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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mann gehorchen muss, wie Euer Knappe gehorcht hat, mindert das seine Furcht?«
    »Als ich jung war, nun ja, ich bin noch kein sonderlich alter Mann«, meinte der Templer und schien scharf nachzudenken, »habe ich mich ständig mit solchen Fragen beschäftigt. Das ist gut für den Kopf, die Gedanken werden beweglich, wenn man mit dem Kopf arbeitet. Aber inzwischen, fürchte ich, bin ich recht träge geworden. Man gehorcht. Man besiegt das Böse. Anschließend dankt man Gott, das ist alles.«
    »Und wenn man seinen Feind nicht besiegt?«, fragte Jussuf mit einer Stimme, die seinen Begleitern weicher als sonst vorkam.
    »Da stirbt man, zumindest in meinem und in Armands Fall«, antwortete der Templer. »Und am Jüngsten Tag werden Eure und meine Seele gewogen, und was Euch dann beschieden ist, vermag ich nicht zu sagen, obwohl ich weiß, was Ihr selbst glaubt. Aber wenn ich hier in Palästina sterbe, dann gehe ich ins Paradies ein.«
    »Glaubt Ihr das wirklich?«, fragte Jussuf immer noch mit dieser ungewöhnlich weichen Stimme.
    »Ja, das glaube ich«, antwortete der Templer.
    »Sagt mir eins, steht diese Verheißung wirklich in Eurer Bibel?«
    »Nein, ganz so steht es nicht da.«
    »Aber trotzdem seid Ihr Euch ganz sicher?«
    »Ja, der Heilige Vater in Rom hat versprochen …«
    »Aber der ist doch auch nur ein Mensch! Welcher Mensch kann Euch einen Platz im Paradies versprechen, Templer?«
    »Aber Mohammed war auch nur ein Mensch! Und Ihr glaubt an seine Versprechen, verzeiht, Friede seinem Namen.«
    »Mohammed, der Friede sei mit ihm, war Gottes Gesandter, und Gott sagte: ›Jedoch der Gesandte und die Gläubigen bei ihm eifern mit Gut und Blut, und sie - das Gute wird ihnen zum Lohn, und sie - ihnen wird’s wohlergehen. ‹ Das sind doch wohl klare Worte? Und die Fortsetzung lautet …«
    »Ja! Der nächste Vers der neunten Sure lautet folgendermaßen«, unterbrach ihn der Templer brüsk, »›Bereitet hat Allah für sie Gärten, durcheilt von Bächen, ewig darinnen zu verweilen. Das ist die große Glückseligkeit!‹ Dann sollten wir uns doch verstehen? Nichts davon ist Euch fremd, Jussuf. Und im Übrigen ist der Unterschied zwischen Euch und mir, dass ich kein Gut, keinen Besitz habe, ich habe mich Gott anvertraut, und wenn er es so will, sterbe ich für seine Sache. Euer Glaube widerlegt durchaus nicht, was ich sage.«
    »Ihr kennt Euch mit den Worten Gottes wirklich gut aus, Templer«, stellte Jussuf fest, war aber zufrieden, dass ihm sein Feind auf den Leim gegangen war. Das sahen ihm seine Gefährten an.
    »Ja, wie gesagt, man muss seinen Feind kennen«, meinte der Templer und wirkte zum ersten Mal etwas verunsichert, als hätte er ebenfalls eingesehen, dass ihn Jussuf in die Ecke gedrängt hatte.
    »Wenn Ihr so sprecht, seid Ihr gar nicht mein Feind«, antwortete Jussuf. »Ihr zitiert den heiligen Koran, das Wort Gottes. Was Ihr sagt, gilt also für mich, aber vorläufig
noch nicht für Euch. Ich weiß wahrlich nicht so viel über Jesus wie Ihr über den Propheten, der Friede sei mit ihm. Aber was hat Jesus über den Heiligen Krieg gesagt? Hat Jesus auch nur ein einziges Wort darüber gesagt, dass Ihr ins Paradies kommt, wenn Ihr mich tötet?«
    »Lasst uns darüber jetzt nicht streiten«, meinte der Templer mit einer selbstsicheren Geste, als seien das alles nur Kleinigkeiten, obwohl alle seine Unsicherheit sehen konnten. »Unser Glaube ist nicht derselbe, selbst wenn vieles gleich ist. Trotzdem müssen wir zusammen in einem Land leben und im schlimmsten Fall gegeneinander kämpfen und im besten Fall miteinander Verträge schließen und Geschäfte machen. Lasst uns jetzt über etwas anderes sprechen. Das ist mein Wunsch als euer Gast.«
    Sie hatten alle begriffen, dass Jussuf seinen Gegner in eine Falle gelockt hatte, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Jesus hatte offenbar nie etwas darüber gesagt, dass es gottgefällig sei, Sarazenen zu töten. Dennoch war es dem Templer gelungen, sich durch die ungeschriebenen Gesetze der Gastfreundschaft unter den Rechtgläubigen aus seiner unangenehmen Lage zu befreien. Da er der Gast war, musste man seinem Wunsch entsprechen.
    »Wahrlich, Ihr wisst viel über Eure Feinde, Templer«, sagte Jussuf und erweckte den Anschein, als gefalle es ihm, den Disput gewonnen zu haben.
    »Wie gesagt, man muss seine Feinde kennen«, erwiderte der Templer leise und mit gesenktem Blick.
    Eine Weile saßen sie schweigend da und starrten in ihre Mokkatassen. Es war nicht

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