Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
einmal der Himmel mithalten konnte, und der Löwe auf dem Rücken, der aus Goldfäden und schwarzer Seide bestand, schien sich im Licht zu bewegen. Die Klauen des Löwen waren aus Silberfäden gewirkt, die drei Querbalken des Wappens ebenfalls. Die Zunge des Löwen sowie die drei Tempelritterkreuze im Wappen Arn Magnussons waren blutrot. Es war also schon von Ferne zu sehen, dass er und kein anderer Folkunger sich näherte. Dieser Umhang war die beste und schönste Arbeit Cecilia Rosas und hatte sie mehrere Jahre des Fleißes und des Gebets gekostet.
Nur zu einer Krönung oder einer königlichen Hochzeit konnte Birger diesen Umhang mit Ehre tragen und auch zu Recht, da er ihn geerbt hatte. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte er sich damit nur lächerlich gemacht und Spott auf sich gezogen, da er hochmütig gewirkt und sich mit dem Wappen eines anderen geschmückt hätte.
Er sann darüber nach, was er sich wohl eines Tages für ein weiteres Zeichen zulegen würde, das verriet, dass es sich um Birger Magnusson und niemand sonst handelte. Sein Vater hatte die drei roten Tempelritterkreuze im Wappen geführt, die an Wiesenblumen erinnerten, von denen man alle Blütenblätter bis auf viere abgezupft hat. Das Wappen seines Vaters hatte noch einen silbernen Halbmond aufgewiesen, dasjenige von Birger Brosa eine fränkische
Lilie. Aber wie sollte das Zeichen Birger Magnussons aussehen?
Er ließ sich Drachen, Schwerter und gekreuzte Goldpfeile durch den Kopf gehen, ohne wirklich der Meinung zu sein, dass diese zu ihm gepasst hätten.
Plötzlich schämte er sich seiner kindischen Art und seines Hochmuts und beschloss hinauszugehen. Dann hielt er erneut inne, als sein Blick auf das Schwert fiel. Die Sonne war während seiner Tagträume etwas weitergewandert und fiel jetzt direkt auf das funkelnde, goldene Kreuz. Zunächst war er von dem goldenen Licht wie gelähmt, dann biss er energisch die Zähne zusammen, legte sein Forsviker Schwert, das er auf der Reise getragen hatte, ab und schnallte den Gürtel mit dem Tempelritterschwert um. Seine geliebte Großmutter hatte vollkommen Recht gehabt. Es war für ihn noch zu groß und zu schwer. Doch niemals würde er dieses Schwert einfach in einem fremden Haus liegen lassen. Andererseits konnte er auch nicht auf diesem dunklen Dachboden ausharren, bis am nächsten Tag die Krönung stattfinden würde. Wollte er sich die Stadt ansehen, dann musste er das Schwert mitnehmen.
Sobald er über die Brücke und in die Stadt auf der anderen Seite gekommen war, wurde das Gedränge sehr groß. Viele Menschen waren für die Krönung angereist, und nicht alle hatten ehrliche Absichten. Die Straßen zwischen den Holzhäusern waren eng und schmutzig. Von überallher waren laute Stimmen zu vernehmen. Betrunkene lärmten, und er musste achtgeben, wo er mit seinen dünnen Lederschuhen hintrat, da die Erde voller Kot war, der von Hunden, Schweinen oder Menschen stammen konnte. Unter seinem Umhang trug er einfache Reisekleidung, ein hellrotes Hemd aus Hirschleder und Hosen aus Kalbsleder. Wären es nur seine Kleider gewesen, dann
wäre er nicht weiter aufgefallen. Aber dass er mitten in der Stadt ein Schwert trug und dazu den goldenen Folkunger-Löwen auf dem Rücken, führte dazu, dass er mehr Blicke auf sich zog, als ihm lieb war. Junge Frauen sprachen ihn mit Worten an, die er nicht recht begriff, aber er ahnte, dass es unkeusche Rede war. Von den vielen Bierzelten und Ständen aus winkte man ihm zu und wollte ihn zu einem Bier einladen. Er blickte starr nach vorn, doch schon bald wurde ihm die Stadt unerträglich. Er senkte den Blick, um dem Unrat auszuweichen, und eilte wieder Richtung Krongut und Fluss, was angesichts des Gedränges in den engen Gassen gar nicht so einfach war. Er wusste jedoch noch, wo die Sonne gestanden hatte, als er das Krongut verlassen hatte, und kam recht gut voran, obwohl er den Blick auf die Erde gerichtet hielt. Doch unversehens rempelte er einen grauhaarigen Mann mit schwarz-gelbem Umhang an, der sich wütend umdrehte, ihn am Kinn packte und eine Entschuldigung für seine Unachtsamkeit verlangte. Verzagt entschuldigte er sich, bekam aber trotzdem eine Ohrfeige. Die Umstehenden lachten höhnisch, nannten ihn Rotznase und Junkerlümmel und warfen ihm andere Spottnamen zu, die er nicht begriff. Mit roten Wangen senkte er den Kopf noch tiefer, wandte sich ab und eilte davon. Doch er war nicht weit gekommen, da holte ihn der Mann, der ihn geschlagen hatte, ein, nahm seinen
Weitere Kostenlose Bücher