Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut
wolle er verhindern. Er behauptete, dass Schnee wärmer sei als Luft und dass er das von Verwandten gehört habe, die hoch oben in den armenischen Bergen lebten. Da Jacob Wachtian nicht nachgab, beschloss Arn, seinen Vorschlag bei einer der Leitungen zu erproben. Jacob durfte sich aussuchen, bei welcher, und erklärte nach vielen unnötigen Höflichkeitsfloskeln, dass der Schaden am größten sei, wenn das Wasser im Langhaus der Fremdlinge fröre. Dort würden nämlich so viele Menschen schlafen, die noch nie Schnee gesehen hätten und für die es eine besondere Zumutung sei, ihre Notdurft draußen in der Kälte
zu verrichten und zu wissen, sich morgens und abends kaum noch waschen zu können.
Arn ging auf Jacob Wachtians Vorschlag ein, obwohl er nicht glaubte, dass der Versuch gut enden würde, und ließ den Teil der Wasserleitung, der überirdisch zum Langhaus führte, unter großen Schneehaufen begraben.
Kurz darauf versiegte das Wasser in dem Haus, das Arn mit Cecilia teilte, während es im Haus der Sarazenen immer noch so sprudelte wie im Sommer. Murrend musste er daraufhin zusammen mit Gure seine eigene Wasserleitung mit Hilfe von Hacken aufbrechen und an mehreren Stellen mit kochendem Wasser übergießen. Zum Schluss bekamen sie den Eispfropfen los, der rasselnd durchs Haus verschwand, und bald lief das Wasser wieder. Arn ließ daraufhin die eigene Wasserleitung genauso im Schnee vergraben wie die der Ausländer, und anschließend war alles, wie es sein sollte, selbst mitten im Winter, als es am kältesten war.
Der Winter war insofern eine gute Zeit, als die Tage nicht von so harter Arbeit erfüllt waren, dass die Gedanken ständig hintanstehen mussten. Ganz im Gegenteil war der Winter eine Zeit, in der besonders viel nachgedacht wurde.
Deswegen führte Arn jeden Donnerstag nach dem Mittagsgebet in dem sarazenischen Langhaus einen »Mailis« ein, zu dem er auch die christlichen Fremdlinge einlud. Beim ersten Zusammentreffen entschuldigte er sich, dass er diese gute Sitte der Beratung und des Gesprächs nicht schon viel früher eingeführt habe. Dann erkundigte er sich, ob sie irgendwelche besonderen Anliegen hätten.
Das Gespräch kam zunächst nicht recht in Gang. Obwohl den Sarazenen der Gedanke des Mailis selbstverständlich war, hatten sie hier im Norden doch vieles
von dem vergessen, was einmal ihren Alltag ausgemacht hatte. Im schlimmsten Fall, dachte Arn, sahen sie sich als Sklaven, die dem fremden Herrn vollständig ausgeliefert waren.
Arn übersetzte das, was er eben gesagt hatte, ins Fränkische, weil ihm eingefallen war, dass die beiden Engländer kein Wort Arabisch verstanden, wobei ihr Fränkisch auch nicht sonderlich gut war.
»Lohn«, sagte Athelstan Crossbow, der sich als Erster äußerte. »Wir arbeiten jetzt schon ein Jahr, wo ist der Lohn?«
Arn übersetzte die Frage sofort ins Arabische und sah, dass sich mehr als ein Gesicht interessiert aufhellte.
Auch über Arbeitskleidung könnten sie einmal sprechen, meinte einer der Bauleute. Der alte Ibrahim, der von den Rechtgläubigen am meisten verehrt wurde und als Einziger für sie alle sprechen durfte, sagte, dass sie endlich die Frage des von Gott gebotenen Ruhetages lösen müssten, da es einige Verwirrung wegen dieser Sache gegeben habe.
Nach einer Weile war die Verzagtheit der Versammlung wie weggeblasen, und bald sprachen so viele gleichzeitig, dass Ibrahim und Arn zu Kraftausdrücken greifen mussten, um für Ordnung zu sorgen.
Der erste Beschluss galt dem Lohn. Die Versammlung war der Meinung, es sei besser, den jährlichen Lohn ausbezahlt zu bekommen, als vor der Heimreise die Lohnzahlung für fünf Jahre auf einmal zu erhalten. Einwände gab es genug, beispielsweise dass es nicht leicht sei, Silber und Gold auf Forsvik sicher zu verwahren, und dass man dort ohnehin nichts damit anfangen könne, oder, wie jemand einschmeichelnd meinte, dass es keinen Grund gebe, an Al Ghoutis Wort zu zweifeln, und dass das Geld
in Al Ghoutis Heimatburg an-Nes sicherer aufgehoben sei. Arn beschloss, nach seinem nächsten Besuch auf Arnäs den Lohn für alle in Goldmünzen mitzubringen.
Die Frage nach der Arbeitskleidung ließ sich schneller klären. Die meisten im Saal wussten ziemlich genau, welche Kleidung für die Steinmetzarbeiten und was für die Arbeit in der Schmiede und in der Glashütte benötigt wurde, und Arn versicherte, dass die Anfertigung von lederverstärkten Kleidern die wichtigste Aufgabe der Sattler jetzt im Winter werden
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