Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Flucht gewesen seien. Da hätten sie verstanden, dass ihre Seite gesiegt habe. Dieses Gefühle lasse sich
im Nachhinein kaum beschreiben, und möglicherweise sei es auch noch schwerer davon zu sprechen, da sie jetzt mit zwei Schwestern der Sverker unterwegs sei.
Auf den Sieg bei den Blutäckern bei Bjälbo war ein langer Friede gefolgt. Nirgends am Himmel waren dunkle Wolken zu ahnen gewesen. Nichts hatte auf die Gefahr eines neuerlichen Krieges hingewiesen. Und doch war es so gekommen.
Krieg sei wie Regen, schloss Cecilia Blanka bitter. Er komme und gehe. Auf die Sonne folge Regen, und dann würden die Menschen vergessen, dass Sonne und Trockenheit stets zurückkehrten.
Über diese düstere Erkenntnis erlaubte sich Cecilia Rosa mit der Königinwitwe zu scherzen. Schließlich waren sie seit ihrer Jugend Freundinnen und hatten immer miteinander geredet, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, auch nachdem eine von ihnen Königin geworden war. Regen, meinte Cecilia Rosa, sei das Wasser des Lebens und sorge für reiche Ernten. Der Krieg hingegen, das müsse auch die gute Königinwitwe zugeben, sei das genaue Gegenteil.
Über diesen Widerspruch mussten sie alle lachen. Ihre gute Laune war zurückgekehrt.
Die erste Tagesetappe führte sie zur Burg Lena, die zweite nach Gälakvist bei Skara. Am dritten Tag erreichten sie wie berechnet den Hafen von Lödöse.
Die Winde waren günstig gewesen und das Wetter trocken, wie Petrus in vinculis es verheißen hatte. Die beiden dänischen Schiffe unter den roten und weißen Farben des dänischen Königs erreichten daher zum vorgesehenen Zeitpunkt den Hafen.
Der Hafen mit dem Turm und den Palisaden wurde von flachem Land umgeben, und so hielten die Männer
König Valdemars an Bord der Schiffe für eine Weile erstaunt Ausschau, ohne eine größere Menschenschar oder ein Banner zu erblicken, was darauf hätte schließen lassen, dass man hier die Schwester eines Königs erwartete. Anfangs glaubten sie, die schwedische Delegation habe sich verspätet, was selbst bei den wichtigsten Ereignissen geschehen konnte.
Aber dann hörten sie den Donner sich nähernder Hufe. Eine lange Angriffslinie von Reitern mit halbgesenkten Lanzen näherte sich sehr schnell, als wollten sie die Schiffe auf dem Fluss angreifen. Dieser Anblick brachte die dänischen Höflinge und Seeleute zum Verstummen.
Was sich als Nächstes ereignete, erstaunte sie aber noch mehr. Die lange, gerade Linie aus Reitern formierte sich plötzlich auf ein Hornsignal hin zu vier gleich großen Gruppen, die schräg auf die Schiffe und aufeinander zuritten. Auf den ersten Blick wirkte dies wie reinster Irrsinn, der zwangsläufig in einem großen Durcheinander enden musste, aber die erste Gruppe passierte im Abstand von wenigen Lanzenlängen die zweite und wurde daraufhin mit nur einer Armeslänge Abstand überholt, und auf dieselbe Art verfuhren die beiden folgenden Gruppen. Auf ein weiteres Hornsignal hin warfen sämtliche Reiter ihre Pferde gleichzeitig herum und ritten erneut aufeinander zu, als wollten sie in rasender Geschwindigkeit einen Zopf aus galoppierenden Pferden und blitzendem Stahl zum Ufer hin flechten. Bei jedem Gegner hätte eine solche Formation sowohl große Verwirrung als auch Schrecken ausgelöst.
Auf ein drittes Hornsignal hin formierten sich alle Reiter zu zwei Reihen, die sich vom Ufer landaufwärts mit gesenkten Lanzen gegenüberstanden. Dieses Schauspiel
unübertroffener Reitkünste war nach wenigen Augenblicken vorüber.
Die Reiter hielten einen Augenblick inne, dann erscholl ein weiteres Hornsignal, worauf die vier Bannerträger mit wehenden Fahnen zwischen den beiden Reihen, die ihre Lanzen zum Gruß hoben, herangaloppierten. Die vier Fahnenträger rammten ihre Fahnen in die Erde und galoppierten anschließend zurück. Eine Zeit lang passierte nichts mehr, nur die blaue, grüne und die beiden roten Fahnen flatterten im Wind.
Doch dann kamen vier Frauen in prachtvollen Umhängen Seite an Seite auf schwarzen Hengsten mit Silbermähne herangeritten. Sie hatten es nicht eilig, würdevoll schritten ihre Pferde voran und hoben bei jedem Schritt die Beine sehr hoch. Eine der Frauen in der Mitte trug eine Königinnenkrone. Die Frau neben ihr führte ein weißes Pferd mit roter, silberdurchwirkter und edelsteinbesetzter Satteldecke am Zügel.
Als sie fast die Landungsbrücken erreicht hatten, hielten sie inne. Die Frau mit der Königinnenkrone saß als Erste und zwar mit einer für ihr hohes Alter
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