Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
wüssten, wie man sich in einer solchen Sache zu wehren hatte. Zunächst musste man jedoch warten, bis Richter Karle kommen und das Gesetz verlesen würde. Als dieser dann das Zelt betrat, grüßte er sehr kurz und kam gleich zur Sache, ohne ein überflüssiges Wort zu verlieren:
»Anverwandte, ihr wollt wissen, was das Gesetz über die Schimpfwörter sagt, die eben geäußert worden sind. Ich werde es euch sagen, und dann dürft ihr selbst bestimmen, was euch als die klügste Handlungsweise erscheint. Über Emunds Schmähungen ist das Gesetz so klar und unzweideutig, dass ich nicht glaube, dass Emund von allein daraufgekommen ist, sondern dahinter müssen
viele Ratschläge und Gedanken stecken. Hört gut zu, wie das Gesetz lautet.«
Karle begann mit lauter, singender Stimme den Gesetzestext zu sprechen:
»Schmäht jemand einen anderen: ›Du bist kein Mann wie andere und in der Brust kein Mann‹, und der andere erwidert: ›Ich bin ein Mann wie du‹, dann sollen sie sich dort treffen, wo drei Wege zusammenstoßen. Erscheint der Schmäher und der Geschmähte nicht, möge dieser sein, als was er bezeichnet worden ist; er ist nicht eidfähig und nicht glaubwürdig, weder bei den Angelegenheiten eines Mannes noch denen einer Frau. Erscheint hingegen der Geschmähte und der Schmäher nicht, so ruft der Geschmähte dreimal ›Frevler‹ und macht für ihn ein Zeichen auf dem Erdboden. Dann sei er noch schlimmer als das, was er gesprochen hat und wofür er nicht einzustehen wagte. Jetzt treffen sich beide unter Waffen. Fällt der Geschmähte, so ist für ihn eine Geldbuße zu zahlen. Fällt der, der geschmäht hat - Wortverbrechen sind am schlimmsten, die Zunge ist der Tod des Kopfes -, bleibt der Geschmähte straffrei.«
Es wurde lange still im Zelt, während alle sich diese Worte durch den Kopf gehen ließen. Richter Karle setzte sich und griff erneut nach seinem Bier. Wenig später richteten sich die Blicke auf Birger Brosa, der dasaß und den Kopf betrübt gesenkt hielt. Er bemerkte es. Da ging ihm auf, dass er jetzt die entscheidenden Worte sprechen musste, denn sein Bruder Magnus war aschfahl und wie gelähmt.
»Emund Ulvbane im Zweikampf entgegenzutreten, ist für manchen guten Mann, auch für bessere Männer als wir alle, die wir hier sitzen, der sichere Tod«, begann er mit einem tiefen Seufzer. »König Karl und seine Berater haben es sich ja auch schlau ausgedacht. Nur wegen dieser
Sache hat man Emund Grenzländereien von Arnäs zu Lehen gegeben. Mein Bruder Magnus hat die Wahl: Er kann Emund mit dem Schwert entgegentreten oder ein Mann ohne Ehre werden, und das ist eine Wahl, die ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünsche. Aber so und nur so steht die Sache, und ich kann keine guten Ratschläge geben.«
Magnus sagte nichts und sah auch nicht so aus, als wollte er in diesem Augenblick etwas sagen. Stattdessen ergriff Joar Jedvardsson das Wort.
»Übel hat König Karl unser Streben belohnt, den Krieg fernzuhalten«, begann er schwer. »Jedoch kommt der Krieg früher oder später ohnehin, wie Karl Sverkersson jetzt gezeigt hat, und das ist uns allen klar, die wir hier sitzen. Der Grund dafür, dass mein Neffe, der Thronanwärter Knut Eriksson, nicht zu diesem Landesthing erschienen ist, ist der, dass der Thingfrieden dann schwer einzuhalten gewesen wäre. Aber ihm, Knut, hat Karl Sverkersson mit Falschheit und Mord den Vater und die Königskrone genommen und die Zeit wird bald reif sein, um seine Ehre zurückzuverlangen. Nun frage ich euch, meine Verwandten, was nützt es, dass Magnus jetzt sein Leben opfert? Jeder innerhalb und außerhalb dieses Zeltes begreift, dass dieses Komplott Karl Sverkerssons nur dem Zweck dient, das Oberhaupt der Folkunger im Westlichen Götaland zu töten, bevor der Krieg überhaupt begonnen hat. Damit würde er viel gewinnen und wir ebenso viel verlieren. Viele Männer würden Magnus Folkesson unter dem Folkunger-Wappen in den Kampf folgen, aber - verzeiht mir, wenn ich jetzt so offen spreche, wie die Sache es erfordert -, es ist schon weniger sicher, dass ebenso viele Eskil Magnusson folgen würden. Wenn Magnus schon für unsere Sache sterben soll, wenn Gott
es so will, sollte er lieber auf dem Schlachtfeld in dem Krieg sterben, der unweigerlich kommen muss. Wir alle, die Angehörigen der erikschen Sippe und die Folkunger, können jetzt auf einmal aufbrechen und fortziehen. Dann haben wir gemeinsam gezeigt, wo wir stehen. Das ist meine Meinung.«
»Das nenne ich klug
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