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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Händen und sahen sich lange Zeit an, ohne etwas zu sagen, da beide das Wunder in sich spürten.
    Schließlich sagte Arn, er werde jetzt nach Arnäs zurückreiten, wie schwer es ihm auch fiel, sich von Cecilia zu trennen. Er wollte seinem Vater erklären, wie es stand. Vielleicht, meinte er, könnten sie schon zum Sommer die Verlobung feiern.
    Sie freute sich zunächst über seine Worte, doch dann verdüsterte sich plötzlich ihr Gesicht.
    »Vielleicht brauchen wir jetzt genauso die Hilfe der Heiligen Jungfrau Maria wie Gunvor und Gunnar, von denen du so schön erzählt hast«, sagte sie ernst. »Denn unserer Liebe stehen noch schwere Prüfungen und hohe Hindernisse bevor, wie du wohl weißt.«
    »Nein, davon weiß ich nichts«, erwiderte Arn. »Denn so große Hindernisse gibt es nicht. Kein Berg ist für uns zu hoch, kein Wald zu tief, kein Meer zu groß, um nicht doch überwunden zu werden. Mit Gottes Hilfe soll uns von nun an nichts mehr im Weg stehen.«
    »Um Gottes Hilfe werden wir wohl trotzdem sehr beten müssen«, entgegnete sie mit gesenktem Blick. »Denn mein Vater ist Karl Sverkerssons Mann, und dein Vater ist Knut Erikssons Mann. Das weiß jeder. Mein Vater fürchtet deswegen um sein Leben. Und solange Karl am Leben ist, wagt er wohl nicht, sich so eng an die Folkunger zu binden. So ist es, mein allerliebster Arn. Unsere Liebe hat mehr als ein großes Meer zu überwinden, solange Karl Sverkersson König und mein Vater der Mann des Königs ist.«

    Diese Worte machten Arn jedoch nicht im Mindesten niedergeschlagen. Das kam nicht nur daher, dass seine Zuversicht groß war und er die Jungfrau Maria auf seiner und Cecilias Seite glaubte. Es lag auch daran, dass er zwar viel über Aristoteles und den heiligen Bernhard von Clairvaux wusste, über die hohe und niedere Welt Platons und die zisterziensischen Lebensregeln, Dinge, die die Menschen im Westlichen Götaland nicht kannten. Dagegen verstand er aber nichts davon, welche Regeln im Kampf um die Macht herrschten; darüber aber wussten die Menschen im Westlichen Götaland alles.
    Arn vertraute ganz auf seinen Glauben daran, dass die Liebe die stärkste Macht ist.

XI
    M AGNUS UND ESKIL saßen allein in der Schreibkammer des Turms und führten ein Gespräch, das nicht leicht war. Es kam ihnen gut zupass, dass Arn jetzt viel zu tun hatte: Er war meist draußen auf dem Vänersee zu finden, wo er Eisquader sägte, die genauso geformt waren wie Bausteine für Mauern. Diese Eisquader wurden auf Schlitten nach Arnäs gezogen und im Eiskeller zwischen Schichten aus Sägespänen aus den Zimmermannswerkstätten gelagert. Arn hatte mit Nachdruck betont, dass all das jetzt geschehen musste, bevor das Eis zu dünn wurde. Es war nur gut, dass er dieser wichtigen Beschäftigung nachging, denn es wäre schwierig gewesen, dieses Gespräch in Arns Anwesenheit zu führen.
    Dass junge Männer - und, wie man sagte, manchmal auch junge Frauen - von schweren Anfechtungen heimgesucht wurden, wussten beide aus eigener Erfahrung. Solche Dinge gehörten zum Leben, und dagegen ließ sich kaum mehr unternehmen, als abzuwarten, bis alles vorüberging wie ein Schnupfen im Frühling. Magnus erinnerte sich an seine frühe Jugend, und er wurde von Gefühlen übermannt und gestand Eskil, dass seine und Arns Mutter ihm anfänglich nicht mehr bedeutet hatte als ein paar schöne Füchse oder eine andere gute Neuerwerbung für den Hof. Mit der Zeit war Sigrid ihm aber mehr ans Herz gewachsen als jeder andere Mensch. Das, was Arn Liebe nannte, konnte wachsen, wenn man gut und vernünftig
zusammenlebte. Wenn Magnus es sich recht überlegte, war ja auch Erika Joarsdotter in letzter Zeit gleichsam hübscher geworden, und es war leichter geworden, mit ihr auszukommen. In bestimmten Momenten war sie sogar anmutig. Es war zumindest noch nie so leicht gewesen, sie im Haus zu haben, wie jetzt.
    Doch dies war die Weisheit des älteren Mannes, die sich mit Worten nicht auf den jüngeren übertragen ließ. Magnus fuhr fort:
    »Es ist völlig zwecklos, über Dinge, bei denen von Vernunft nicht die Rede sein kann, vernünftig sprechen zu wollen. Ebenso wenig kann man einem Menschen, der gerade einen Verwandten verloren hat, einfach sagen, dass die Zeit alle Wunden heilt. Das stimmt zwar, ist aber in der Stunde, in der die Trauer am schmerzhaftesten ist, völlig sinnlos.
    Wie sollen wir nun mit Arn verfahren? Was sollen wir davon halten, wenn er sagt, er möchte am liebsten gleich morgen zum Verlobungsfest

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