Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut
als Knabe in der strengen Schule von Bruder Guilbert.
»Was betet ein Ritter am Abend, und an wen sollen wir unsere Gebete richten?«, fragte Sigfrid und sah Arn dabei unverwandt in die Augen.
»Das ist eine wirklich kluge Frage«, entgegnete Arn zögernd. »Wer von den Heiligen Gottes hat die meiste Zeit für eure Gebete und kann ihnen am aufmerksamsten zuhören? Ich habe meine Gebete an die Heilige Jungfrau gerichtet, habe aber auch mehr als zwanzig Jahre lang in ihren Diensten gestanden und ihr Wappen geführt. Ihr habt schon einmal vom heiligen Georg gesprochen, der der Beschützer der weltlichen Ritter ist. Vermutlich passt er für euch am besten. Die Antwort auf die Frage, worum ihr beten sollt, ist leichter: um Fortitudo und Sapientia, die beiden wichtigsten Tugenden eines Ritters. Fortitudo bedeutet Stärke und Mut, Sapientia Weisheit und Demut. Ihr bekommt nichts geschenkt, sondern müsst euch um alles bemühen. Wenn ihr am Ende eines harten Arbeitstages betet, dann ist das wie eine Erinnerung daran, wofür ihr arbeitet und wonach ihr strebt. Sucht jetzt euer Nachtlager auf, und richtet zum ersten Mal euer Gebet an den heiligen Georg!«
Sie verbeugten sich und gehorchten. Nachdenklich sah Arn ihnen nach, als sie sich in der Dämmerung entfernten. Am Ende des Weges liegt ein neues Reich, dachte er. Ein neues mächtiges Reich, in dem der Frieden mit solcher Autorität herrscht, dass sich der Krieg für niemanden
mehr lohnt. Und diese beiden Knaben, Sune Folkesson und Sigfrid Erlingsson, standen vielleicht am Beginn dieses neuen Reiches.
Er legte seine Pfeile in den Köcher zurück und hängte ihn sich über die Schulter. Den Bogen mit der gespannten Sehne behielt er in der Hand, als er zu dem schönen Gebetsplatz zwischen Erlen und Weiden am Fluss ging, den er bei seinem letzten Besuch in Askeberga gefunden hatte.
Er nahm den Klatsch auf Arnäs, dass die machtgierigen Feinde möglicherweise einen Meuchelmörder auf ihn angesetzt hatten, nicht richtig ernst. Natürlich entbehrte eine solche Vermutung nicht einer gewissen Logik, dachte er und bemerkte, dass er soeben angefangen hatte, auf Fränkisch zu denken, um seine Gedanken klarer formulieren zu können. Ein Meuchelmörder, dem es gelingen würde, beispielsweise Birger Brosa als Anstifter dastehen zu lassen, hatte viel zu gewinnen. Ein Krieg unter den Folkungern würde die Sverkersippe bei ihrer Bestrebung unterstützen, sich wieder der Königskrone zu bemächtigen. Gleichzeitig würde er das Eriksche Geschlecht schwächen, das jetzt die Krone besaß. Allerdings war es eine Sache, solche Pläne zu ersinnen, und eine ganz andere, sie auch auszuführen. Wenn sich ein Mörder in der Dämmerung Askeberga nähern sollte, wo würde er zuerst nach Arn suchen? Und wenn er sich wirklich in der Nähe befand, jetzt, da es langsam zu dunkel zum Schießen wurde, würde er sich dann leise heranschleichen, um Dolch oder Schwert zu verwenden? Und falls er wirklich erst im Dunkeln kam, konnte er wohl nicht im Ernst damit rechnen, auf einen schlafenden und unbewaffneten Tempelritter zu treffen?
Es war doch unmöglich, dass die Gottesmutter all die Kriegsjahre ihre schützende Hand über ihn gehalten und ihn nur deshalb nicht den Märtyrertod hatte sterben lassen, damit er jetzt im Westlichen Götaland ermordet wurde? Sie hatte ihm große Gnade gewährt, aber ihm gleichzeitig auch den größten Auftrag erteilt, den sie einem ihrer Ritter geben konnte: Er sollte nicht nur eine Kirche bauen, die dem Heiligen Grab geweiht sein würde, um den Menschen zu zeigen, dass Gott bei den Menschen zu finden sei und nicht im Krieg in fremden Ländern gesucht werden müsse. Die zweite und weitaus größere Aufgabe, die sie ihm zugedacht hatte, war es, durch ein so übermächtiges Heer Frieden zu schaffen, dass Krieg unmöglich wurde.
Er entdeckte den gesuchten Platz am Fluss, wo er ausruhen und beten konnte. Es waren nur noch wenige Wochen bis Mittsommer, und da wurde es nachts nur noch für eine knappe halbe Stunde dunkel. Es war windstill, und die Geräusche und Gerüche der Nacht waren deutlich wahrzunehmen. Von den Höfen an der Schiffsanlegestelle hörte er lautes Lachen, als jemand eine Tür öffnete, um auszutreten. Die Ruderer der Flusskähne sprachen vermutlich eifrig dem vielen Bier zu, das die Fremden ausschlugen. Der laute Gesang einer Nachtigall, die in einem Dickicht ganz in seiner Nähe zu sitzen schien, erfüllte für einen Augenblick alle seine Sinne.
Einen solchen
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