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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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ablesen, wer den Meineid geschworen hatte.
    Arn betrachtete sie eine Weile mit erhobenem Schwert, dann drehte er sich etwas zur Seite und schlug dem Pferd den Kopf ab. Er sprang schnell beiseite, um nicht von den Hufen des zuckenden Pferdes oder von dem emporspritzenden Blut getroffen zu werden. Dann trocknete er ruhig mit einem Lappen, den er unter seiner Tunika hervorzog, die Klinge seines Schwertes ab und steckte es wieder in die Scheide. Schließlich hob er die Hand, um die Menge wieder zur Ruhe zu bringen.
    Das Pferd solle jetzt in zwei gleich große Hälften geteilt werden, erklärte er. Das bedeute, dass der Mann, der den Meineid geschworen habe, unverdient ein halbes Pferd zur Belohnung bekomme. Gott würde ihn aber umso härter bestrafen.
    Der andere Mann würde auch nur ein halbes Pferd bekommen, obwohl er die Wahrheit gesagt habe. Er würde umso reicher von Gott belohnt werden.
    Die Schinderknechte kamen mit ihrer Karre und luden den Pferdekadaver und den Kopf des Tieres auf. Dann streuten sie Sand auf das Blut, verbeugten sich vor Arn und verschwanden eilig.
    Es folgte eine Reihe für Siegfried vollkommen uninteressanter Streitigkeiten, bei denen es meist um Geld ging. Arn und sein sarazenischer Richter plädierten meist für einen Vergleich, außer in einem Fall, in dem sie einen der Streitenden der Lüge überführten. Hier wurde der Schuldige zur Prügelstrafe verurteilt.
    Die letzte Verhandlung des Tages war eher ungewöhnlich. Das entnahm Siegfried dem Flüstern und den neugierigen Blicken des Publikums. Eine junge Beduinenfrau
ohne Schleier und ein ebenso junger Beduine in schönen Kleidern traten Hand in Hand vor. Sie baten um zwei Dinge: zum einen um Asyl in Gaza, das sie vor rachsüchtigen Eltern schützen würde, und zum anderen darum, von einem der rechtgläubigen Kadis in Gaza getraut zu werden.
    Arn erklärte sofort, dass ihnen das eine Begehren sofort gewährt würde. Sie sollten beide Asyl in Gaza erhalten.
    Über die andere Frage führte er eine lange geflüsterte Unterhaltung mit Utman ibn Khattab. Sie wirkten beide bekümmert, runzelten die Stirn und schüttelten oft den Kopf. Schließlich stand Arn auf und hob seine rechte Hand, um die Menge zum Schweigen zu bringen. Das Gemurmel erstarb sofort. Alle sahen seinem Urteil mit größter Spannung entgegen.
    »Du, Aischa, mit dem Namen der Frau des Propheten, der Friede sei mit ihm, bist eine Banu Qays, und du, Ali, mit dem Namen eines heiligen Mannes, den manche Kalif nennen, bist ein Banu Anaza. Ihr kommt von unterschiedlichen Stämmen, die beide den Templern und mir gehorchen. Da eure Verwandten miteinander verfeindet sind, würde es zu einem Krieg führen, wenn ich euch erlauben würde, euch vor Gott zu vereinigen. Deswegen kann euch dieser Wunsch jetzt nicht erfüllt werden. Aber das ist nicht das letzte Wort, das verspreche ich euch. Geht in Frieden!«
    Als Siegfried die fränkische Übersetzung hörte, war er verblüfft, dass sich ein Bruder vom göttlichen Templerorden mit dem Problem dieser Wilden abgab, ob sie nun heiraten sollten oder nicht. Er bewunderte jedoch Arns Würde, und es war ihm nicht entgangen, mit welchem Respekt sowohl die Gläubigen als auch die ungläubigen Sarazenen seinen Richterspruch aufgenommen hatten.
    In den nächsten Stunden hatte er keine Gelegenheit, mit Arn darüber zu sprechen, da er erst zur Vesper musste und anschließend ins Refektorium. Dort aßen sie zwar zusammen mit allen anderen Rittern auf derselben Seite des Saals, aber während der Mahlzeit wurde geschwiegen.
    Zwischen dem Abendessen und der Komplet und in den darauffolgenden Stunden, in denen Wein getrunken und Befehle für den folgenden Tag gegeben wurden, hatten sie jedoch reichlich Gelegenheit, sich zu unterhalten.
    Siegfried wusste nicht, was er von der ganzen Gerichtsverhandlung halten sollte. Daher sprach er anfänglich nur von der Berechtigung der einzelnen Urteile, als würde er um der Diskussion willen diese Form der Rechtsprechung akzeptieren, bei der Sklaven wie Christenmenschen behandelt wurden. Noch verwunderter war er, als er von Arn erfuhr, dass Utman ibn Khattab der eigentliche Richter war. Er hatte viel Erfahrung in dieser Arbeit, besonders in der Interpretation der Scharia, dem Gesetz der Ungläubigen.
    Dass Arn auftrat, als sei er der eigentliche Richter, war nur ein Schauspiel, wenn auch ein notwendiges, das sogar Utman ibn Khattab ohne Schwierigkeiten akzeptierte. Gaza gehörte den Templern, und allen dort musste

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