Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
während
Matteus und Birger ihnen das Wild zutreiben würden. Mit etwas Glück konnten sie auch vom Pferderücken aus schießen.
Eifrig unterhielten sie sich eine Zeit lang über die kommende Jagd, doch Birger ahnte recht bald, dass seinen Freunden andere Dinge durch den Kopf gingen. Iben Ardous brachte als Erster die Sprache auf die Krönung in Linköping. Der plötzlich gespannten Aufmerksamkeit entnahm Birger, dass dieses Thema sie brennend interessierte. Obwohl seine Jugendfreunde das nicht zugegeben hatten, gab es Dinge, die sie trennten. Birger war der Einzige, der an einer Krönung teilnehmen konnte. Matteus hoffte natürlich, dass auch er in Zukunft den Ritterschlag empfangen und damit in den erlauchten Kreis aufgenommen würde. Für ihn war es jedoch unendlich viel wichtiger, Ritter zu werden, als Gast des Königs.
Birger war - wie er nun erkannte - davon ausgegangen, dass ihn keiner seine Freunde danach fragen würde. Jetzt war die Frage gestellt worden, und so musste er antworten, entschloss sich jedoch, keine große Sache daraus zu machen. Er nahm einen Pfeil aus dem nächsten Köcher, glättete mit dem Fuß ein Stück sandigen Boden und begann, mit der Pfeilspitze die Krönungsprozession von Linköping aufzuzeichnen.
Zuvorderst im Krönungszug seien vierzig Folkunger und vierzig Eriker geritten, die er durch einen breiten Strich und eine dünne Schlangenlinie markierte. So habe man sich anfangs auf königlichen Befehl hin aufgestellt, fuhr er fort. Aber das habe König Erik nicht gefallen, denn die Folkunger-Reiter, allesamt Forsviker, hätten alle viel stärker und besser gerüstet ausgesehen als die Eriker, was den Eindruck erweckt habe, das Reich hinke auf einem starken und einem schwachen Bein voran. Als der
König dessen gewahr geworden sei, habe er sofort entschieden, dass jeweils zwei Eriker oder zwei Folkunger nebeneinanderreiten sollten, was insgesamt vierzig Reiterpaare beider Familien ergab.
Birger strich die breite und die dünne Linie wieder aus und zeichnete stattdessen abwechselnd kräftige und dünne Striche, um zu zeigen, wie der Anfang der Krönungsprozession ausgesehen hatte.
Nach den Reitern, erzählte er weiter und bohrte die Pfeilspitze in die Erde, seien zwei Bannerträger gekommen. Von den Folkungern Karl der Taube und, wenn er sich recht erinnere, irgendein Holmgeir von den Erikern. Hinter den Bannerträgern seien eine große Anzahl schwarz gekleideter Gefolgsleute einhergeschritten, bei denen es sich um Knappen des Königs handelte. Auf diese sei eine Gruppe von Lagmännern und Häuptlingen aus Svealand gefolgt, die dem warmen Spätsommerwetter zum Trotz dicke Pelze und Beinwickel trugen. Er wiederholte seine Aussage, jetzt aber in ihrem Dialekt, streckte den Bauch heraus, machte ein paar schwerfällige Schritte und deutete mit einem Finger unter der Nase einen Schnurrbart an. Doch er hielt sofort inne, als er fand, dass seine Freunde seinen unschuldigen Scherz allzu lustig fanden.
Etwas zurückhaltender, durch ein paar Striche im Sand unterstützt, beschrieb er die Krönungskleidung, die beiden Jünglinge mit den Zeptern, die Krone, die dem König vorausgetragen worden sei, und die beiden heimtückischen Bischöfe, obschon er nicht viel von all dem gesehen habe.
Dann hielt er in seiner Erzählung inne und schien das Bogenschießen fortsetzen zu wollen, da nichts mehr von Bedeutung hinzuzufügen war.
»Aber an welcher Stelle bist du gegangen, Birger?«, fragte Matteus neugierig.
Birger ließ die Bogensaite wieder los und seufzte. Diese Frage war zu kurz und prägnant, als dass er ihr hätte ausweichen können.
»Ich ging neben einem Eriker-Lümmel, der Knut Holmgeirsson hieß und groß wie eine Bohnenstange war«, sagte er, als sei das alles, was er darüber zu berichten habe. Als er den Gesichtern der anderen ansah, dass sie diese Antwort keinesfalls zufriedenstellte, fuhr er widerstrebend fort:
»Knut Holmgeirsson trug das Krönungszepter mit dem christlichen Kreuz an der Spitze, und ich trug jenes, das von einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln geziert wird. Darüber gibt es nicht viel zu sagen, außer dass Junker Knut erst mal aufbegehrte, weil er nicht neben mir hergehen wollte.«
Die Freunde stellten ihm daraufhin alle gleichzeitig mehrere Fragen über die Zepter und darüber, wie denn der hochmütige Junker sein unhöfisches und eingebildetes Verhalten gerechtfertigt habe. Wie Birger gehofft hatte, wurden mehrere Fragen gleichzeitig gestellt, so dass er sich
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