Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
aussuchen konnte, welche er beantworten wollte. Dass er das Zepter des Königs getragen hatte, konnte er so fast übergehen.
»Der Vater von Knut Holmgeirsson, Holmgeir, ist ebenso wie König Erik Knutsson ein Enkel des Heiligen Erik«, antwortete er ernst. »Wenn König Erik keine Nachkommen mit Jungfer Rikissa bekommt, dann kann dieser Knut, der an meiner Seite ging, vielleicht eines Tages Anspruch auf die Krone erheben. Deshalb glaubte er auch, sich wichtigmachen zu können. Er beging jedoch den Fehler, sich beim König zu beklagen, und erhielt dafür eine Zurechtweisung.«
»Inwiefern?«, fragte Iben Ardous und stellte damit die Frage, auf die Birger hingearbeitet hatte. Mehrere Dinge hatte er gleichzeitig erzählt, sich das Beste jedoch bis zum Schluss aufgehoben.
»Junker Knut beklagte sich beim König darüber, neben einem Folkunger-Grünschnabel hergehen zu müssen, der einen kostbareren Umhang trug als er selbst.« Birger lächelte. »Das stimmte zwar, aber an diesem Umhang war an sich nichts besonderes, außer dass es der von Arn Magnusson mit den drei Tempelritterkreuzen war, und das sieht jeder, der nicht blind ist, schon auf Abstand. Junker Knut scheiterte also, ohne recht zu begreifen, weswegen, und beeindruckte somit seinen König nicht sonderlich.«
»Und wie äußerte sich der König?«, fragte Johannes andächtig und kam den anderen um den Bruchteil einer Sekunde zuvor.
»Er entgegnete unwirsch, dass er diesen Grünschnabel sehr wohl kenne und dass er selbst und sonst niemand jetzt gekrönt werde«, antwortete Birger leise und rasch, als sei das keine vernichtende Antwort gewesen. »Darüber gibt es weiter nichts zu erzählen, außer dass Junker Knut recht finster aussah, als wir in der Krönungsprozession einherschritten. Einmal zischte er mir zu, dass er mich bei der ersten Gelegenheit verprügeln wolle. Und falls es Euch interessiert, so antwortete ich daraufhin, dass wir jederzeit ein Turnier reiten könnten, da ich mir die elenden Klepper der Eriker näher angesehen hätte. Nun, vielleicht habe ich letztere Bemerkung auch ausgelassen.«
Birger legte einen Pfeil an die Bogensehne und spannte sie, als gäbe es nichts mehr zu sagen. Gelassen wartete er die vielen widersprüchlichen Fragen ab, mit denen ihn die anderen überschütteten, bevor er sich für eine Antwort entschied.
»Der Rest ist nicht weiter bemerkenswert, und ihr könnt es euch auch leicht vorstellen«, sagte er, während er sorgfältig zielte. »Stellt euch eine ungewöhnlich lange Messe vor und verdoppelt diese dann, dazu einen heißen Sommertag und Leute, die sich so dicht drängen wie Heringe in einem Heringsfass. Dann gab es das Übliche, Bier und Speck.«
Er schoss den Pfeil ab und blickte zufrieden drein, weil er fast die Mitte des innersten Rings getroffen hatte.
Die rote Morgendämmerung versprach schönes Reisewetter, als das Gefolge, das die Braut holen sollte, Forsvik verließ. Vierzig schwer bewaffnete Reiter stellten den einen Zug, weitere vierzig den anderen. An der Spitze ritten die vier Witwen. Die Nachhut bildeten die Forsviker Knappen mit Packpferden und mit gesattelten Pferden für die Dänen, die an Land gehen würden. Sehr viel Bier und anderer Proviant waren nicht erforderlich, da Cecilia Rosa für jeden Abend ein Dach über dem Kopf und Bewirtung organisiert hatte.
Vor den Witwen ritt Ritter Bengt mit dem Forsviker Banner, dessen Wappen aus vier gleich großen Feldern bestand. Im oberen, linken Feld war der Folkungerlöwe zu sehen, rechts unten das Familienwappen Cecilia Rosas mit den silbernen Querbalken auf schwarzem Grund. Die beiden anderen Felder zeigten die drei Tempelritterkreuze auf weißem Grund und die rote Forsviker Rose auf schwarzem Grund, das persönliche Wappen Cecilia Rosas.
Vor den vier Witwen ritt je ein Bannerträger, vor Ulvhilde Emundsdotter und Ingrid Ylva flatterte der schwarze
Greif auf rotem Tuch, vor Cecilia Blanka, die weiterhin die Krone auf dem Witwenschleier trug, die drei Kronen der Eriker. Vor Cecilia Rosa flatterte das Wappen der Påls, ein silberner Querbalken auf schwarzem Grund, ebenfalls ergänzt durch eine rote Rose.
Es hatte im Land schon oft ein größeres Gefolge gegeben, um eine Braut abzuholen, aber kaum je ein mächtigeres. Als die Sonne aufging, funkelten die blankpolierten Lanzenspitzen, das Silber der Waffenhemden und der glatte Stahl der geputzten Harnische. Das Gefolge war aus weiter Ferne zu sehen, und als es sich dem ersten Dorf näherte,
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