Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut
sich mit ihnen in diesen Sprachen so unbehindert unterhalten konnte wie in der Volkssprache. Dass ihnen Bruder Joseph auch Philosophie, Logik,
Grammatik und die Heilige Schrift eingebläut hatte, stand ebenfalls außer Zweifel.
Aber es gab Dinge, von denen ein noch so gottesfürchtiger und gelehrter Zisterzienser keinerlei Ahnung hatte, die sich in keinen gelehrten Schriften fanden und sich eigentlich nur auf dem Schlachtfeld, bei Ratsversammlungen des Königs oder bei den mächtigsten Männern der Kirche erlernen ließen. Für dieses Wissen gab es kein Wort, aber Arn nannte es die Lehre von der Macht, und er begann Alde und Birger spezielle Lektionen in diesem Fach zu erteilen.
Das Wichtigste, was man laut Arn über die Macht lernen konnte, war, dass sie ebenso gut böse wie gut sein konnte und dass nur ein geübtes Auge das eine vom anderen zu unterscheiden vermochte. Die Macht konnte verfaulen oder dahinwelken wie Rosen, die nicht mit liebevollen Händen gepflegt und mit dem lebensnotwendigen Wasser versorgt wurden.
Wie sich das Wasser des Lebens auf die Machtfrage übertragen ließ, war nicht schwer zu erraten: Damit waren Gottes Wort und der reine und selbstlose Glaube gemeint, durch die die Macht sich zum Guten entwickeln konnte.
Militärische Stärke war natürlich auch eine Form von Macht. Aber die Stärke musste der Gottesfürchtige richtig anwenden, denn wie Paulus im Römerbrief sagte: »Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selber haben. Jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung.«
Solche Gottesworte seien das Wasser des Lebens, erklärte Arn, und nach diesen Worten versuche man auch auf Forsvik zu leben und zu arbeiten.
Am schwersten zu verstehen sei, wie das klare Wasser des Glaubens den Sinn der Menschen trüben könne, was im Heiligen Land geschehen war. Daher müsse man versuchen, möglichst frühzeitig zu sehen, wohin diese Torheit des Glaubens führte, ehe es zu spät sei. Und das könne man nur mit seiner Vernunft. Kein Bischofshut sei größer als die Vernunft.
Hätte er so etwas in seiner Zeit als Ritter in dem Tempelherrenorden Gottes und der Heiligen Jungfrau gesagt, hätte man ihm seinen Mantel von den Schultern gerissen und ihn zu einer langen Buße verurteilt, das musste Arn zugeben. Denn für viele der höchsten Wächter des Glaubens bestand kein Unterschied zwischen Glauben und Vernunft, da der Glaube in ihren Augen groß und unteilbar war, die Vernunft hingegen nur die Eitelkeit oder Selbstsucht des einzelnen Menschen. Aber Gott musste doch gewollt haben, dass die Menschen, seine Kinder, etwas Großes und Wichtiges aus dem Verlust seines Grabes und des Heiligen Landes lernten. Was hätte diese harte Strafe sonst für einen Sinn gehabt?
Arn brachte seinen Schülern bei, dass das Gewissen das Zaumzeug der Macht sei. Macht ohne Gewissen sei dazu verurteilt, im Bösen unterzugehen.
Aber die Macht konnte im Alltag auch ermüdend und eintönig sein wie die Arbeit des Bauern auf dem Feld. Gelegentlich nahm Arn Alde und Birger zu den Ratsversammlungen des Königs auf Näs mit, wo sie mucksmäuschenstill hinter ihm und Eskil sitzen mussten, der seinen Platz im Rat jetzt wieder eingenommen hatte. Alles, was sie gesehen und gehört hatten, diskutierten sie dann noch tagelang zu Hause auf Forsvik. Macht hieß auch, unterschiedliche Ansichten unter einen Hut zu bringen, was für einen König eine besonders wichtige Eigenschaft war.
Nicht selten waren die weltlichen Herren des Rates ganz anderer Auffassung, was die Führung des Reiches anging, als die Bischöfe, die sich kaum für das Bauen von Burgen, die Kosten für die neue Reiterei oder dänische Zölle interessierten. Desto mehr wollten sie von Gold und Silber für ihre Kirchen sprechen oder vielleicht auch von neuen Kreuzzügen gen Osten. Die Macht des Königs bestand dann darin, weder mit lauter Stimme zu sprechen noch mit der Faust auf den Tisch zu hauen oder rot vor Zorn zu werden. Es ging darum, alle Ratsherren, weltliche wie geistliche, zu einem gemeinsamen Beschluss zu bringen, mit dem vielleicht niemand ganz zufrieden war, aber auch niemand ganz unzufrieden. Auf diese Art und Weise setzte König Erik zumeist seinen Willen durch, ohne dass es zum Streit im königlichen Rat gekommen wäre. Dies war eine andere Seite der Macht, die der selige Birger Brosa von allen Folkungern am besten beherrscht hatte.
Eine weitere Seite der
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