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Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut

Titel: Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dass ihr zukünftiger Mann das so genau nehmen würde. Diese Verpflichtung war so, als müsse man ständig eine Nachtmütze tragen.
    Energisch stand sie auf, legte sich den wunderschönen grünen Pålsmantel um die Schultern und ging hinüber ins Langhaus, wo sich ihre Verwandten gerade zu einem kurzen Abendbier versammelten, das den eigentlichen Jungfernabend einleiten sollte. Als sie eintrat, schienen sich die drei Pålsbrüder aufrichtig über ihren Mantel zu freuen. Sie bewunderten ihn und wollten alle den Stoff anfassen und ins Licht halten, um sein Schimmern richtig würdigen zu können. Auch schienen sie erleichtert zu sein, dass ihnen die Schmach erspart geblieben war, die ein blauer Mantel bei dieser großen Hochzeit bedeutet hätte.
    Pål Jönsson reichte ihr einen kleinen Becher Bier und trank ihr als Erster zu. Anschließend musste sie mit seinem jüngeren Bruder Algot trinken. Sture, der jüngste der drei, war noch Junggeselle und war bereits nach Arnäs geritten, um als Einziger aus dem Pålsgeschlecht am Junggesellenabend teilzunehmen. Sie tranken auf den jungen Sture, dem es, wie Pål sagte, als einzigem Vertreter des Pålsgeschlechts vermutlich nicht leichtfallen würde, sich zwischen lauter jungen Folkungern und Männern aus dem Erikschen Geschlecht zu behaupten.
    Danach wurde alles vorbereitet, was zu einem richtigen Jungfernabend gehörte. Sechs junge Frauen aus dem Pålsgeschlecht traten in den Saal und gaben Cecilia zur Begrüßung die Hand. Sie waren ihr alle unbekannt, da sie zu jung waren, als dass Cecilia sie noch aus ihrer eigenen Jugend hätte kennen können. Der Pfarrer der Kirche von
Husaby segnete die sieben Jungfern, dann traten Diener ein, die ihnen weiße Gewänder und Kränze aus Preiselbeerzweigen überreichten.
    Cecilia hatte nur vage Vorstellungen, was ein Jungfernabend war, und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie beschloss, sich nichts anmerken zu lassen und den anderen Frauen zu folgen, die langsam durch die offene Tür in die Sommernacht schritten.
    Draußen standen die Männer der Garde aufgereiht, von denen jeder dritte eine brennende Fackel in der Hand hielt, um böse Geister von den Jungfrauen fernzuhalten, während sie ins Freie traten. Das war nämlich der gefährlichste Augenblick, wenn man es mit den Kräften der Finsternis zu tun hatte.
    Cecilia ging als letzte in der Prozession, die sich jetzt langsam auf den Eichenwald und den ein Stück entfernten Bach zubewegte. Hier befand sich das Badehaus, das von Fackeln und Kienspänen erleuchtet war.
    Als sie den Hofplatz hinter sich gelassen hatten, begannen die anderen Jungfern ein Lied zu singen, das Cecilia nicht kannte, obwohl sie in ihrem Leben gut und gerne tausend Lieder gehört hatte. Alle Worte verstand sie nicht, da viele davon sehr altertümlich waren, sie begriff aber so viel, dass sich das Lied an eine Göttin aus heidnischer Zeit richtete. Im Wald bewegten sich bedrohlich die Schatten. Aber Cecilia glaubte weniger an Trolle und Waldnymphen als an beunruhigte Gardesoldaten, die die Wälder nach Feinden absuchten.
    Die Sitte forderte, dass die sieben Jungfern in der dunkelsten Stunde der Nacht zum Badehaus gingen. Obwohl es jetzt, eine Woche nach Mittsommer, nicht vollständig dunkel wurde, blendeten sie die Fackeln und Kienspäne, die um das Badehaus herum brannten. Davor standen
zwei lange Bänke, bei denen Cecilias Gefährtinnen stehen blieben und kichernd ihre Kleider ablegten, bis sie schließlich ganz nackt waren. Sie legten auch ihre Stirnbänder ab und kämmten sich mit den Fingern das Haar in voller Länge über Achseln und Brüste.
    Cecilia zögerte und errötete, auch wenn das in der Dunkelheit nicht zu sehen war. Sie hatte sich noch nie jemandem nackt gezeigt und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
    Die anderen Jungfern taten so, als sei ihnen kalt, drängten sich aneinander und baten sie, sich doch zu beeilen, damit sie endlich in die Wärme kämen. Cecilia fiel ein, dass es genaugenommen doch einen Menschen gab, dem sie sich nackt gezeigt hatte, auch wenn es schon lange zurücklag: Arn Magnusson. Und wenn sie sich ihrem Geliebten unbekleidet zeigen konnte, müsste ihr das bei Frauen doch umso leichter fallen, sagte sie sich, zog sich etwas ungeschickt und schüchtern aus und legte ihre Kleider auf die Bank.
    Die Hände über der Brust gekreuzt, zogen die Frauen um das Badehaus und sangen ein weiteres heidnisches Lied, von dem Cecilia ebenfalls weder Text noch Melodie kannte.

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