dabei sind?«, fragte Pater Henri leichthin, doch dann reute ihn sein Tonfall. Er klang fast so, als verspottete er die schweren Seelenqualen des jungen Mannes.
    »Nein … das ist alles … das heißt, ich habe auch böse Gedanken und falsche Gedanken gehabt, weil ich versucht habe, die Schuld von mir abzuwälzen, aber all diese
Dinge sind in dem eingeschlossen, was ich schon bekannt habe«, erwiderte Arn sichtlich verlegen.
    Pater Henri war erleichtert, weil Arn Verstand genug besessen hatte, auf eine so verwirrende Frage klar und vernünftig zu antworten. Doch nun kam das Unerhörte, die Gnade Gottes, die so oft über den Verstand der Menschen ging. Pater Henri holte tief Luft und fragte Gott ein letztes Mal um Rat, bevor er die zwei entscheidenden Worte aussprach. Dann wartete er kurz, bis er fühlte, dass Gott ihm die notwendige Unterstützung gab.
    » Te absolvo. Ich vergebe dir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, mein Sohn«, sagte er und machte erst über Arn das Kreuzzeichen und bekreuzigte dann sich selbst.
    Arn starrte ihn wie verhext an, außerstande zu begreifen, was er soeben gehört hatte. Pater Henri wartete, bis die Bedeutung der Worte tief in Arn eingesunken waren. Dann räusperte er sich ausführlich, diesmal ganz bewusst zum Zeichen, dass jetzt seine Erklärung folgen würde.
    »Die Gnade des Herrn ist wahrlich groß, und du bist jetzt tatsächlich frei von Sünde, mein Sohn. Ich habe dir als dein Beichtvater vergeben, als Gottes demütiger Diener und mit seiner Unterstützung. Wir wollen uns bald über dieses großartige Ereignis freuen, sollten den Ausgang aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du sollst wissen, dass ich all die Zeit, die du in deiner Einsamkeit dazu verwendet hast, Gott um Rat zu fragen, auch dazu verwendet habe. Und wenn Gott dir vielleicht etwas anderes gesagt hat als mir, steckt auch dahinter eine Absicht, denn wir haben es schließlich mit einer sehr schwierigen Angelegenheit zu tun gehabt, der schwierigsten, die mir als Beichtvater je auferlegt worden ist. Die Qualen, die du in diesen Tagen durchlitten hast, als du
aufrichtige Reue an den Tag gelegt hast, ist insofern ein Teil deiner Prüfung gewesen.«
    »Aber das ist doch wohl … doch wohl nicht möglich … Totschlag …?«, stammelte Arn.
    »Unterbrich mich nicht, dann wirst du es hören«, fuhr Pater Henri bestimmt, aber beruhigt fort, denn er glaubte zu sehen, dass Arn weit ansprechbarer war, als er befürchtet hatte. »Gottes gute Welt ist in diesem Fall eine doppelte, und wir müssen uns bemühen, sie in ihrer Ganzheit zu sehen. Es gibt eine Welt da draußen, extra muros , die manchmal sehr eigentümliche Gesetze hat. Diesen Gesetzen zufolge bist du ohne Schuld. Bis dahin ist es einfach. Aber wir haben intra muros unsere eigene, höhere Welt, und sie stellt bedeutend größere Anforderungen an uns. Erstens ist meine Sünde und die Bruder Guilberts größer als deine, was diese Fälle von Totschlag angeht. Ich werde dir das später etwas eingehender erklären. Zweitens müssen wir versuchen, deine Tat aus der höheren Perspektive Gottes zu sehen, wie schwierig dies uns armen sündigen Menschen auch erscheinen mag, und wir müssen zu verstehen versuchen, was Gott gewollt hat.
    Deine große Aufgabe im Leben, welche sie auch sein mag, liegt immer

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