Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
aufmerksam und schob hier und da eine Frage nach Dingen ein, deren Bedeutung Gunvor nicht verstand. Doch schon bald leuchtete das Gesicht des ehrwürdigen alten Mannes wie von einem Glück, das aus ihm hervorzustrahlen schien. Er nickte, als stimmte er Gedanken zu, die er schon in sich gespürt hatte, fast so, als hätte er gewusst, dass die beiden kommen würden, und sprach ein Gebet in der Kirchensprache.
Dann ließ er einen riesigen Mönch holen, der verrußt und verschwitzt aussah, die Pferde mal mit einem zustimmenden, mal mit einem übellaunigen Grunzen untersuchte und dem Prior anschließend etwas in einer vollkommen unbegreiflichen Sprache erklärte.
»Der Herr sei gelobt für eure gute Gabe«, sagte Pater Henri. Alle lauschten jetzt gespannt, weil der riesige Mönch zu der Stute gegangen war, sie am Halfter festhielt und freundlich zu ihr sprach, während er sich für den stattlichen Hengst überhaupt nicht zu interessieren schien.
»Euer Opfer ist groß, und euer Wille, uns dieses kostbare Geschenk zu machen, verdient hohen Respekt«, fuhr Pater Henri fort. »Wir können jedoch nur die Stute annehmen, weil der Hengst uns keine Dienste leisten kann. Doch das sollt ihr nicht als Geringachtung auffassen. Schon die gedachte Gabe ist ein Geschenk, und vielleicht hat sich die Mutter Gottes euer erbarmt und ist der Meinung gewesen, dass ihr zu viel geopfert habt. Ich bitte euch also, den Hengst zu behalten.«
Während die beiden zögerten, weil sie nicht wussten, was sie antworten sollten, gab Pater Henri Bruder Guilbert ein kleines Zeichen. Dieser verneigte sich höflich vor ihnen und führte die Stute dann durch die Holztür, die er hinter sich zumachte. Gunnar war über diese Lösung sehr froh, denn es war ihm am schwersten gefallen, sich von dem Hengst zu trennen. Doch da die Stute immer etwas schwierig gewesen war, verwunderte er sich auch darüber, dass der fremde Mönch sie einfach am Halfter hatte fassen und durch eine enge Tür hatte wegführen können, ohne dass sie sich auch nur im Mindesten gesträubt hätte. Er vermutete, dass der Stute vielleicht genauso feierlich zumute geworden war wie ihnen selbst, als sie ein Haus des Herrn betraten. Gunnar ging davon aus, dass Mönche nicht viel von Pferden verstehen konnten.
Als Pater Henri gesehen hatte, dass die freigebigen und dankbaren Gäste seine halbe Ablehnung akzeptiert hatten, setzte er sich zufrieden zurecht und fragte der guten
Form halber, ob er ihnen irgendeinen Gegendienst erweisen konnte. Ob er vielleicht ein paar Fürbitten lesen lassen sollte?
Da bat Gunvor errötend um die Erlaubnis, sich persönlich bei dem jungen Mönch zu bedanken. Sie entschuldigte sich gleich für ihre kühne Frage und fügte hinzu, ihr Verlobter sei in diesem Begehr mit ihr einer Meinung.
Vielleicht hatte sie erwartet, dass sich der Blick des alten Mönchs jetzt verfinstern und dass er ihre Bitte als unpassend abtun würde. Doch zu ihrer Erleichterung hellte sich sein Gesicht sofort auf. Er erklärte, das sei ein ausgezeichneter Vorschlag, erhob sich frisch und geschmeidig wie ein junger Mann und wandte sich zum Gehen, doch dann fiel ihm etwas ein, und er blieb abrupt stehen.
»Aber ihr werdet ihn allein sprechen«, sagte er und lächelte so breit, dass man zwischen seinen Zähnen im Unterkiefer eine große Lücke sehen konnte. »Es würde den jungen Mann nur unnötig verlegen machen, wenn sein Prior ihm immerzu über die Schulter sähe. Er ist es nicht gewohnt, Danksagungen zu erhalten. Aber seid unbesorgt, er ist einer von euch und versteht alles, was ihr sagt.«
Pater Henri segnete seine Gäste zum Abschied und verschwand dann, leise vor sich hinsummend, mit flinken Schritten durch die Eichentür.
Als Arn ihnen frisch gewaschen und verlegen entgegenkam, fiel Gunvor vor ihm auf die Knie und ergriff seine Hände. Das durfte sie ohne Weiteres tun, da ihr Verlobter, Mutter Birgite und Schwester Kristina neben ihr standen. Dann begann sie ihre Danksagung hervorzusprudeln.
Doch während sie sprach, ging ihr auf, dass die Hände, die sie hielt, wahrlich nicht die eines kleinen Knaben waren. Sie waren grob und hart wie Stein. Es kam ihr vor, als hätte sie die Hände ihres Vaters ergriffen oder die eines Schmieds. Doch als sie Arns hellen Blick sah, hatte sie den Eindruck, als gehörte sein kindliches und sanftes Gesicht ganz und gar nicht zu diesen Händen, und ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass die Mutter Gottes vielleicht nicht einen x-beliebigen
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