Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
ritten ihnen besorgte und ungelenke Reiter entgegen, um zu fragen, ob sie den Tod brächten. Sie erhielten jedoch rasch den Bescheid, es seien Folkunger auf dem Weg nach Lödöse, um die neue Königin abzuholen. In jedem Dorf, durch das sie ritten, strömten die Leute, sobald sie ihre Todesangst überwunden hatten, zusammen, um die Pracht zu bewundern.
Noch vor zwanzig Jahren war in diesem Land der Krieg eine Sache der Bauern gewesen, bei dem es mehr um Ehre und kleinliche Zwistigkeiten gegangen war, weniger um Silber und Grundbesitz. Damals hatten die freien Bauern noch zu Fuß gekämpft, auch wenn sie auf Pferden zur Schlacht gekommen waren.
Aber dann war ein Tempelritter zusammen mit einigen Kriegern aus dem Heiligen Land nach Västra Götaland zurückgekehrt und hatte den Wind der Veränderung mit sich geführt. Forsvik war zur Schule des neuen Krieges geworden, wo jetzt bereits die Söhne derer, die dort als Erste in die Lehre gegangen waren, ihr Forsviker Schwert und ihre Lanze erhalten hatten. Es war das sichtbare Zeichen, dass zehn Jahre des Übens vorüber waren. Bald würden auch ihre Söhne dort ihre Ausbildung beginnen,
sofern sie nicht bei Ritter Bengt auf Ymseborg, Ritter Sune auf Älgarås oder der Folkunger-Burg Gum in die Lehre gingen.
Von den Männern im Gefolge waren mehr als die Hälfte daran beteiligt gewesen, Valdemar den Sieger von Dänemark zu bezwingen. Eine solche Truppe mit achtzig bewaffneten Forsvikern entsprach einem Bauernheer von mehreren Tausend Mann.
Dies war die neue Macht im Reiche, deren Anblick jeden Brauträuber abschrecken musste. Brautraub war nicht unüblich; entweder wurde die Braut eines anderen geraubt, weil man sie selbst im Bett haben wollte oder sie dem Beraubten zu einem guten Preis, in diesem Fall natürlich in unberührtem Zustand, wieder verkaufen wollte.
Die Schwester des dänischen Königs war König Erik ihr Gewicht in Gold wert. Aber jeder Brauträuber, der sich in dieser Hinsicht versucht gefühlt hätte, wäre von dem Gefolge noch mehr abgeschreckt worden als von dem Zorne des Herrn.
Für die vier Witwen an der Spitze des Zuges war es eine angenehme Reise. Sie hatten genügend Zeit und außerdem Glück mit dem Wetter. Ingrid Ylva meinte, das gute Wetter würde sicherlich andauern, da der folgende Tag Petrus in vinculis sei. Regnete es an Petrus in vinculis, dann regnete es über eine Woche lang. Das galt aber auch für das gute Wetter, denn so wie das Wetter an diesem Tag war, würde es bleiben.
Die vier Witwen hatten also allen Grund, bester Laune zu sein. Dass der lange Streit um die königliche Macht im Reiche jetzt ein Ende gefunden zu haben schien, freute Ingrid Ylva und Ulvhilde ebenso sehr wie die beiden anderen, obwohl diese dem Geschlecht der Sverker angehörten und den schwarzen Greifenkopf im Wappen führten.
Wären sie Männer gewesen, überlegte Ingrid Ylva weiter, dann hätten sie sich vielleicht gegrämt, dass der Kampf vorüber war und sie selbst auf der Seite der Verlierer standen. Denn so verhielt es sich. Nachdem der König von Dänemark nun so eindeutig Frieden mit König Erik geschlossen hatte, den er zweimal vergeblich mit seinen Freunden, den Sverkern, vom Thron hatte stoßen wollen, so war der Streit beendet. Jungfer Rikissa würde bald gebären und irgendwann sicher auch einem Sohn das Leben schenken. Besser noch sollte sie zwei Söhne bekommen, da das Leben sowohl für hochgeborene Leute als auch für solche von niedrigem Stand manchmal ungerecht kurz sein konnte.
Aber dass der Streit vorüber war, sann Ingrid Ylva weiter, bedeutete schließlich auch, dass Frieden kam und die Ernten ebenso gut ausfallen konnten wie unter dem alten König Knut Eriksson.
Die zwei Cecilien, die sich an viele Jahre des Krieges, aber auch des Friedens erinnerten, pflichteten ihr bereitwillig bei. In sehr jungen Jahren waren sie unfreiwillig Familiarin im Kloster Gudhem gewesen und hatten von den Kämpfen, die außerhalb dessen Mauern tobten, nur sehr wenig mitbekommen. Anfangs fielen sie einander ins Wort, dann begann Cecilia Blanka zu berichten, wie in den letzten Tagen des Kampfes zahlreiche Krieger auf Gudhem zugeritten seien. Daraufhin waren sie eilig auf die Mauern gestiegen, in der Hoffnung, die blaue Farbe der Eriker und Folkunger zu sehen. Es habe sich jedoch um rote Reiter gehandelt, worauf ihnen zunächst ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen sei. Erst bei näherem Hinsehen erkannten sie, dass alle Krieger verletzt und auf der
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